Fragen und Antworten

Portrait von Philipp Brammer
Antwort von Philipp Brammer
Bündnis 90/Die Grünen
• 21.09.2018

(...) Alle Argumente, die Sie nennen, sind exakt die Argumente, die mich überzeugen, dass diese Stromtrasse vollkommen unnötig ist. Ich könnte mir die Beantwortung Ihrer Frage also einfach machen und sagen: Jawohl, ich bin entschiedener Gegner dieses Projektes. (...)

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Über Philipp Brammer

Ausgeübte Tätigkeit
Schauspieler
Geburtsjahr
1976

Philipp Brammer schreibt über sich selbst:

Portrait von Philipp Brammer

Ich bin 42 Jahre alt und von Beruf Schauspieler. Derzeit bin ich am Theater Hof engagiert.
Für Politik habe ich mich schon immer interessiert. Aber Interesse allein reicht nicht für Veränderungen. Gewaltige Aufgaben stehen unserer Gesellschaft in gar nicht mal so ferner Zukunft bevor. Und ich habe mich entschlossen, aktiv zu werden, um Lösungen für die Zukunftsprobleme mitzuentwickeln. Denn manchmal ist es eben nicht nur mit Meckern getan, manchmal muss man auch was machen.
Direkter Anlass für mich, in die Politik einzusteigen, war die Brexit-Abstimmung. Ein deutliches Beispiel dafür, dass ein vielleicht berechtigtes Gefühl der Unzufriedenheit gepaart mit Uninformiertheit das Zeug hat, Gesellschaften zu spalten.
Wenn jemand mit dem politischen Ist-Zustand unzufrieden ist, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder lässt man „Politik“ desinteressiert über sich ergehen, als sei sie wie das Wetter hinzunehmen. Oder man entscheidet sich, aktiv an Veränderung und Entwicklung teilzunehmen, um damit die Möglichkeit zu haben, die Zukunft der Gesellschaft und damit auch die eigene Zukunft zu einer besseren zu machen.
Ich habe mich für zweiteres entschieden.

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Kandidaturen und Mandate

Kandidat Bayern Wahl 2018

Angetreten für: Bündnis 90/Die Grünen
Stimmkreis: Hof
Stimmkreis
Hof
Wahlkreisergebnis
8,29 %
Wahlliste
Oberfranken
Listenposition
6

Politische Ziele

Während meiner Schulzeit im niedersächsischen Stade musste ich, wie jeder, ein Betriebspraktikum machen, um das Arbeitsleben kennenzulernen. Zu der Zeit wollte ich unbedingt Diplomat werden. Nun, leider gab und gibt es in Stade erstaunlich wenige diplomatische Vertretungen, um nicht zu sagen gar keine. Während meine Mitschüler/innen ihr Praktikum wahlweise in Autowerkstätten oder im Vorzimmer des Rechtsanwalts, der zufällig ihr Onkel war, verbrachten, wollte ich dann wenigstens irgendwohin, wo man sonst nicht hinkommt. Also bewarb ich mich im örtlichen Atomkraftwerk. Die hätten mich auch genommen, allerdings nur in der Verwaltung. Ich aber wollte unbedingt hinein, ich wollte sehen, wie das funktioniert, ob das alles wirklich so sicher ist, wie mir mein Physiklehrer glauben machen wollte. Nicht dass ich in meinem jugendlichen Übermut in der Lage gewesen wäre, zu erkennen, wenn es nicht so gewesen wäre, aber tatsächlich sind Atomkraftwerke gefährliche Orte, so gefährlich, dass man Schüler im Betriebspraktikum auf gar keinen Fall hineinlassen darf. Ich verbrachte dann mein Betriebspraktikum an einem anderen Ort, an den man zumindest lebend nicht so häufig hinkommt, in der Pathologie des Krankenhauses, aber das ist eine andere Geschichte.

Heute blicke ich mit einer gewissen Genugtuung darauf zurück, denn das Kernkraftwerk Stade gibt es nicht mehr. Es ist nicht nur vom Netz, sondern sogar schon fast vollständig zurückgebaut. Und in der Zeit des Rückbaus haben dort bedeutend mehr Menschen gearbeitet als während der Betriebszeit. Viele junge Menschen sind dort in die Lehre gegangen, haben gelernt, wie man ein Atomkraftwerk abbaut. Wenn das kein Beruf mit Zukunft ist.

Dass das ein Beruf mit Zukunft ist, zeigt, dass Grüne Politik wirkt. Es dauert vielleicht lang, diese dicken Bretter zu bohren, aber es geht. Das ist gut zu wissen, denn heute haben wir es mit mächtigen Brettern zu tun.

