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Patrick Cem Öztürk
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Frage von Karl-Heinz S. •

Frage an Patrick Cem Öztürk von Karl-Heinz S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Öztürk,

was würden Sie denn in Zukunft am Bildungssystem ändern/verbessern? Wie können Sie diese Änderungen/Verbesserungen umsetzen? Und wie würden Sie sich dafür einsetzen?

Mit freundlichen Grüßen

Portrait von Patrick Cem Öztürk
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schindler,

zunächst einmal muss vermittelt werden, dass die bisherigen Investitionen im Bildungsbereich m.E. bis 2017 nicht ausreichend sind. Ich bin der Überzeugung, dass eine erfolgreiche Bildungsreform nur umgesetzt werden kann, indem Probleme wie die Klassengröße, Schulgebäude, Ausstattung, Personalkapazitäten, etc. noch mehr als bisher angegangen werden müssen. Das Hauptziel sollte es also sein genügend Investitionen für den Bildungsbereich im Haushalt zu reservieren.

Innerhalb dieses Rahmens sind folgende Aspekte anzugehen:

Bildung Allgemein

Chancengleichheit; spätestens seit PISA ist klar: Kinder aus sozial schwachen Familien haben ein mehrfach erhöhtes Risiko eine positive Bildungskarriere zu durchlaufen. Daher setze ich mich vehement für die Reduzierung der Kopplung von Bildungserfolg an die soziale Herkunft ein (u.a. durch frühkindliche Betreuung/Bildung, den Ausbau der Ganztagsbetreuung/Oberschulen, gesundes Essen in der Mensa der Schulen, verpflichtende Sprachförderung und Förderunterricht, außerschulische Förderung, Nachmittagsbetreuung sowie die finanzielle/personelle Förderung und Stärkung der Oberschulen, weiterführenden Schulen, Kindergärten und Grundschulen).

Leistungsprinzip; Fähigkeiten und Lernerfolge sollen entscheidend sein für den Bildungserfolg, nicht die soziale Herkunft. Daher setze ich mich für die schulische und außerschulische Förderung von lernschwachen wie auch von hochbegabten SchülerInnen ein (pädagogisch wie auch sozialpädagogisch und psychisch), mit dem Ziel dass kein Kind „zurückgelassen“ wird oder nicht sein volles Potenzial erschöpfen kann.

Ich lehne Selektion und somit ausbleibende Förderung von SchülerInnen ab; stattdessen sollen ALLE SchülerInnen so gefördert werden, dass sie ein gewisses Bildungsniveau sowie einen Schulabschluss erhalten. Die Einschätzungen der Lehrer sollen verbindliche Kriterien sein um die SchülerInnen einer spezifischen Förderung zuzuteilen. Ziel ist es, die Kapazitäten und Ressourcen für eine solche Förderung für jede Schule bereitzustellen oder diese zumindest kurz- und mittelfristig durch externe Träger verfügbar zu machen.

Reduzierung der Zahl von SchülerInnen ohne Schulabschluss (u.a. durch Erleichterung der Einrichtung individueller Förderangebote an Schulen, Reduktion der Klassengrößen, Erhöhung der personellen Ressourcen im Schulwesen).

Erziehung, Erwerb sozialer Kompetenzen und Persönlichkeit; im Fokus der Bildung soll vor allem auch die Fähigkeit stehen mit anderen Mitmenschen souverän, einfühlsam, fair und konstruktiv umgehen zu können. Diese Fähigkeit wird von Unternehmern bei Schulabgängern häufig vermisst. D.h., dass die Persönlichkeitsbildung der SchülerInnen mehr in den Fokus curricularer Vorgaben gestellt werden soll. Es muss darum gehen Eigenschaften und Einstellungen wie Motivationsfähigkeit, Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, politisches und soziales Engagement, selbstständiges Arbeiten, Solidarität oder Kritikfähigkeit zu vermitteln. Dieses Vorhaben geht mit einem Umdenken einher: weg von der normgebundenen Schule, die sich an der Prüfungsordnung orientiert, hin zur Schule, die die SchülerInnen dazu befähigt zu autonomen und mündigen Individuen heranzuwachsen, die die Inhalte, die in der Schule vermittelt werden, als Mittel zum Zweck verstehen lernen um damit ein glückliches und gesundes Leben führen zu können.

