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Frage von Robert S. •

Frage an Reinhard Schultz von Robert S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehreter Herr Schulz,
ich bin seit kurzem aktiver Paintballspieler und bin begeistert von der Offenheit und Integrationsfähigkeit der Szene. Nun wird von ihrer Partei ein Verbot dieses Sports mitgetragen aus Gründen die einer objektiven Betrachtung nicht standhalten. Das Verbot wird auf den Amoklauf von Winnenden zurückgeführt, bei dem der Amokläufer keinerlei Kontakt zu Paintball hatte und diesen auch garnicht haben durfte, da er 17 war und Paintball in Deutschland erst ab einem Alter von 18 Jahren zugelassen ist. Des weiteren ist Paintball ein absoluter Teamsport, sodass er in Amerika und England sogar von Firmen genutzt wird um ihre Mitarbeiter in Teamfähigkeit zu schulen. Diesen Sport als Einzelgänger zu spielen ist schlicht unmöglich! Begründet wird das Verbot ebenfalls mit der Menschenverachtung da es sogenanntes "simuliertes Töten" enthält. Doch es wird nicht beachtet das man beim Paintball draußen ist, egal ob man an seiner Ausrüßtung oder an einem Körperteil getroffen wird. Man kann ebenfalls Gewinnen indem man die Flagge des Gegners zu seinem eigenen Startpunkt zurück bringt. Es ist mir unverständlich wieso man Paintball aus diesem Grund verbieten will obwohl Fechten, bei dem man nur durch das "Töten" des Gegners Punkte sammeln kann, eine olympische Distziplin ist. Das selbe gilt für Kampfsportarten, Ritterspiele, Wasserpistolen, Räuber und Gendarm, Computerspiele und sogar Schach. Es wurde in verschiedenen, unabhänigen Gutachten von Psychologen bestätigt, das Paintball kein gewaltätiges Verhalten fördert. Ich kenne die Szene mitlerweile relativ gut und kann sagen das es sich hier nicht um Kriegsnarren und Waffenvernatiker handelt. Das beste Beispiel bin ich selbst. Ich habe Zivildienst gemacht obwohl ich auch hätte zum Bund gehen können. Da ich jedoch kriegerische Handlungen ablehne habe ich mich für den Zivildienst entschieden.
Mich würde interessieren welche Meinung Sie bezüglich dieses Themas vertreten. Für mich ist das ganze purer Aktionismus.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Stricker,

vielen Dank für Ihre Frage an abgeordnetenwatch vom 8. Mai, in der Sie mich um meine Position zum geplanten Paintball-Verbot baten.

Ich halte von dem Verbot von Paintball nichts. Zumindest hilft es nicht im Zusammenhang mit Vorbeugung gegen Amokläufer. Es wäre ein Placebo, das unserem eigentlichen Anliegen nicht dient. Nach den ersten Beratungen wurde nun beschlossen, das geplante Verbot zunächst wieder aus dem Gesetzentwurf herauszunehmen. Die Frage, ob bestimmte Formen von Laserdrome- oder Paintball- / Gotcha-Spielen die innere Hemmschwelle zu gewalttätigen Konfliktlösungen herabsetzen, soll nun unabhängig vom laufenden Gesetzgebungsvorhaben zunächst unter Einbeziehung von kriminologischen, psychologischen und soziologischen Gutachten geklärt werden.

Ausgangspunkt der aktuell beratenen Gesetzesänderung im Waffenrecht ist der jüngste Amoklauf in Winnenden. Es geht uns darum, weitere Gewalttaten dieser Art in Zukunft so umfassend wie möglich zu verhindern. Dabei gibt es zwei wichtige Aspekte. Zum einen die Verfügbarkeit von Waffen und zum anderen die sozialpsychologische Entwicklung von Jugendlichen.

Aus meiner Sicht steht fest: Waffen schweren Kalibers dürfen nicht in Privathaushalten aufbewahrt werden. Sie gehören unter Verschluss in sicheren Räumen der Schießsportvereine. Das bedeutet auch, dass die Genehmigung zur Aufbewahrung von Waffen kleineren Kalibers in Privathaushalten deutlich restriktiver erfolgen muss. Die entsprechenden Regelungen des Gesetzentwurfes unterstütze ich.

Amokläufer sind wie Zeitbomben. Sie treten nicht durch Teilnahme an Kampfsportarten und ähnlichen Ereignissen in Erscheinung, sondern flüchten sich in eine eigene Welt, die Dritten kaum zugänglich ist. Eine Aufgabe insbesondere der Bundesländer ist es darum, dafür zu sorgen, dass an den Schulen mehr auf jeden einzelnen Jugendlichen geachtet wird. Auffällige Jugendliche bedürfen einer guten sozialpsychologischer Betreuung.

Ich versichere Ihnen, dass wir uns intensiv mit allen Aspekten einer Verschärfung des Waffenrechtes auseinandersetzen und alle Argumente sorgfältig abwägen. Die Diskussion, auch in der SPD, ist noch nicht abgeschlossen.

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Schultz