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Frage von Thomas S. •

Frage an Markus Löning von Thomas S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

In dieser Woche findet ein Bundesweiter Bildungsprotest statt. Es geht dabei um Forderungen wie Ausfinanzierung der Studienplätze, Verbesserung der Lehrqualität, Beibehaltung und Verbessern der demokratischen Mitbestimmung im Bildungssystem und Hinwendung zum Humboldtschen Bildungsideal.

Was durchaus lobenswerte Ziele für Schüler ( http://www.bildungsstreik2009.de/aufruf/forderungen-der-schuler_innen/ ) und Studierende ( http://www.bildungsstreik2009.de/aufruf/forderungen-der-studierenden/ ) vor allem in Berlin ( http://www.bildungsstreik-berlin.de/page/index.php?show=call ) sind.

Inwiefern unterstützen Sie diese Forderungen,
welche konkreten Maßnahmen möchten Sie mit ihren Möglichkeiten durchführen um sie zu unterstützen und
warum sind sie bei einigen Punkten anderer Meinung?

Vielen Dank für ihre zeitnahe Antwort,
Thomas Steinborn.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Steinborn,

vielen Dank für Ihre Fragen. Zunächst ist anzumerken, dass die Bildungssituation in Berlin in vielen Bereichen einer deutlichen Verbesserung bedarf. Die Mängel sind augenfällig und zahlreich. Es fällt zu viel Unterricht aus, die Schulabbrecher- und Schwänzerquote ist zu hoch, es fehlt Personal und häufig auch eine angemessene räumliche Ausstattung. Die Schulgebäude sind marode, die Sprachkenntnisse vieler Schüler erschreckend. Und was mir am wichtigsten ist: Das deutsche Bildungssystem ist zu starr und lässt kaum sozialen Aufstieg zu. Gerade die Chance, durch eigene Motivation und Leistung sozialen Aufstieg verwirklichen zu können, ist für mich eine zentrale Gerechtigkeitsfrage. Darum hat die Berliner FDP auf Ihrem Parteitag 2008 einen Schwerpunkt auf die Verbesserung des Berliner Bildungswesens gelegt und unter dem Titel "Kinder, Schule, Zukunft!" ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet. Sie können unsere Vorschläge im Einzelnen auf folgender Internetseite abrufen: http://www.fdp-berlin.de/files/8365/Beschluss-Kinder__Schule__Zukunft.pdf.

Die Schülerinnen und Schüler protestieren aus meiner Sicht also zu Recht gegen die Missstände im Bildungswesen. Gleichwohl lehne ich den durchgeführten Bildungsstreik ab. Ganz abgesehen davon, dass eine Totalverweigerung keinen Fortschritt in der Sache erwirken wird, haben die Schülerinnen und Schüler eine Schulpflicht. Viele Schülerinnen und Schüler nutzen aber einen solchen Streik, um nicht für die Sache zu protestieren, sondern schlicht einen freien Tag zu gewinnen. Aus meiner Sicht sollten die Schülerinnen und Schüler daher nicht während, sondern außerhalb der Schulzeit protestieren.

Lassen Sie mich abschließend noch auf einige Forderungen eingehen. Bei den Grundschulen sieht die Berliner FDP ebenfalls dringenden Handlungsbedarf. Wir wollen die Grundschulen finanziell besser ausstatten, das Personal besser qualifizieren und zusätzliche Sozialarbeiter und Erzieher an den Schulen haben.

Damit der Unterrichtsausfall an den Schulen gestoppt werden kann, wollen wir, dass jede Schule über die 100prozentige Personalausstattung hinaus ein Budget von 5 Prozent der Personalkosten erhält. Die Forderung nach mehr Lehrern bzw. Lehrerinnen und kleineren Klassen teilen wir.

Bei der Frage des Abiturs nach 8 Jahren und dem mehrgliedrigen Schulsystem unterscheidet sich meine Ansicht gegenüber den Schülerforderungen. Im Grundsatz bin ich sehr für das G8-Abitur, da unsere Schulabgänger und Studenten gerade auch im internationalen Vergleich zu alt sind. Sie früher zum Berufseintritt zu qualifizieren, halte ich für sehr sinnvoll. Gleichwohl ist die Holzhammermethode, mit der das G8-Abitur umgesetzt wurde, zu kritisieren. Es wurde versäumt, die Lehrpläne entsprechend anzupassen und zu kürzen, damit es nicht zu einer wöchentlichen Unterrichtsdauer von bis zu 37 Wochenstunden kommt.

Bei der Frage des mehrgliedrigen Schulsystems setzt die FDP auf Freiwilligkeit und nicht auf Zwang. Wir wollen sowohl Haupt- und Realschulen, als auch die Gymnasien erhalten. Dennoch erkennen wir an, dass es neue Perspektiven gerade für die Hauptschüler geben muss - insbesondere in Berlin. Als Alternative zur Zwangsfusion schlagen wir jedoch eine freiwillige Kooperation zwischen Haupt- und Realschulen vor. Die kooperierenden Schulen sollen dann aber selbstverständlich auch weiterhin die für Hauptschulen geltenden höheren Kostensätze erhalten.

Für unsere weiteren Forderungen und Maßnahmen verweise ich nochmals auf unser Bildungspapier "Kinder, Schule, Zukunft" und verbleibe

mit freundlichem Gruß
Markus Löning MdB