Autonomie und Reflexionsfähigkeit; damit SchülerInnen zu mündigen Mitmenschen unserer Gesellschaft heranwachsen, ist es wichtig ihnen die Fähigkeit zur (kritischen) Reflexion über sich selbst und gesellschaftliche Sachverhalte zu vermitteln, sie auf (kommunal-, landes-, und bundes-) politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Sachverhalte hinzuweisen und sie dafür zu sensibilisieren, sie an demokratischen Prozessen innerhalb der Schulen teilnehmen zu lassen, ihnen Spielraum für die Entfaltung der Persönlichkeit zu geben (Musik, Kunst, Sport, etc.) und sie eigene Erfahrungen in der Gesellschaft machen zu lassen (beispielsweise durch verpflichtende und langandauernde Praktika in sozialen Einrichtungen, durch das Eintreten in die Freiwillige Feuerwehr, etc.). Dazu sollen sie lernen Verantwortung zu übernehmen, in dem sie beispielsweise verpflichtet werden SchülerInnen aus kleineren Klassen bei den Hausaufgaben zu betreuen, etc. Um all diese Ziele jedoch erreichen zu können bedarf es auch die positive Entwicklung der SchülerInnen anzuerkennen und zu würdigen, in dem LehrerInnen den SchülerInnen Zeit widmen und indem LehrerInnen die SchülerInnen auch außerhalb des rein akademischen/schulischen Kontextes kennenlernen. Dies kann jedoch nur im Kontext der Ganztagsschule geschehen, die wiederum auch mit den entsprechenden personellen Kapazitäten ausgestattet werden müssen.

Erfahrungsbasiertes Lernen; einige Schulen sind bislang immer noch „Beschulungsanstalten“, in denen SchülerInnen belehrt bzw. „beschult“ werden. Ich setze mich dafür ein, ein Bewusstsein für den Umdenkprozess voranzutreiben - weg von der Beschulung, hin zum „learning by doing“. Bei diesem Vorhaben ist es wichtig auch Wirtschaftsbetriebe zur Kooperation mit den Schulen zu bewegen, sodass SchülerInnen Erfahrungen in Betrieben „aus erster Hand“ / „am eigenen Leib“ erfahren. Aber auch der Unterricht im Allgemeinen soll mehr in der Realität stattfinden, als in Form von Frontalunterricht.

Mehr Sportunterricht; im Zuge der Persönlichkeitsentwicklung sowie der gesundheitlichen Präventionsarbeit (psychisch, psychosozial wie physisch), die gesellschaftliche Entwicklung (jedes vierte Kind in Deutschland ist stark übergewichtig) und für ein nachhaltiges Lernen in der Schule, setze ich mich dafür ein, dass die Stundenzahl des Sportunterrichts (unter dem Aspekt des Gesundheitssports) an Bremerhavener und Bremer Schulen erhöht wird. Dazu soll geprüft werden, inwiefern das Konzept der Salutogenese (Stärkung der psychischen/psychosozialen Eigenschaften) sowie Gesundheitserziehung Anwendung im Sportunterricht finden kann.

Aufrechterhaltung des Abiturfachs Sport; ich setze mich dafür ein, dass Sport weiterhin als Abiturfach wählbar ist und dass für dieses Vorhaben angemessene Voraussetzungen herrschen.

