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Petra Pau
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Frage von Johannes B. •

Frage an Petra Pau von Johannes B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Guten Tag!

An unserer lokalen Förderschule(Sonderschule) hat aus dem letzten Abschlussjahrgang keiner einen Arbeitsplatz,bzw. Ausbildungsplatz finden können. In den vorigen Jahren war es sehr ähnlich.
Es handelt sich bei uns um eine ländliche Region, in der es allgemein wenige Arbeitsplätze gibt. Vor hundert Jahren haben diese gering qualifizierte Menschen als Knechte oder Mägde gearbeitet. Ich sage das ganz wertfrei. Immerhin hat sich jemand um die gekümmert und sie versorgt. Heute sind sie natürlich auch versorgt durch das ALG II. Sie sind aber nicht produktiv und das frustriert natürlich.
Woher soll ein Arbeitsplatz auf dem Land für sie kommen? Es müsste ja auch ein Arbeitsplatz sein, bei dem man deutlich mehr als ALG II erhält.
Ich denke es wird auch in 100 Jahren keine ausreichende Zahl an Arbeitsplätzen für gering qualifizierte in unserer Region geben.

Kann man die Menschen nicht als Gegenleistung für staatlich Leistungen zur Arbeit in öffentlichen Einrichtungen verpflichten? Natürlich kann man aus dieser Pflicht entbunden werden, wenn sich ein anderer Job ergibt, aber auf diese Weise wären die gering qualifizierten nützlich tätig.

Mit freundlichen Grüßen,

J.Bruns

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter J. Bruns,

vorab: Ich bin generell gegen Zwangsdienste, egal ob sie einen militärischen oder einen zivilen Zweck verfolgen. Anders ausgedrückt: Ich bin gegen die Wehrpflicht und ich bin gegen Arbeitsdienste.

Die millionenfache Arbeitslosigkeit und der Mangel an Lehrstellen sind kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches und damit ein politisches.

Ich weiß, jeder kennt Arbeitslose, die nicht arbeiten wollen. Und jeder kennt Jugendliche, die nicht lernen wollen. Aber wer das verallgemeinert und damit die Schuld beim Einzelnen ablehnt, ist ein Scharlatan.

DIE LINKE folgt einem anderen Ansatz. Bildung, auch Ausbildung, ist ein Menschenrecht. Sie stehen jeder und jedem zu, auch in Struktur schwachen Regionen und auf dem Lande. Deshalb fordern wir eine Ausbildungsabgabe. Zu zahlen ist sie von Betrieben, die ausbilden könnten, es aber nicht tun. Zugute kämen sie Betrieben, die ausbilden wollen, es sich aber nicht leisten können.

DIE LINKE will zudem einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor (ÖBS). Das ist eine Alternative zu „Hartz IV“. Sie bietet Arbeit in Würde, ist aber kein Zwangsdienst, sondern ein Angebot. Erste praktische Versuche gab es dazu in Mecklenburg-Vorpommern unter Rot-Rot. Inzwischen gibt es weitergehende Modelle im Land Berlin, wieder unter Federführung der Linken.

Arbeit und Würde haben gewiss etwas miteinander zu tun. Aber sie müssen auch zueinander passen. Wer Menschen zwingt, etwas gegen ihren Willen zu tun, bewirkt das Gegenteil. Das ist übrigens meine Hauptkritik an „Hartz IV“.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Pau

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