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Ole Thorben Buschhüter
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Frage von Christian F. •

Frage an Ole Thorben Buschhüter von Christian F. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Buschhüter,
in einem aktuellen Zeitungsartikel werden Sie wie folgt zitiert: "Dass so viele Züge den Hauptbahnhof nicht anfahren können, wenn nur eine Bahnsteigkante saniert wird, macht deutlich, wie sehr der Hamburger Hauptbahnhof schon heute am Limit operiert. Die neue S-Bahn-Linie S 4 soll hier zukünftig für Entlastung sorgen, weil dann 104 Regionalbahn-Züge durch S-Bahnen ersetzt werden können."

Können Sie mir bitte erklären, wie die Tausenden von Fahrgästen, die dann mit der S 4 ankommen würden, vom S-Bahnsteig aufgenommen werden sollen? Schon jetzt ist es auf den S-Bahnsteigen brechend voll. Dies würde sich dann noch weiter verschlimmern.

Dies ist nur einer der katastrophalen Effekete "Ihrer" S-Bahn. Hoffen wir, dass dieses unsinnige Projekt noch scheitert!

Mit freundlichen Grüßen

C. Fischer

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Fischer,

ich bedaure sehr, dass Sie die vielen Vorzüge der geplanten neuen S-Bahn-Linie 4 nach Bad Oldesloe für die Fahrgäste nicht erkennen. Da wären der in der Hauptverkehrszeit dichte 10-Minuten-Takt, zusätzliche Haltestellen, die das Einzugsgebiet der Bahnstrecke viel besser erschließen, und die umsteigefreien Verbindungen über den Hauptbahnhof hinaus. Hinzu kommen moderne, spurtstarke S-Bahn-Triebwagen. Ja, es wird auch Verschlechterungen geben: Wem die Doppelstockwagen ans Herz gewachsen sind, der muss sich von ihnen im Falle der S 4 verabschieden, sofern er nicht auf den RE ausweichen kann. Auch Toiletten wird es wohl nicht an Bord der S-Bahn geben. Für Direktverbindungen zum Hauptbahnhof wird sich die Fahrtzeit leicht verlängern. In vielen Fällen wird die Reisezeit aber insgesamt kürzer sein als bisher, wegen der Durchbindung über den Hauptbahnhof hinaus (Wegfall Umstieg), aufgrund des dichteren Takts (kürzeres Warten auf den nächsten Zug), zusätzlicher Haltestellen (kürzere Wege zur nächsten Haltestelle) und besserer Anschlüsse zwischen S 4 und den Bussen (Harmonisierung der Bahn- und Bus-Takte). Soweit die S 4 weitestgehend auf eigenen Gleisen fahren wird, muss sie auch nicht mehr auf verspätete Fern- und Güterzüge Rücksicht nehmen. Dies führt zu einer deutlich besseren Betriebsqualität (weniger Verspätungen). Unter dem Strich überwiegen aus meiner Sicht die Vorteile der S 4 ganz klar die wenigen Nachteile. Hinzu kommt dann eben noch die Entlastung des Fern- und Regionalbahnteils des Hauptbahnhofs durch den Wegfall der 104 Regionalbahn-Züge (bzw. 52 Zugpaare). Die so freiwerdende Kapazität könnte von anderen Verbindungen genutzt werden (z.B. zusätzliche Metronom-Züge Richtung Süden, NOB nach Westerland dann ab Hauptbahnhof z.B.), ebenfalls alles zum Fahrgastnutzen.

Ihrer Frage liegt die irrige Annahme zugrunde, es würden alle Fahrgäste am Hauptbahnhof aus der S 4 aussteigen oder in sie einsteigen, so wie es derzeit bei der R 10 der Fall ist, weil sie dort endet bzw. beginnt. Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Fahrgäste mit Ziel- oder Startpunkten entlang des City-Tunnels der S-Bahn können diese mit der S 4 umsteigefrei erreichen, sie müssen, anders als derzeit, am Hauptbahnhof nicht aus- oder umsteigen. Für manche Fahrgäste, die derzeit von der R 10 auf die U-Bahn umsteigen, mag es mit der S 4 praktischer sein, dies schon am Berliner Tor zu tun. Im Übrigen: Dadurch, dass auf den beiden Innenstadtstrecken zwischen Hauptbahnhof und Altona (Verbindungsbahn und City-Tunnel) in der Hauptverkehrszeit innerhalb von 10 Minuten zukünftig jeweils vier statt drei Linien fahren werden (neben der S 4 dann auch noch die S 32), ergibt sich für Fahrgäste, die auf einem der beiden S-Bahnsteige im Hauptbahnhof auf den nächsten Zug warten, schneller die Möglichkeit, den Hauptbahnhof zu verlassen. Sie müssen dann also nicht so lange auf dem Bahnsteig warten. Und die Fahrgäste der S 4, die tatsächlich noch am Hauptbahnhof ein- oder aussteigen werden, verteilen sich mit der S 4 ja auf deutlich mehr Züge, was auch zur Entzerrung beiträgt. Insgesamt rechne ich, auch was die Fahrgastströme angeht, eher mit einer Entlastung durch die S 4, aufgrund der beschriebenen Effekte. Soweit der Platz auf den S-Bahnsteigen knapp wird, rege ich an, sie zu entrümpeln. Platz für Fahrgäste ist, wenn knapp, wichtiger als Cola- und Snackautomaten oder Wurstbuden und Werbevitrinen direkt auf dem Bahnsteig.

Als Rahlstedter freue ich mich, wie die allermeisten Anderen auch, auf die S 4, auch wenn es bis zu ihrer Betriebsaufnahme leider noch gut zehn Jahre dauern dürfte.

Mit freundlichen Grüßen

Ole Thorben Buschhüter

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