Ernährungsbewusstsein; im Zuge der gesundheitlichen Präventionsarbeit, die gesellschaftliche Entwicklung (jedes vierte Kind in Deutschland ist stark übergewichtig) und für ein nachhaltiges Lernen in der Schule, setze ich mich dafür ein, dass die SchülerInnen zumindest in den Jahrgängen fünf bis zehn Ernährungskurse besuchen oder dass eine schulinterne oder schulexterne Ernährungsberatung, die gekoppelt an einen praktischen Teil (Kochen) stattfindet.

Gesunde Ernährung an Ganztagsschulen; außerdem soll im Rahmen der Ganztagsschule gesundes Essen in der Mensa angeboten werden. Caterer bzw. Küchenpersonal sollen gezielt auf diese Anforderungen geprüft und ausgesucht werden.

Sprache; v.a. für Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen oder für Kinder mit Migrationshintergrund ist die Sprache der Schlüssel zum Erfolg; daher setze ich mich dafür ein, dass die Sprachstandserhebungen in den Kindertagesstatten und in der Grundschule fortgeführt werden und dass Kinder mit Verzögerungen in der Sprachentwicklung noch gezielter als bisher gefördert werden.

Ganzheitlichkeit; durch eine lokale Bündnisstruktur (kommunales Gesamtkonzept) gilt es die Bremerhavener/Bremer Bildungslandschaft - von der Frühforderung über die Allgemeinbildung bis hin zur Weiterbildung in der nachberuflichen Phase - zu entwickeln. D.h., dass lokale Akteure und Institutionen sowie Schulen in Kooperationen treten sollen, um den SchülerInnen ein ganzheitliches Konzept anbieten zu können (u.a. gesundes Essen durch Catering/Mensa; Förderunterricht durch Nachhilfeorganisationen; Freizeitangebote durch Sportvereine, etc.; Arbeitsgemeinschaften durch lokale Akteure, etc.; sozialpädagogische Betreuung durch entsprechende Einrichtungen, etc., usw.). Zudem setze ich mich für die Einführung psychologisch-pädagogischer diagnostischer Verfahren und eine Erweiterung der Kompetenzen von Sozialpädagogen und Schulpsychologen an Schulen ein um individuelle Fördermöglichkeiten (bspw. Hochbegabung oder Förderbedarf) schnellst möglich festzustellen und um dementsprechend individuelle pädagogische Maßnahmen einzuleiten.

Einrichtung von Oster- und Sommercamps; ähnlich wie in den USA sollen Oster- bzw. Sommercamps eingerichtet werden, in denen Förderbedarf von SchülerInnen nachgeholt werden kann.

Mehr Autonomie und weniger Bürokratie; ich setze mich vehement dafür ein, dass allen Schulformen mehr Verantwortlichkeit übertragen wird, bei gleichzeitiger Einhaltung der behördlichen Rahmenbedingungen, um die Flexibilität bei der Anpassung der Schulen an die moderne Gesellschaft zu erhöhen. Auch momentane curriculare und rechtliche Vorgaben möchte ich so überarbeiten, dass sie zeitgemäß sind und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Fachdidaktiken sowie aus der Pädagogik und Psychologie beruhen und vor allem auch den Persönlichkeitsaspekt beinhalten. Der bürokratische Aufwand muss dabei reduziert werden.

Klassenstärken reduzieren, Schulausfall vorbeugen und personelle Kapazitäten erhöhen; um den Ansprüchen der inklusiven Pädagogik und der individuellen Förderung sowie der internen Differenzierung gerecht zu werden, muss (anders als von der Politik geplant) die Klassenstärke durch Erhöhung der personellen Kapazitäten sukzessive reduziert werden. Dies soll durch eine Erhöhung der personellen Ressourcen an Schulen geschehen, die ebenso dem Unterrichtsausfall vorbeugen soll.

