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Martin Häusling
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Frage von Karl-Jürgen H. •

Frage an Martin Häusling von Karl-Jürgen H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Häusling,

laut tagesschau.de befürwortet Ihr Fraktionskollege Bas Eickhout die Pläne der EU-Kommission zur weiteren Reduktion von Plastikartikeln. Begründet wird dies mit der gefährlichen Mikroplastikschwemme in den Weltmeeren. Im Fernsehen sieht man schreckliche Bilder von Plastik im Meer.

Nur: Wozu haben wir ein kostspieliges Müllentsorgungssystem. In meinem Wohnort Hamburg landen jedenfalls alle meine Plastik-Abfälle in der gelben Tonne. Der Rest landet im Hausmüll, der in speziellen Anlagen weitgehend umweltfreundlich verbrannt wird. Von meinem Plastikmüll sollte jedenfalls kein Gramm in die Weltmeere gelangen.

Wenn das Verfahren Europaweit nicht klappt, warum kümmert man sich nicht erst einmal um dieses Thema? Stattdessen sollen größere Plastikteile verboten werden, während ausgerechnet die versteckte Verwendung von Mikroplastik, die über die Abwässer tatsächlich in die Weltmeere gelangt, weiter zugelassen wird. Stattdessen hält sich die EU in unfreiwilliger Komik mit Strohhalmen auf.

Ich verstehe das nicht. Können Sie es erklären?

Mit freundlichen Grüßen

K. H.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr H.,
vielen Dank für Ihre Frage.

Die drei zentralen Parameter Reduktion, Wiederverwendung und Recycling müssen angepackt werden, damit wir der Plastikflut Einhalt gebieten können. Deutschland ist europäischer Spitzenreiter der Müllproduktion, unser vermeintlich ausgeklügeltes Mülltrennungs- und Verwertung System hilft uns dabei weniger als gedacht. Eine Untersuchung im Auftrag der Grünen im Bundestag zeigt, dass trotz dieser bestehenden Infrastruktur die Recycling Quote bei lediglich 17,3% liegt. Ein beträchtlicher Teil des Kunststoffs wandert in die Verbrennung, oder wird nach Asien und Ost-Europa exportiert. Daher setzen wir Grünen uns auf Europa- und Bundesebene unter anderem dafür ein, dass bis 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt wiederverwendbar oder kostengünstig recyclebar sind.
Der Vorschlag der EU Kommission, auf den Sie sich beziehen, beinhaltet u.a. das Verbot von Einweg-Plastikprodukten, die am häufigsten an Stränden angespült werden. Aber auch weitere wichtige Ziele, wie z.B. verpflichtende Sammelquoten für Plastikflaschen, höhere Produzentenverantwortung und verringertes Aufkommen von Verpackungsplastik, sind von der neuen Richtlinie eingeschlossen. Nicht alle Produkte, die uns als Konsument in den Sinn kommen sind bisher davon erfasst, man kann daher den Gesetzesvorschlag nur als einen Anfang sehen, der aber wichtige Akzente setzt. Die Intentionelle Zugabe von Mikroplastik (z.B. in Kosmetika) haben wir als grüne Fraktion im Europaparlament in die Einwegplastikdirektive eingebracht, der Vorschlag wurde jedoch vom konservativen Block abgelehnt. Bisher bleibt also nur, sich als Konsument bewusst gegen Produkte mit absichtlich zugesetztem Mikroplastik zu entscheiden.
Ich hoffe, Ihnen damit bei der Thematik weitergeholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,

Martin Häusling

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