Energiewende, Digitalisierung mit all ihren Auswirkungen, Klimaschutz, Umweltschutz, Mobilitätswende. Alles große Begriffe, die in vielen Reden vorkommen. Alles mächtige Bretter, die gebohrt werden müssen. Nehmen wir zum Beispiel die Mobilitätswende. Wir alle wissen in den Tiefen unserer Herzen, dass wir sie einleiten müssen, wenn wir nicht im Verkehr im wahrsten Sinne des Wortes ersticken wollen. Neulich habe ich nach einer Verbindung nach Prex gesucht, das liegt an der tschechischen Grenze. Mit dem Auto braucht man ungefähr 20 Minuten, nach einer öffentlichen Anbindung habe ich vergebens gesucht. Es gibt keine. Und das ist kein Weiler mit zwei Bauernhöfen, da leben ein paar hundert Menschen. In München oder Nürnberg kann man schnell von Mobilitätswende reden, aber wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, dann müssen wir die Menschen in Prex mitnehmen, dann braucht es dort eine vernünftige öffentliche Anbindung zu bezahlbaren Preisen, damit die Leute dort ihr Auto überhaupt stehen lassen können. Und ich bin mir sicher, so wie ich kann jeder von Euch etliche Orte nennen, bei denen das genauso ist.

Nehmen wir die Energiewende. Wie will man den Menschen erklären, warum sie mit teurer EEG Umlage etwas finanzieren, wovon sie scheinbar nichts haben, wenn dann die großen Leitungen statt erneuerbarer Energien erstmal Braunkohlestrom transportieren, damit die alten Dreckschleuderkraftwerke noch ordentlich Geld abwerfen. Wir müssen Druck machen, damit die Energiewende zu einem Erfolg wird, wir müssen die Kohle abschalten, damit die Erneuerbaren endlich Vorfahrt haben. Und wir müssen auch und besonders in Bayern Druck machen, denn wie wir gerade eindrucksvoll erleben, wenn wir nach Berlin schauen, tut die CSU das nicht. Wir müssen Dampf in den Prozess bringen, damit wir den Dampf aus den Kohlekraftwerken rausnehmen können.

Nehmen wir die Digitalisierung. Ein großes Feld voller Chancen für die Gesellschaft, aber auch voller Risiken. Wir müssen uns heute überlegen, wie wir diesen riesigen gesellschaftlichen Umbruch vorbereiten, ihn politisch begleiten, lenken. Damit wir nicht dastehen mit schönen automatisierten Werkzeugen, die alles für uns machen und uns überall hinbringen, die wir aber gar nicht nutzen können, weil wir arbeitslos sind und sie uns nicht gehören. Damit wir nicht dastehen wie heute vor dem Internet, wo wir uns heute von wenigen großen Firmen wie Google vorschreiben lassen, zu welchem Preis wir uns im digitalen Raum bewegen und die Gesellschaft praktisch keine Chance mehr hat, zu sagen, dass wir das so aber gar nicht gewollt haben.

Viele große Aufgaben warten auf uns, die wir aber gar nicht allein in Bayern lösen können, ja nicht einmal in Deutschland. Angefangen bei Migration und keineswegs endend bei Klimaschutz brauchen wir ein vitales, kräftiges Europa. Mein Herzensthema! Was das mit dem bayerischen Landtag zu tun hat? Eine Menge! Nicht umsonst gibt es ein bayrisches Europastaatsministerium, nicht umsonst hat der Lissaboner Vertrag den Teilstaaten, wie Bayern einer ist, ein eigenes Recht eingeräumt, in Europa mitzureden! Bayern hat in Brüssel eine Landesvertretung in einem pompösen Gebäude. Ich will, dass aus diesem Gebäude nicht nur heiße Luft und Europanörgelei dringt. Ich will, dass Bayern eine laute Stimme für Europas Zukunft ist, denn Bayern profitiert enorm von einem Europa, das Zukunft hat. Ich will, dass Bayern nicht mehr das Land ist, in dem sich die Regierung, statt für die Zukunft zu kämpfen, sich lieber mit Viktor Orban trifft und laut nach Abschottung ruft. Gerade in Oberfranken müssten die Leute doch eigentlich wissen, was es bedeutet, im Schatten von Zäunen und Mauern zu leben. Ich will, dass alle kapieren, dass Mauern, Zäune, Abschottungen, wie auch immer sie aussehen mögen, keineswegs alles Unerwünschte draußen halten. Sehr wohl aber die Gesellschaft innerhalb der Mauern wirtschaftlich wie auch geistig versumpfen lassen. Ich will kämpfen für ein weltoffenes Europa, das für die Welt ein Gewinn sein kann.

Es gibt viele dicke Bretter zu bohren. Und wir Grünen können sehr gut Bretter bohren. Wir Grüne sind eine laute Stimme für eine Zukunft, in der wir alle gerne leben wollen. Und ich möchte für die Grünen eine laute Stimme im bayerischen Landtag sein. Eine laute Stimme sowohl für die Menschen in Prex als auch für ein starkes, gerechtes und zukunftsfähiges Europa.