Stadtteilschule e.V. als Ergänzung, nicht als Ersatz; ich setze mich dafür ein, dass die „Stadtteilschule“ nicht als Beschaffung „günstiger“ Lehrkräfte ausgenutzt wird, sondern sich als Überbrückungsmöglichkeit versteht, damit Lehramtsstudierende, die auf einen Referendariatsplatz in Bremen warten, weiterhin an das Land Bremen gebunden werden, anstatt das Bundesland zu verlassen. Der Anspruch an Lehrkräfte sowie Vertretungslehrkräfte bleibt das 2. Staatsexamen. Auch die Vertretungslehrkraft, die bei Ausfall einer Lehrkraft einspringt, soll möglichst nicht fachfremd unterrichten.

Sanierung von Schulgebäuden; ich setze mich dafür ein, dass Schulgebäude saniert werden. Ich halte dies (entgegen der derzeitigen Meinung in der Politik) für wichtiger als die Sanierung anderer öffentlicher Gebäude. Bisher sind 200 Millionen Euro hierfür investiert worden. Diese Investitionen müssen fortgeführt und Sanierungen verbindlich geplant werden.

(Früh-) kindliche Erziehung

Gezielte Stärkung der Grundschulen; finanzielle/personelle Unterstützung und schrittweise Ausweitung zur Ganztagstätigkeit; die Arbeit mit den kleinsten SchülerInnen ist grundlegend für deren weiteren Werdegang und daher besonders wichtig. Ich setzte mich dafür ein, die Strukturen der Grundschule weiterhin zu optimieren und eine hohe Qualität der Bremerhavener und Bremer Schulen zu gewährleisten. Zudem soll auch der Ausbau der Ganztagsschulen im Primarbereich stattfinden. Kurz- bis mittelfristig können dieser Ausbau sowie das Angebot eines Mittagstisches an der Grundschule ein sinnvolles Angebot zur Ergänzung der Horte sein.

Verbesserung der Ausbildung von ErzieherInnen, Erhöhung der Kita-Plätze und Anpassung der Kitas; die (leiblichen) Erfahrungen, die ein Kind in der frühesten Zeit macht, prägen das Kind für den Rest des Lebens. Auch die grundlegenden Züge der Persönlichkeit werden im frühen Entwicklungsstadium ausgebildet. Daher ist die Arbeit mit den Kleinsten grundlegend für deren weiteren Werdegang und daher äußerst von Bedeutung; um den Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, sollen ALLE Kinder die beste Unterstützung in den Kindergärten erhalten. Deshalb setze ich mich dafür ein, die Ausbildung von ErzieherInnen zu verbessern, sie an erziehungswissenschaftlichen, psychologischen und sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten und an die Anforderungen einer interkulturellen Gesellschaft anzupassen. Dabei soll auch das Image der ErzieherInnen verbessert und gezielt männliche Interessierte angeworben werden.

Gezielte Stärkung der Kindertagesstätten; finanzielle/personelle Unterstützung, Fortbildungen und gezielte Fördermaßnahmen; die Arbeit mit den Kleinsten ist grundlegend für deren weiteren Werdegang und daher besonders wichtig; Außerdem strebe ich eine engere inhaltliche Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstatten und den Grundschulen an. Die frühkindliche/kindliche Entwicklung der jungen Menschen ist besonders sensibel und verlangt eine behutsame und professionelle Betreuung und Förderung. Ich setze mich dafür ein, den Kindern die besten Voraussetzungen bereitzustellen um ihnen eine weitere positive Bildungskarriere zu verschaffen. Zudem sollen bereits im Kindergarten Sprachstandserhebungen durchgeführt und Sprachförderung angeboten werden. Ich setze mich vehement dafür ein, dass ALLEN Kindern ein frühzeitiger Kindergartenbesuch ermöglicht wird.

