Portrait von Petra Pau
Petra Pau
DIE LINKE
80 %
45 / 56 Fragen beantwortet
Frage von Felix F. •

Frage an Petra Pau von Felix F. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Pau,

wie steht Die Linke zu den sogenannten Riesterrenten und wie können Sie als stellvertretende Bundestagspräsidentin auf die Rentenpolitik Ihrer Generation Einfluss nehmen?
Ich habe einen Riesterrentenvertrag gutgläubig abgeschlossen und bin leider vor einigen Jahren auf die dreisten Lügen der Berliner Volksbank reingefallen. Dort wurde mir gesagt, dass ich auch später aus diesem Vertrag verlustfrei aussteigen kann und für mich keine Kosten entstehen, schließlich handelt es sich um eine private Altersvorsorge.
Mich traf der Schlag als ich nach einem Jahr von der R+V Versicherung eine Rechnung bekam wonach von den eingezahlten 1946,00 EUR über 300 Euro Gebühren und Verwaltungskosten abgezogen wurden. Die Kosten entstehen jährlich, es sei denn, ich zahle weniger ein und habe damit auch weniger bis gar keine zusätzliche Absicherung im Alter.
Natürlich hat mir die Bank davon nichts gesagt und auch die Versicherung lehnte es ab, den Vertrag jetzt noch rückabzuwickeln. So einen superschlauen Fernsehanwalt wie jenen aus der Anwaltskanzlei Gerhard Baums, wie sie zu diesem Thema oft bei hart aber fair mit bürgernahmen Showeffekt auftreten, hatte ich leider nicht. Nur einen Anwalt, der mich darauf hinwies, dass eine Rückabwicklung bei (regierungs-) zertifizierten Versicherungen unmöglich ist und ich doch aus dem 150 seitenstarken Vertrag die Gebühren in Prozent hätte selber ausrechnen müssen. Toll!
Da die Beweispflicht bei mir liegt und die nächste Bundesregierung trotz aller Beteuerungen ganz sicher keine ausführliche Protokollierung von Bank-Beratungsgesprächen einführen wird, wende ich mich nun mal an eine Oppositionspartei. Auf Aussagen der Grünen werde bei diesem Thema nicht zählen, da es die Partei ist, die die Riesterpropaganda zu ihrer Regierungszeit am großartigsten betrieben hatte.
Von Bekannten weiß ich, dass Ihnen die selben Lügen vorgehalten wurden bevor man sie in einen solchen Riesterrentenvertrag reingequatscht hat!

Portrait von Petra Pau
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Felix Fusenreich,

zu allen Fragen, die ihren konkreten „Riester“-Vertrag betreffen, lassen Sie sich am besten von einer Verbraucherschutzzentrale beraten. Ich bin dazu weder befugt, noch kompetent.

Politisch habe ich die „Riester“-Rente immer abgelehnt. Und zwar vor allem aus zwei Gründen, inzwischen gibt es noch einen dritten.

Der erste Grund: Erst hatten SPD und Grüne mit Billigung der CDU/CSU und der FDP eine Absenkung der allgemeinen Rente um mehrere Prozent beschlossen. Dann schoben sie die „Riester“-Rente hinterher. Stellen Sie sich vor, ein Taschendieb klaut Ihre Brieftasche und bietet ihnen hernach eine geförderte Diebstahlversicherung an. Es wäre dasselbe Prinzip.

Der zweite Grund: Die „Riester“-Rente ist kapital-gestützt oder einfacher gesagt, sie ist ein Riesengeschäft für Versicherungen und Banken. Und so passieren wundersame Dinge. CDU/CSU, SPD und Grüne erhielten von der „Allianz“ plötzlich Parteispenden von jeweils 60.001 Euro. Die FDP musste sich mit 50.001 Euro begnügen. Ich bin stolz, dass DIE LINKE dabei leer ausging.

Der dritte Grund: Wer in „Hartz IV“ fällt, muss möglicherweise seine Ersparnisse aufbrauchen, eher er staatliche Leistungen beziehen kann. Dazu gehören bislang auch „Riester“-Versicherungen. DIE LINKE hat erst jüngst beantragt, diese Rückstellungen fürs Alter zu schützen. Alle anderen Parteien haben dies im Bundestag abgelehnt.

Ihre letzte Annahme, auch mich hätte man „in einen solchen Riesterrentenvertrag reingequatscht“, stimmt nicht. Das macht Ihre Lage natürlich nicht besser, gibt mir aber die Möglichkeit anzumerken: Ich halte das ganze Rentensystem für unsolidarisch, so lange Besserverdienende nicht in das allgemeine Rentensystem einzahlen. Abgeordnete gehöre zu den Privilegierten. Auch das will DIE LINKE ändern.

Mit freundlichen Grüßen
Petra Pau

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Petra Pau
Petra Pau
DIE LINKE