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Petra Pau
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Frage von Patrick D. •

Frage an Petra Pau von Patrick D. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrte Frau Pau,

Sie schreiben es sich auf die Fahne auf Grund Ihrer Lebenserfahrung in der DDR, besonders wachsam zu sein, wenn es um die Themen Bürgerrechte und Überwachung geht.

Sie selbst behaupten von der Stasi und Ihren Machenschaften nichts gewusst zu haben. Sie haben in der DDR studiert, waren Lehrerin und Pionierleiterin (was nebenbei bemerkt nur als linientreuer Bürger möglich war) und wollen nicht bemerkt haben, was Millionen wussten?!
Entweder Lügen Sie uns Wähler an, ohne die Farbe Ihrer Gesinnung anzunehmen oder Sie sind so naiv, dass Sie als Politikerin schlicht weg ungeeignet sind.

Ich selbst bin im Jahr ´89 entbehrungsreich über das heutige Tschechien, Ungarn und Österreich geflohen und bin absolut Fassungslos, ob Ihrer Haltung zu Ihrer Vergangenheit.

Ich beziehe mich hier insbesondere aus Ihren Auftritt in der Sendung "Uwe hat keinen Bock" von Christian Ulmen, die bei youtube kostenlos einsehbar ist. Im Speziellen beziehe ich mich hier auf den Abschnitt 4/6

Also nun nochmal meine Frage aus Sicht eines Bürgers, dessen Familie den grausamen Apparat DDR am eigenen Leib erfahren hat. Wie können Sie, als ehemalige Systemkonforme heute mit ruhigen Gewissen behaupten, es sogar zu Ihrem Wahlkampfthema machen. (Sinngemäße Nachrede) Ich setzte mich für Bürgerrechte ein, decke Misstände auf und stelle mich dagegen.
Und gestatten Sie mir noch eine Nachfrage, waren Sie jemals auf einer Montagsdemonstration oder einer anderen DDR-Regime kritischen Demonstration?

Bitte sehen Sie mir den Teils etwas schärferen Ton nach.

Über ein ehrliches Statement würde ich mich an dieser Stelle sehr
freuen,

mit freundlichen Grüßen,

Patrick Dörfler

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Sehr geehrter Patrick Dörfler!

Ja, im Gegensatz zu Ihnen und vielen anderen, habe ich gern in der DDR gelebt und bei alledem viel zu viel verdrängt oder übersehen oder für heilbar gehalten. Ich habe daher auch nicht an Montags-Demos teilgenommen. Allerdings hatten mich die Ereignisse im Herbst 1989 längst aus meinem „Dornröschen-Schlaf“ geweckt. Ich kann Ihnen hier meine zunehmenden Zweifel und Selbstzweifel nicht beschreiben, sondern lediglich das Fazit meiner für mich sehr schmerzlichen Überlegungen zusammenfassen: Die DDR, das gesamte sozialistische System sowjetischer Prägung, ist gescheitert - zu Recht.

Das ist meine tiefe Überzeugung. Deshalb engagiere ich mich im Bundestag für eine gerechte „Entschädigung“ derer, die in der DDR Repressalien erleben mussten, und ich wende mich - auch in der eigenen Partei - gegen eine ostalgische Verklärung der DDR-Wirklichkeit. Allerdings, auch das gehört zum Gesamtbild, bin ich nicht bereit, die DDR auf Verbrechen und Verbrecher zu reduzieren, wie es derzeit leider oft aus sachfremdem Kalkül versucht wird.

Damit sich Ihr Bild von mir nicht auf einen kleinen TV-Ausschnitt reduziert, empfehle ich Ihnen zwei aktuelle Reden von mir. Sie finden beide auf meiner Web-Seite ( http://www.petrapau.de ). Die eine habe ich mit „Gedanken zur Freiheit durch Sozialismus“ überschrieben. Es war ein Vortrag bei der „Rosa-Luxemburg-Stiftung“ in Tel Aviv (Israel) im März 2009, siehe: http://www.petrapau.de/16_bundestag/dok/down/090312_rede_rls_israel.pdf . Die zweite entstammt einer aktuellen Bundestagsdebatte. Ein Video über diese Rede kann bei youtube angesehen werden, siehe: http://www.youtube.com/watch?v=dgsNB8JKDd8&feature=channel_page .

Mit freundlichen Grüßen

Petra Pau

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