Gezielte Stärkung und Professionalisierung der Krippen; ich strebe danach einen Krippenplatz für jedes Kind bereitzustellen sowie den Nutzen dieser in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Dazu soll das Personal der Krippen jedoch auch eine Qualifizierung im Bereich erziehungswissenschaftlicher, psychologischer und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse durchlaufen sowie für die Anforderungen einer interkulturellen Gesellschaft bereitgemacht werden. Dieser Anspruch soll auch in der Ausbildung des Personals berücksichtigt werden. Die frühkindliche/kindliche Entwicklung der jungen Menschen ist besonders sensibel und verlangt eine behutsame und professionelle Betreuung und Förderung. Ich setze mich dafür ein, den Kindern die besten Voraussetzungen bereitzustellen um ihnen eine weitere positive Bildungskarriere zu verschaffen. Dabei soll auch das Image der Berufe, die die (früh-) kindliche Erziehung berühren, verbessert und gezielt männliche Interessierte angeworben werden.

Landesmittel; ich setze mich für die Landesmittelakquise für Bremerhavener Schulen ein, um die Zahl der Ganztagsschulen in den kommenden Jahren zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass die Ganztagsschulen in der Sekundarstufe I zu gebundenen Ganztagsschulen entwickelt werden können, wie es die Ganztagsschulverordnung für das Land Bremen vorsieht.

Rahmenbedingungen

Verbesserung der Arbeitsbedingungen für LehrerInnen und SchülerInnen; ich setze mich vehement dafür ein, dass der Arbeitsplatz des Schulpersonals - also die Schule - in angemessener Art und Weise gestaltet und modernisiert wird, dass SchülerInnen mit zeitgemäßen Medien ausgebildet werden und dass die Ausstattung der Schulen zeitgemäß, nachhaltig und reichlich verbessert wird.

Erhöhung der Ausbildungsplätze für Referendare; aufgrund des hohen Bedarfs an Lehrkräften und des damit verbundenen hohen Stundenausfalls, setze ich mich dafür ein, dass die Anzahl der Referendariatsplätze im Land Bremen erhöht wird (mehr als die geplante Steigerung von 18% auf 530 Plätze) sowie dafür Sorge zu tragen, dass versucht wird in Bremen ausgebildetes Personal auch an das Land Bremen zu binden (beispielsweise durch die Möglichkeit der sofortigen Übernahme). Zwar stehen die geburtenschwachen Jahrgänge bevor, allerdings sind die Schulen momentan auch so überfordert mit der momentanen Situation, dass so „freigewordene Kapazitäten“ dringend weiterhin benötigt werden. Vielmehr ergibt sich aufgrund des Geburtenrückgangs die Chance durch weitere sukzessive Erhöhungen der Kapazitäten und die damit verbundene Reduzierung der Klassengröße und die Möglichkeit individueller Fördermöglichkeiten die Qualität des Bremer Bildungssystems zu erhöhen.

Überprüfung der Lehrerausbildung; ich setze mich dafür ein, dass das neuangelegte Lehramtsstudium (Bachelor/Master) evaluiert und verbessert wird, um die Qualität der Lehrerausbildung zu optimieren.

Überprüfung der Schulqualität und Qualitätssicherung; ich setze mich dafür ein qualitative oder angemessene quantitative Evaluationen an Schulen durchzuführen um die Schul-/ Unterrichtsqualität und das Schul/-Lernklima zu erfassen (und zu verbessern). Dazu muss jedoch wissenschaftlich gewährleistet sein, dass die Studien auch tatsächlich Schulqualität abzubilden vermögen. Quantitativen Methoden sehe ich bislang skeptisch entgegen.

Schulsozialarbeit; ich setze mich dafür ein, dass ein flächendeckendes und ausreichendes professionelles Angebot an Schulsozialarbeiterdiensten an den Schulen zur Entlastung der Lehrkräfte bereitgestellt wird. D.h., dass sozialpädagogische Hilfen für SchülerInnen in psychosozialen Problemlagen, wie auch bei der Förderung der beruflichen und gesellschaftlichen Eingliederung in dem Umfang gegeben sein müssen, dass v.a. die Oberschulen die an sie neugestellten Anforderungen leisten können. Ich setze mich auch dafür ein entsprechende finanzielle Mittel beim Land wie auch beim Bund zu akquirieren.

