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Mark Helfrich
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Frage von Rainer H. •

Frage an Mark Helfrich von Rainer H. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Abgeordneter,

"Geld ohne Gegenleistung widerspricht meinem Bild einer sozialen Marktwirtschaft" sagt Minister Spahn https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/jens-spahn-im-interview-deutschland-hat-es-sich-zu-bequem-eingerichtet/23678820.html
Wenn dies so ist, wieso werden dann Menschen, deren Körper (in Teilen) laut Spiegel in 2009 bereits 250000 Dollar wert war https://www.spiegel.de/wirtschaft/lukratives-geschaeft-deutsche-firma-handelt-mit-ukrainischen-leichenteilen-a-644416.html und die per Gesetz als Organ- und Gewebespender gelten sollen https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/110/1911096.pdf nicht für ihre Organe/Gewebe zu Lebzeiten bezahlt?
Nach einem Bericht von rp 2009 verdienen Unternehmen an den Medikamenten jährlich Milliarden, kann eine Lebertransplantation mit Vor- und Nachbehandlung bis zu 200.000 Euro kosten, eine Nierentransplantation im Durchschnitt zwischen 50.000 und 65.000 http://www.ruhr-uni-bochum.de/chirurgie-kk-bochum/pressespiegel/2012.08.08%20RP%20-%20So%20teuer%20ist%20eine%20Transplantation.pdf als pdf oder als html https://web.archive.org/web/20180228142518/http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/medizin/so-teuer-ist-eine-transplantation-aid-1.2942852
Wie hoch sind aktuell die Kosten, sicher höher!?
Was ist mehr das Eigene, als der eigene Körper, der von anderen umfassend begehrt wird und die dafür sehr viel Geld zu bezahlen bereit sind, nur nicht dem Eigentümer oder dessen Erben? Die Gegenleistung als Gesetz formuliert, das Geld für die Gegenleistung verweigert?!
Wenn die potentiellen Organ-/Gewebespender ihren Körper nicht verkaufen können und damit einem vorgeblichen Mangel an Spenderorganen- und Geweben nach den Regeln der sozialen Marktwirtschaft erfolgreich entgegen wirken könnten (Regelungen wie die Widerspruchslösung wären dann überflüssig), zumindest ihre Erben sollten bereits nach aktueller Gesetzeslage vom Erlös Ihres Erbes einen Anteil bekommen.

Setzen Sie sich für die Erben und deren Geld ein?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Anfrage, auf die ich antworten möchte.

Selten wird ein Thema so kontrovers diskutiert wie das der Organspende. Ist es doch eins, das in nichts weniger als das Ureigene des menschlichen Daseins eingreift, den Körper des Betroffenen.

Wenn man sich die Zahlen der Menschen ansieht, die auf ein Organ warten und dann die Zahl der potentiellen Spender gegenüberstellt, muss man kein Mathematiker sein, um zu erkennen, dass hier eine tragische Divergenz herrscht: 9.500 Personen stehen derzeit auf der Warteliste für ein Spenderorgan, 955 Organspender sind offiziell registriert. Pro einer Million Einwohner sind das summa summarum 11,5 Organspenden.

Nun kann man natürlich mit dem ökonomischen Ansatz an das Thema herangehen und das fehlende Angebot über monetäre Anreize stimulieren. Sprich: Wer bereit ist, sein Organ für die Spende zur Verfügung zu stellen, wird finanziell dafür ent- bzw. belohnt.

Ich sage Ihnen offen, ich bin gegen die Legalisierung eines Handels mit Organen. Mit Ausnahme des Irans ist der kommerzielle Handel mit menschlichen Organen verboten – und das aus gutem Grund.

Ein Markt bestimmt sich durch Angebot und Nachfrage. Wo die Nachfrage hoch ist und das Angebot gering, steigen die Preise. Das birgt zwei Risiken, die allen ethischen Grundsätzen zuwider laufen:

1. Die Gestaltung als Markt kann dazu führen, dass die finanzielle Situation der Erkrankten darüber entscheidet, ob sie sich ein Organ leisten können oder nicht. Während ärmere Menschen auf den Kauf eines lebensrettenden Organs verzichten müssen, können sich Menschen mit größerem Einkommen im wahrsten Sinne des Wortes das Filetstück leisten.

2. Die Kehrseite der Medaille: Wer gibt seine Organe? Im Regelfall wird es nicht der Gesunde sein, der aus einer altruistischen Gesinnung heraus seine eigene Gesundheit opfert. Es werden viel eher die Menschen sein, die in einer derartigen finanziellen Notlage sind, dass sie den Verkauf eines ihrer Organe als ultima ratio in Kauf nehmen.

Es ist daher gesellschaftlicher und politischer Konsens, dass der Handel mit Organen verboten ist und bleibt.

Mit freundlichen Grüßen

Mark Helfrich

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