Martin Tangeten
Willi-Weise-Projekt
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Frage von Gisela B. •

Frage an Martin Tangeten von Gisela B. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Tangeten,

wie denken Sie über das Bedingungslose Grundeinkommen? Haben Sie sich mit dieser Idee gründlich befasst?

Mit freundlichen Grüßen

Gisela Brunken
Arbeitskreis Grundeinkommen Göttingen

Antwort von
Willi-Weise-Projekt

Sehr geehrte Frau Gisela Brunken,

ich bedanke mich für ihre Anfrage. Bevor ich nun meine Befürwortung oder Ablehnung ausdrücke möchte ich deutlich herausstellen, dass die verschiedenen Ansätze und die Vielzahl der Modelle und der verschiedenen Begriffe in den Diskussionen häufig zu Missverständnissen führen, was ja jetzt schon zu vielerlei pauschaler Äußerungen geführt hat, in denen häufig nur einzelne Kriterien den Sprecher zu der Anmaßung verleiteten, genau absehen zu können, dass ein nicht näher bezeichnetes Grundeinkommen genau die oder die Folgen hätte.

Ich sehe die Forderungen nach einem Grundeinkommen als logische Konsequenz aus den Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte und viele der Ansätze als geeignete Lösungsansätze einiger, wenn auch nicht aller, unserer heutigen Zivilisationsprobleme.

Unsere Eltern und Großeltern haben sich der allmählichen Verknappung der Liquidität unterworfen um unter diesem Druck stets die Produktivität zu steigern und den Menschen weitestgehend von schwerer Arbeit zu befreien und Luft zu schaffen für künstlerische, soziale und Dienstleistungstätigkeiten aller Art. Was sie dabei versäumt haben ist die Ergebnisse der enorm gesteigerten Produktivität auf die verlagerten Tätigkeitsfelder in gesundem Maße umzulegen. So wird heute das gewaltige Potenzial der Mehrzahl unserer Bürgerinnen und Bürger oft nur ehrenamtlich, unterbezahlt oder gar nicht in Anspruch genommen. Dass dabei die Motivation überhaupt etwas zur Gemeinschaft beizutragen stark gesunken ist, ist eine Folge dieses Versäumnisses und nicht, wie gern behauptet, der Faulpelz, der uns allen angeboren sei. Ich denke es ist an der Zeit sich dieser Errungenschaft der Befreiung der Menschen von der Produktionsarbeit bewusst zu werden und die Früchte unserer Produktivität mindestens dafür einzusetzen, dass jeder völlig unkompliziert mit dem Mindesten versorgt ist um sich darüber hinaus aus dem natürlichen Trieb heraus, seine Fähigkeiten einbringen zu wollen, auch lohnend (!) einbringen zu können.

Um das zu vereinfachen verwende ich immer gerne einen Vergleich:

Stellen Sie sich eine Familie vor, die gerade von allen möglichen Dingen mehr als genug zuhause hat (Exportweltmeister). Hier wird der Vater wohl die Mutter kaum darum bitten 10 Brote zu backen mit dem Hintergrund, dass sie sonst nicht am Abendessen teilhaben darf, oder!? Genau dieses Verhalten fördern wir aber mit dem derzeitigen Verständnis der Wirtschaft, der Arbeit und der sozialen Sicherung. Wir halten krampfhaft an der Gesetzmäßigkeit der Forderung des Vaters fest, dass die Mutter nur dann teilhaben darf, wenn sie ihre 10 Brote gebacken hat und wenn diese Brote dann keiner haben möchte schicken wir die Kinder los die Brote, die schon gebacken und noch wohlbekömmlich sind in den Müll zu werfen um der Tätigkeit der Mutter einen Sinn zu verleihen (Abwrackprämie).

Meines Erachtens benötigen wir keine Schutzschirme für die Unternehmungen „Brote backen“ sondern vielmehr einen Schutzschirm für die Mutter und Kinder am Abendbrot teilhaben zu dürfen und begrüße daher die Forderungen der vielen Bürgerinnen, Bürger und Bürgerinitiativen als deren Sprachrohr ich mich mit meiner Kandidatur verstehe.

Für die Bürgerinnen und Bürger könnten derartige Lösungen eine soziale Sicherheit bedeuten, in der die derzeitig ehrenamtlich, unterbezahlt oder wenig anerkannten Tätigkeiten wie z.B. der Vollzeitjob Kindererziehung eine feste Grundlage unter die Füße bekommen und jede zusätzliche Arbeit auch zusätzliches Einkommen bedeuten würde anstatt angerechnet zu werden, was ja heute die Grundlage der Schwarzarbeit ist. Diese Erscheinung unterstreicht die Forderung nach anderen Regeln. Wenn die Regeln fair sind, wird das Brechen der Regeln nicht zum Volkssport werden können.

Ich hoffe ich konnte damit ihre Fragen ausreichend beantworten.

Mit herzlichen Grüßen

Martin Tangeten