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Sabine Friedel
SPD
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Frage von Walter S. •

Frage an Sabine Friedel von Walter S. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrte Frau Friedel,

Ihr Mitbewerber im Wahlkreis, Herr Lichdi (Bündnis90/Grüne) hat mehrfach öffentlich geäußert, der CDU diesen Wahlkreis als Direktkandidat abnehmen zu wollen.

Man könnte es als einen - für einen Politiker eigentlich blamablen - Mangel an Realitätssinn abtun, wenn nicht in einer von Bündnis 90/Grüne verteilten Wahlkampfzeitschrift auch ein möglicher Weg aufgezeigt würde: Die Kandidatin der SPD solle - so heißt es - ihre potenziellen Wähler auffordern, Herrn Lichdi zu wählen, da sie ohnehin chancenlos sei. Hier wird wenigstens Realitätssinn gezeigt, dass Herr Lichdi kaum potenziellen CDU- oder FDP- Wählern mit seinem bisherigen Auftreten Stimmen abnehmen kann.

Liebe Frau Friedel, stimmen Sie Herrn Lichdi zu und betrachten Sie sich als chancenlos und wollen Sie so verfahren ?

Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, dass Wähler mit dezidiert sozialdemokratischer Haltung und auch Wähler mit noch nicht gefestigter Wahlneigung CDU oder FDP von Ihnen ausgerechnet auf Lichdi wechseln würden.

Wie beurteilen Sie das Wahlkampfauftreten von Herrn Lichdi? Ist die CDU tatsächlich so schlimm, dass - nur um sie zu ärgern - ein grüner Kandidat einer SPD-Kandidatin Stimmen abspenstig machen will?

Mit freundlichem Gruß,

Walter Siegemund

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Siegemund,

vielen Dank für die Frage - die ist ja nicht ohne :-)

Ich werde meinen Wählerinnen und Wählern NICHT empfehlen, Herrn Lichdi zu wählen, und zwar aus folgenden Gründen:

1. Die Erststimme ist eine Personenstimme. Hier geht es um Kompetenz und Vertrauen. Es geht darum, ob die antretende Person fachlich und menschlich geeignet ist, die politischen Positionen der Partei, für die sie antritt, durchzusetzen.

2. Ich bin in der SPD, nicht bei den Grünen. Die politischen Übereinstimmungen zwischen meiner Partei und Herrn Lichdis Partei sind ohne Frage größer als zwischen meiner Partei und der von Herrn Schreiber. Dennoch: So manches unterscheidet unsere Parteien voneinander - inhaltlich und auch vom politischen Stil her.

3. Entscheidend für die künftige Politik in Sachsen ist die politische Zusammensetzung des Landtages - und hier gehts um die Zweitstimme. Die sächsische SPD hat schon viel geschafft in der Regierung, und noch sehr viel vor, vor allem im Bereich der Bildungspolitik. Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass die SPD viele Zweitstimmen erhält. Ich will mit meiner Kandidatur dazu beitragen: Wenn manche Leute sagen "Oh, die Friedel, die kenn ich doch schon aus dem Stadtrat, die macht ihre Sache gut, dann wähle ich die und die SPD", dann habe ich viel erreicht.

Ob ich meine Kandidatur als chancenlos betrachte? Nun, Sie mahnen zu Recht Realitätssinn an. Wenn man nach den bisherigen Wahlergebnissen geht, dann sind die Chancen für ein Direktmandat recht gering (und das gilt für die Grünen noch viel mehr): Bei der letzten Landtagswahl hat die CDU 56 der 60 Direktmandate errungen, die damalige PDS 3 und die SPD eines. Die SPD hatte damals 11,4 Prozent aller Erststimmen, die Grünen 6,1. In solch einer Situation Direktmandate zu versprechen, halte ich für unredlich. Daher werde auch ich Ihnen nicht versprechen, das Direktmandat zu gewinnen - selbst wenn Herr Lichdi für mich zurückzieht ;-) Wir werden sehen, wie sich die Wählerinnen und Wähler entscheiden, jedenfalls ist das Rennen spannend.

Das Wahlkampfauftreten von Herrn Lichdi haben die Wählerinnen und Wähler zu beurteilen, nicht ich. Ich habe in meinem Wahlkreis die besondere Situation mit einem Augenzwinkern auf ein Plakat gebracht: Da sieht man einen schwarzen und einen grünen Stier, die wutschnaubend aufeinander losgehen. "Testosteron macht Krach. Ich mache Politik: Mehr Gemeinschaftsschulen, Mindestlohn, Integration" steht darunter. Auf das Plakat habe ich viel Zustimmung und auch Kritik geerntet. Es beschreibt die Situation recht gut, finde ich: In meinem Wahlkreis geht es meinen Mitbewerbern von schwarz und grün in erster Linie darum, dem jeweils anderen so weit wie möglich zu schaden. Ich dagegen möchte gern, dass die politischen Inhalte bei der Wahlentscheidung eine Rolle spielen, und nicht die Gegnerschaft zu der einen oder anderen Partei.

Beste Grüße

Sabine Friedel

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