Schulpsychologischer Dienst; ich setzte mich dafür ein, dass der schulpsychologische Dienst in engster Kooperation mit den Schulen arbeitet und dass auch eine ausreichend psychologische Betreuung für die SchülerInnen an den Schulen zur Entlastung der Lehrkräfte stattfindet um u.a. auch den Folgen von Mobbing, körperlicher Gewalt und Diskriminierung entgegenzuwirken.

Ich unterstütze die Umsetzung des Bremerhavener Schulentwicklungsplans zur Verbesserung der Unterrichtsqualität, zur Vermeidung von Schulausfall und zur gemeinsamen Beschulung von behinderten und nicht behinderten Kindern. Dazu betone ich jedoch auch, dass dafür die Schulen entsprechend ausgestattet werden und somit die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden MÜSSEN. Ich betone mit Nachdruck, dass ich mich für mehr finanzielle Mittel im Bildungsbereich einsetze.

Schule & Beruf

Modernisierung der berufsbildenden Schulen; der schnelle Wandel der Anforderungen des Arbeitsmarkts an den Arbeitnehmer erfordert flexible und autonome berufsbildende Schulen, die in der Lage sind organisatorische, curriculare und personelle Maßnahmen und Veränderungen selbstständig und schnell an den Arbeitsmarkt anzupassen. Daher setze ich mich dafür ein, den berufsbildenden Schulen mehr Autonomie und Eigenverantwortlichkeit zu übertragen.

Berufsorientierung; ALLE SchülerInnen ALLER Schulformen sollen frühzeitig auf die Arbeitswelt vorbereitet werden und sollen ab Jahrgang 8 u.a. innerhalb von Praktika Betriebe, soziale Einrichtungen und Berufsschulen kennen lernen.

Gründung von Kompetenzzentren; ich unterstütze den mehrjährigen Versuch unter dem Thema „Berufsbildende Schulen in Bremerhaven als regionale Kompetenzzentren“, bei dem unnötige Berufseinstiegswarteschleifen vermieden werden, indem ausschließlich Bildungsgange angeboten werden, die weiterführende Qualifikationen ermöglichen. Insbesondere doppelt qualifizierende Ausbildungswege sollen verstärkt angeboten werden. Dadurch werden die Auszubildenden angepasst an den Arbeitsmarkt in Bremerhaven und Bremen ausgebildet. Dazu müssen den SchülerInnen Bildungsmöglichkeiten /-formen angeboten werden, bei denen sie gleichzeitig für die Familie und den Lebensunterhalt sorgen können.

Erhöhung der Ausbildungsplätze und Einrichtung einer sogenannten Ausbildungskonferenz; Die Zahl der Ausbildungsplatze in Bremerhaven reicht nach wie vor nicht aus, um allen Schulabgängern den Einzug in das Berufsleben zu ermöglichen. Dies führt zu übermäßigen Anmeldezahlen in den Berufsfachschulen. In der Konsequenz konkurrieren immer mehr so genannte Altbewerber mit den Schulabgängern des jeweils laufenden Jahres. In Anlehnung an erfolgreiche Modelle in anderen Kommunen setze ich mich daher für die Einrichtung einer Ausbildungskonferenz für Bremerhaven/Bremen ein, die systematisch daran arbeitet, die Zahl der Ausbildungsplatze zu erhöhen und Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstutzt.

