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Frage von Johannes B. •

Frage an Nina Hauer von Johannes B. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Hauer,

Simon Adamson, Senior Analyst bei der Londoner Credit-Sights, machte im Rahmen des IKB-Desasters folgende bemerkenswerte Aussage(vgl. International Herald Tribune, 06.08.2007):

Der generelle Eindruck war, dass die IKB eine sehr konservative Bank war. Der Fehler, den sie machten, war zu glauben, dass sie in erstklassige Papiere investierten. Sie nahmen den großen Unterschied nicht wahr, der zwischen der Bewertung der Papiere durch Ratingagenturen und ihrem tatsächlichen Marktwert lag.

Glauben Sie persönlich auch, dass lediglich die Inkompetenz von Asmussen und Co, die den deutschen Einstieg in den ABS-Markt aktiv betrieben haben, als Ursache zu nennen ist, oder sehen Sie eher strukturelle Probleme der deutschen Finanzaufsicht?

Mit freundlichem Gruß

Johannes Böckmann

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Böckmann,

vielen Dank für Ihre Frage zur IKB. Weder das Verhalten von Herrn Staatssekretär Asmussen noch die Struktur der deutschen Finanzaufsicht waren Schuld an der Insolvenz der IKB. Das Zitat von Herrn Adamson trifft ja insofern zu, dass die IKB den Fehler gemacht hat, in Papiere zu investieren, deren Werthaltigkeit sie nicht kannte. Bis zu einem gewissen gerade durfte sich die IKB natürlich auf die Einschätzung der Rating-Agenturen verlassen. Doch mit einem guten Rating wird eine Bank nicht völlig von ihrer Pflicht frei, selbst die notwendigen Prüfungen vorzunehmen. Dadurch, dass die Banken all zu leichtfertig auf ein gutes Investment-Rating vertrauten, trugen sie wesentlich zu der „Finanzmarkt“-Krise bei. Zudem hat die IKB ihre faulen strukturierten Papiere bewusst in einer Zweckgesellschaft verborgen. Bei den Ratingagenturen muss der rechtliche Rahmen nachgebessert werden. Das sind auch zentrale Punkte in unserem Regierungsprogramm. Rating-Agenturen bewerteten in der Vergangenheit riskante Papiere oft zu gut. Entweder kannten sie die Risiken nicht oder ließen diese einfach unter den Tisch fallen. Damit haben sie bei der aktuellen Krise einen erheblichen Anteil an ihrer Entstehung gehabt. Ich trete dafür ein, die Rating-Agenturen strengeren Regeln zu unterwerfen – idealerweise in einem abgestimmten europäischen bzw. internationalen Prozess. Außerdem ist es Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auf EU-Ebene gelungen, die Verbindung des Rating-Geschäfts mit dem Beratungsgeschäft der Agenturen zu verbieten. Nur so können Interessenkonflikte in den Agenturen vermieden werden.

Mit freundlichen Grüßen

Nina Hauer, MdB