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Rita Schwarzelühr-Sutter
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Frage von Elisabeth V. •

Frage an Rita Schwarzelühr-Sutter von Elisabeth V. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin und Bundestagsabgeordnete der SPD Rita Schwarzelühr-Sutter,

ich möchte, mit Verlaub, eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit Ihnen hier stellen angesichts der Tatsache dass ich eben "nur" 3 Schwestern habe und auch dass es mich (und auch meine 3 Schwester) einigermaßen stört, dass bei Frauenteamssportarten -wie z.B. zuletzt die Frauenfußball WM in Frankreich oder die Frauenhockey EM in Belgien; das eben bei solchen Gruppensportereignisse wenn die deutsche Nationalhymne ertönt die deutschen Sportsfrauen dann eben zuhören müssen (oder wenn Sie wollen sogar den Text mitsingen "müssen") den Text der Nationalhymne der auch diese Zeile bekanntlich enthält, ich zitiere: "danach lasst uns alle streben B R Ü D E R L I C H mit Herz und Hand" ?!? Mein Mann und auch ich würden eben statt "brüderlich" T O L E R A N T vorziehen ! Unser Bundespräsident a. D. Joachim Gauck hat eben ein Buch geschrieben mit dem Titel "TOLERANZ" und auch Frau Dr. Angela Merkel hat im Europaparlament einmal tiefgründig gesagt : TOLERANZ IST DIE SEELE EUROPAS ! Angesichts der nicht aufhörenden Diskussionen über den "richtigen" Text der Nationalhymne wäre es nicht einigermaßen gendergerechter wenn man das obsolet (in diesem Kontext) verwendete Wort (Adjektiv) "brüderlich" mit dem symbolstarkem Wort "TOLERANT" OFFIZIELL ERSETZEN WÜRDE ?? Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Mit freundlichen, gerechtigkeitsliebenden Grüßen
Elisabeth V.
Todtnau im Hochschwarzwald

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau V.,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 1. September 2019, in der Sie Ihre Änderungsvorschläge zur deutschen Nationalhymne kundtun.

Auch wenn ich dafür Verständnis habe, dass Sie sich mit der ursprünglichen Formulierung „brüderlich“ aus dem Jahr 1841 nicht identifizieren können, möchte ich mich ungern von diesem Wort trennen. Gemeint ist damit aus meiner Sicht nämlich keinesfalls eine patriarchalische oder intolerante, mithin diskriminierende Art und Weise des Strebens nach den Grundwerten unserer Demokratie– Einigkeit, Recht und Freiheit.

Vielmehr drückt das Wort „brüderlich“ als Sinnbild eine besonders starke, familiäre Verbundenheit mit etwas oder jemandem aus: Geschwister sind unzertrennbar, denn sie haben einen gemeinsamen Ursprung und sind zusammen aufgewachsen. Das ist eine tiefprägende Lebenserfahrung und vermittelt letztlich ein gänzlich anderes Gefühl der Loyalität und Überzeugung als das der „Toleranz“.

Natürlich müsste es korrekterweise schwester- und brüderlich heißen. „Toleranz“ hat eine andere Bedeutung und ist nicht synonym. Toleranz bedeutet, andere Meinungen, Anschauungen oder Haltungen neben seiner eigenen gelten zu lassen. Meines Erachtens geht gerade das jedoch bereits aus dem Bekenntnis zum in der Hymne besungenen „Recht“ hervor, d.h. der Gerechtigkeit– konkret ausgestaltet z.B. in Form der Meinungs- und Religionsfreiheit in unserem Land.

Unser Grundgesetz ist eine lebendige Verfassung. Es bietet ein stabiles Gerüst demokratischer Institutionen und strahlt einen Freiheitsgeist aus; beides hat uns Deutsche nach 70 Jahren weit gebracht. Ich finde, eine Nationalhymne sollte genauso zeitlos und positiv interpretiert werden. Helfen würde tatsächlich ein Synonym, das dann auch zum Lied bzw. zur Musik passt.

Mit freundlichen Grüßen nach Todtnau
Rita Schwarzelühr-Sutter, MdB

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