Schule & Gesellschaft

Förderung von sozialen und Bildungseinrichtungen zur sozialpädagogischen/pädagogischen Unterstützung von sozial Benachteiligten; Menschen mit schwierigem sozialen Hintergrund sind oft sozial depriviert und haben multiple Defizite, die ihre Integration in den Arbeitsmarkt wie auch ihre Teilhabe am sozialen Leben verhindern. Die Folge ist oft Harz IV. Um diesen Defiziten entgegen zu wirken, sei es bei der Lebensführung, Kindeserziehung, Ernährung, Sprache, Gesundheit, in beruflicher Hinsicht, oder sei es durch Bildungsmisserfolge oder Kriminalität verursachte Defizite, usw., müssen NPO’s (Non-Profit-Organisationen) und andere soziale Einrichtungen von der Kommune und vom Land unterstützt werden. Ich setze mich daher dafür ein den Kürzungen des Bundes (von rund 60%; 700 verloren gegangene Stellen allein in Bremerhaven!) im sozialen und im Bildungsbereich entgegenzuwirken und diese zurückzuführen/umzuschichten.

Verzahnung von Bildung und Soziales; Die Anforderungen an die Bildungspolitik sind meist oft mit Problemen, die das politische Themenfeld „Soziales“ betreffen, verzahnt. Kinder von Harz IV Empfängern haben es beispielsweise schwieriger eine erfolgreiche Bildungskarriere zu absolvieren als andere Menschen. Um diesem Problem entgegenzuwirken bedarf es also an den Wurzeln zu intervenieren. D.h., dass die Eltern der betroffenen Kinder gezielt angesprochen werden müssen, dass man es diesen erleichtern muss, ihren Kindern eine erfolgreiche Bildungskarriere zu ermöglichen bzw. dass man ihnen auch vermitteln muss, wie ihre Kinder eine erfolgreichere Bildungskarriere führen können. Dementsprechend setze ich mich dafür ein das Bewusstsein der Verzahnung von sozialen und Bildungsaspekten in der Politik zu stärken um somit Investitionen in diese beiden Bereiche zu fördern.

Gezielte Anpassung des öffentlichen Dienstes an gesellschaftliche Gegebenheiten; Obwohl die oberste Priorität bei der Einstellung in den öffentlichen Dienst die Leistung und Qualifikation ist, sollen gezielt Menschengruppen angeworben werden, die im öffentlichen Dienst weniger vertreten sind. D.h., dass es beispielsweise wünschenswert wäre mehr Menschen mit Migrationshintergrund als Polizisten oder Lehrer zu sehen, wie es auch wünschenswert wäre mehr Männer in Erziehungsberufen oder als Grundschullehrer zu sehen, wie es auch wünschenswert wäre mehr Frauen in Führungspositionen zu sehen, usw.

Bildungsangebote aufeinander abstimmen und miteinander verzahnen; In Bremerhaven erreichen ca. 10% aller Jugendlichen keinen Schulabschluss. Diesen nachzuholen ist auf dem zweiten Bildungsweg im Abendbetrieb oft mühsam und wiederum von hohen Abbrecherquoten begleitet. Ich setze mich daher dafür ein die Möglichkeit in Bremerhaven zu haben die Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss im Tagesbetrieb mit anschließender Schulfremdenprüfung zu ermöglichen.

Geschwisterregelung nach § 6a Abs. 2 des Schulverwaltungsgesetzes beibehalten; 10% der Schulplätze sind vorab für Härtefälle reserviert. Darunter zählen auch Geschwisterkinder, bei denen die Versagung der Aufnahme an der gleichen Schule zu familiären Problemen führen würde. Eine generelle Geschwisterregelung lehne ich jedoch ab, da sie dem Gleichheitsgrundsatz und dem Leistungsprinzip widerspricht. Eine Öffnung dieser Regelung ist nur insofern in Betracht zu ziehen als dass das Kriterium der Unzumutbarkeit (wirtschaftlich) aufgenommen wird, sodass Familien, für die die Aufnahme der Geschwister an zwei verschiedenen Schulen eine unzumutbare finanzielle Härte darstellen würde, über die Härtefallregelung Berücksichtigung finden könnten.

