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Michael Büker
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Frage von Gerhard R. •

Frage an Michael Büker von Gerhard R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Büker,

zu den Gesundheitsfolgen im Nachfolgenden:

müssen Bewerber bei der Bundeswehr alle Gesundheitsrisiken kennen?
Wie werden Sie kurzfristig dazu beitragen, daß möglichst vielen jungen Menschen das nachfolgende Beispiel bekannt wird?

Freundliche Grüße
Gerhard Reth

www.welt.de › Politik › Ausland
von Ansgar Graw
22.03.2013 - Der US-Soldat Tomas Young wurde im Irak schwer verwundet. ...

Er ist bettlägerig und hüftabwärts gelähmt. Er trägt eine Jacke mit kühlendem Gel, weil sein Gehirn die Körpertemperatur nicht mehr steuern kann. Auf seiner Bauchdecke ist ein Kolostomiebeutel angebracht, der seinen Stuhl aufnimmt, weil der Darm entfernt werden musste.

Seine Frau oder seine Mutter müssen einen Katheter mit einer Nadel in seinen Penis einführen. Ein Blutgerinnsel hat, lange nach seiner Lähmung, Hirnschäden verursacht, die ihn nur noch schleppend und leise sprechen lassen und wegen der ständigen Schwindelanfälle muss er seinen Kopf immer wieder auf seine Hände stützen.

Tomas Young personifiziert das Leid und die Gewalt, die der Krieg einem Menschen antun kann. Der 33-Jährige war im April 2004 in den Irak abkommandiert und in Sadr City, einem Vorort Bagdads, am fünften Tag seines Einsatzes von zwei Schüssen in die Wirbelsäule und ins Knie getroffen worden. Jetzt hat sich der junge Mann aus Kansas City (Missouri), der zu einem der engagiertesten Kritiker des Irak-Krieges wurde, zum Sterben entschlossen.

Bald nach dem 20. April, der ersten Wiederkehr der Hochzeit mit seiner zweiten Frau Claudia, will Young die Systeme abstellen lassen, die ihn in einem Hospiz in Kansas City am Leben halten. "Wenn ich meinen Verfall sehe, habe ich mich entschlossen, lieber jetzt zu gehen als noch weiter abzubauen", begründet er diesen Schritt.

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Antwort von
PIRATEN

Sehr geehrter Herr Reth,

sie haben völlig Recht, wenn Sie darauf ansprechen, dass die Gefahren und der Schrecken des Kriegs zunehmend in Vergessenheit geraten. Teil des Problems ist sicherlich, dass sich die Regierungen der vergangenen Jahre bis zur Lächerlichkeit verbogen haben, um bewaffnete Kampfeinsätze in anderen Ländern nicht „Krieg“ zu nennen.

Gerade wenn die Bundeswehr selbst als „Arbeitgeber“ auftritt und um junge Menschen wirbt, verschweigt sie diese Schrecken. Auf der einen Seite wird nicht darüber gesprochen, dass großes Leid in der Bevölkerung in Krisengebieten angerichtet wird, wie bei dem Luftangriff von 2009, der über 100 völlig unbeteiligten Menschen das Leben kostete. Auf der anderen Seite wird verschwiegen, dass Soldaten zum Teil mit schweren körperlichen Verletzungen, viel häufiger aber mit schwersten seelischen Verletzungen zurückkehren. Es ärgert mich maßlos, dass es offenbar möglich ist, mit der Bundeswehr in Krieg zu ziehen und sich dieser Realitäten nicht bewusst zu sein.

Es muss daher in Schulen und in der Gesellschaft viel stärker thematisiert werden, was der Krieg in Krisengebieten anrichtet, und was er aus Menschen machen kann, die - aus welchen Motiven auch immer - daran teilnehmen. Werbeauftritte der Bundeswehr vermitteln hingegen das Bild von „Abenteuer“ und „Herausforderung“ und locken so unbedarfte junge Menschen in ihr Unglück. Die Berichte und Appelle zahlreicher Soldaten, die mit körperlichen oder seelischen Verletzungen aus Kriegseinsätzen zurückgekehrt sind, bestätigen dies:

Von 2008:
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/425932
Von 2009:
http://www.welt.de/politik/article3137383/Afghanistan-Soldaten-werden-Horror-oft-nicht-los.html
Von 2010:
http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/man-baut-hass-gegen-die-bevoelkerung-auf-1.2002665
Von 2011:
http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehrsoldaten-nach-afghanistan-einsatz-traumatisiert-und-verbittert-1.1234210
http://www.zeit.de/2011/49/Afghanistan-Soldat-Foerster
Von 2012:
http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/traumatisierte-bundeswehrsoldaten-psychologen-warnen-vor-dunkelziffer-a-856440.html
Von 2013:
http://www.derwesten.de/politik/zahl-der-traumatisierten-soldaten-erreicht-hoechststand-id7535097.html

Die Piratenpartei Hamburg setzt sich daher gegen werbliche Auftritte der Bundeswehr in Schulen, auf Straßen- und Volksfesten und auf Messen mit jugendlichem Publikum ein.

All dies soll nicht heißen, dass ich einen Bundeswehreinsatz gutheißen würde, wenn nur die Teilnehmenden vernünftig informiert wären. Wie in einer vergangenen Antwort bereits dargelegt, halte ich bewaffnete Einsätze der Bundeswehr für falsch.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage beantworten.

Viele Grüße,
Michael Büker