Matthias Gauger
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Christoph P. •

Frage an Matthias Gauger von Christoph P. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Sehr geehrter Herr Gauger,

in München wird gerade für den Flughafen eine Dritte Start- und Landebahn geplant. Sind Sie für oder gegen diese Baumaßnahme und warum ?
Falls nein, welches Verkehrspolitische Projekt würden Sie stattdessen mit diesen Mitteln finanzieren ?

Mfg

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Peschke,

ich spreche mich klar gegen eine dritte Startbahn für den Münchner Flughafen aus. Die wichtigsten Gründe will ich Ihnen in aller Kürze aufführen:

Durch den Bau einer weiteren Stadtbahn würde es zu einer massiven Zunahme an Lärm kommen. Mehr als 20.000 Bürger würden mit einer Lärmbelastung von mehr als 50 dbA belästigt werden.

Auch würden die letzten Naturreste des Erdinger Mooses weiter zerstört. Durch die 3. Bahn würden 11.500.000 m² Boden verbraucht. Davon würden 3.260.000 m² zubetoniert. Dies wäre ein großer Verlust wichtiger Freisinger Naherholungsgebiete.

Dazu kommen weitere Erschließungen in Form von Schienen- und Straßenverbindungen, die für eine weitere Flächenversiegelung sorgen würden.

Nicht zu vergessen ist die weitere Belastung des Klimas durch den steigenden Flugverkehr. Fliegen hat zwar eine gewisse wirtschaftliche Notwendigkeit. Doch bis zu 9% der Erderwärmung sind heute schon Folge des Flugverkehrs. Dazu kommen weitere Verschmutzungen durch den Kerosinruß und einer großen Menge Feinstaub.

Das Argument der Befürworter, man benötige den Flughafen als wirtschaftlichen Faktor ist falsch. Zwar rechnet man mit dem Ausbau der dritten Startbahn mit einer Zunahme bis 2020 von ca. 30 Millionen Fluggästen auf 55,8 Millionen. Der Anteil von Umsteigern stiege allerdings auch von heute 33% auf dann 45%. Ohne die Startbahn wäre ein Wachstum auf 42 Millionen Fluggäste bei gleichbleibendem Umsteigeranteil möglich. Wirtschaftlich ergeben sich für die Region daraus also keine Vorteile.

Nähme man die Prognosen des Institut der Deutschen Wirtschaft zur Grundlage benötigt München im Jahr 2025 sogar eine vierte Startbahn. Die Entwicklung prophezeit eine Steigerung von 165 Millionen Passagieren im Jahr 2005 auf 383 Millionen Passagiere im Jahr 2025. Welche Folgen sich daraus für das Klima ergäben, möchte ich überhaupt nicht weiter ausführen. Das dürfte deutlich sein. Einen Aspekt, den das Institut anspricht, sollte man aber nicht unterschätzen. Das Institut beklagt in seiner Studie
( http://www.iwkoeln.de/Portals/0/pdf/trends03_07_1.pdf , ab Seite 13)
die langwierigen Verfahren zur Genehmigung. In Zukunft sollten Verfahren und Klagen keine aufschiebende Wirkung mehr haben. Ich halte dies aus Bürgersicht für sehr bedenklich.

Geld, das in Infrastrukturmaßnahmen am Flughafen in München gesteckt werden soll, sollte lieber in den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs im Allgemeinen und insbesondere für den Ausbau des Schiennetzes verwendet werden. Es gilt die Menschen vom Flugzeug auf die Schiene zu bringen. Denn die Zeitgewinne beim Fliegen sind meist nur marginal. Die Fahrten hin und zurück vom Flughafen, das Ein- und Auschecken kosten Zeit, die man sich bei der Bahnfahrt spart. Dafür muss man aber auch beispielsweise die Verbindungen nach Süd-Westen (heißt: Würzburg – Stuttgart) und nach Nord-Osten (heißt: Würzburg – Erfurt) ausbauen um diese entsprechend attraktiv zu gestalten und Zeitverluste dort zu vermeiden. So schaffen wir eine ernsthafte Eindämmung des innerdeutschen Flugverkehrs ohne zusätzliche Belastungen für den Einzelnen zu schaffen. Und davon profitieren auch wesentlich mehr Menschen als von dem Ausbau der dritten Startbahn in München, die nur Wenigen nutzt aber Vielen schadet.

Mit besten Grüßen
Matthias Gauger