Freie Schulanwahl beibehalten; für den Besuch einer weiterführenden Schule ist das Elternrecht auf freie Schulanwahl seit Jahren ein wichtiger Bestandteil des Bremischen Schulwesens. Ich setze mich dafür ein, diese Regelung beizubehalten.

Erhöhung der Schulkapazitäten anhand der Anwahlzahlen und Tendenzen (Wettbewerb); ich setze mich dafür ein, dass gemäß Evaluation der vergangenen Anwahlverfahren, den Eltern eine gewisse Planungssicherheit zugesprochen werden kann. D.h., dass ich es anstrebe, dass zum größten Teil die Erst- und geringstenfalls die Zweitwahl bei der Schulanwahl auch tatsächlich berücksichtigt werden können.

Festhalten am Wettbewerb; wenn an einigen Schulen Plätze fehlen, liegt das am guten Ruf der Schule. Ich setze mich dafür ein, die Schulen, die Akzeptanzprobleme haben, durch intensive Beratung, Fortbildungen, bessere personelle, räumliche und finanzielle Ausstattung, durch Umbauten und Modernisierungen, für die Eltern attraktiver zu machen. Allein auf diesem Wege kann das Prinzip der freien Elternwahl aufrechterhalten werden.

Förderung der Kooperation zwischen Schule und Eltern; um Bildung und Erziehung effektiv zu gestalten, setze ich mich dafür ein verpflichtende Mechanismen zu schaffen, die Eltern und LehrerInnen zur Kooperation bewegen. Es muss geprüft werden wie diese Mechanismen auszusehen haben.

Inklusion

Inklusion; gemeinsames Lernen aller Kinder, ob mit oder ohne Behinderung (u.a. aber bei Einhaltung angemessener Klassengrößen und ausreichende Unterstützung durch sozialpädagogische Dienste).

Ausbau der Kapazitäten der sogenannten ZuPs (Zentren für unterstützende Pädagogik); um Inklusion an den Schulen „machbar“ zu machen, bedarf es einer Erhöhung der Kapazitäten der ZuPs, es bedarf an entsprechenden Fortbildungen, sowie einer Erhöhung des personellen Einsatzes von Lehrkräften mit sonderpädagogischer Ausbildung als Stammpersonal an Schulen. Die derzeitigen Ressourcen an den Schulen reichen bei weitem nicht aus, um Inklusion effektiv zu gestalten. Damit die Bildungsreform nicht an der Umsetzung scheitert, MÜSSEN den Schulen entsprechende Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Abweichend von der bisherigen Planung der Politik (15 Lehrerwochenstunden für ein bis fünf Kinder pro Jahrgang mit sonderpädagogischem Förderbedarf, bzw. 30 Lehrerwochenstunden für mehr Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sowie jeweils eine Lehrkraft mit sonderpädagogischer Fachkompetenz pro Jahrgangsteam bei gleichzeitig reduzierter Gesamtschülerzahl), setze ich mich also für eine Erhöhung der Kapazitäten der ZuPs ein und fordere eine Erhöhung der Zuweisung von weit mehr als 30 Lehrerwochenstunden pro Jahrgang, bzw. fordere eine weitere Lehrkraft mit sonderpädagogischer Fachkompetenz pro Jahrgangsteam. Zusätzlich fordere ich eine Reduzierung der Klassengröße um die Aufgaben und Anforderungen, die mit der Inklusion verbunden sind auch „lösbar“ bzw. „machbar“ für die LehrerInnen zu gestalten.

Fortbildungen im Bereich Inklusion; ich setze mich flächendeckend für Fortbildungen im Bereich der Inklusion für ALLE Lehrkräfte ein.

Die Haushaltsverhandlungen sind natürlich ausschlaggebend dafür, wie die genannten Aspekte umgesetzt werden können. Ich würde mich jedoch vehement für den Bildungsbereich bzw. für angemessene Investitionen im Bildungsbereich einsetzen.

Beste Grüße

Patrick Öztürk