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Mario Ertel
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Frage von Gudrun S. •

Frage an Mario Ertel von Gudrun S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ertel,

wie stellen Sie/ Ihre Partei sich gute Integrationspolitik vor, besonders im Hinblick auf Vorschul- und Schulbildung?

Mit frfeundlichen Grüßen
Gudrun Sievers

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrte Frau Sievers,

grundsätzlich darf Bildung nicht vom sozialen Hintergrund abhängen. Da ist auch im von der CSU gern propagierten "Vorzeigebildungsland" Bayern noch einiges aufzuholen.
Gelingende Integration läuft meines Erachtens am ehesten über die Sprache. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es mir im Ausland leichter fällt, mich intergriert zu fühlen, wenn ich die dortige Sprache verstehen und auch von meiner Seite aus mit den Menschen kommunizieren kann.
Kinder, die in Bayern mit Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache aufwachsen, müssen deshalb von klein auf die Möglichkeit bekommen, unsere Sprache zu lernen, um sie verstehen und selbst sprechen zu können. Das schließt ein Verwurzeltbleiben in der eigenen Kultur nicht aus, denn zweisprachige Erziehung ist heutzutage kein Fremdwort mehr.
Darum sollte schon in Mutter-Kind-Gruppen, Krippen und Kindergärten auf eine gute sprachliche Förderung der Kinder wertgelegt werden.
Auch die Eltern sind ein wichtiger Ansatzpunkt, denen zum Beispiel über kostenlose Deutschkurse für Eltern selbst die Möglichkeit gegeben werden könnte, die Sprachbarriere zu überwinden. Alle Bemühungen nutzen nichts, wenn sie nicht durch die Eltern der Kinder gestützt werden. Darum müssen auch die Eltern dafür gewonnen werden, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen an dieser Stelle.

Damit sind wir dann auch schon konkret beim Thema Bildung: Eine solide Beherrschung der deutschen Sprache ist eine unverzichtbare Grundlage, um in der Schule dem Unterricht folgen zu können.
Auch gerade in Bayern ist es so, dass sich sehr viele Schüler mit Migrationshintergrund gerade an den Hauptschulen sammeln. Leider ist die Hauptschule auch im bayerischen Bildungswesen zur Rand- und Problemschule verkommen, an der die Schüler praktisch ohne echte Perspektive für die Zukunft unterrichtet werden.
Die Hauptschule aber ersatzlos abzuschaffen, wie immer wieder gefordert wird, halte ich aber für den falschen Weg. Unterschiedliche Persönlichkeitstypen mit unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten erfordern eben auch ein differenziertes Schulsystem, das diesen Typen und Begabungen Rechnung trägt.
Darum sollte die Hauptschule aufgewertet werden, indem die dortige Ausbildung stark an den praktischen Erfordernissen in Lehre und Beruf orientiert wird und die Schüler somit perspektivisch auf diese Lebenssituation vorbereitet werden.
Zudem spielen neben den intellektuellen Anforderungen auch viele soziale und zwischenmenschliche Faktoren eine Rolle, was den Lernerfolg angeht. Dem wird in Bayern noch immer viel zu wenig Rechnung getragen. Darum fordert die ödp zurecht die Einrichtung von mindestens einer sozialpädagogischen Stelle an jeder Hauptschule in sozialen Brennpunkten. Bloße Wissensvermittlung allein reicht heute eben nicht mehr aus, um junge Menschen gut auf ihr Leben vorzubereiten. (Ich weiß, dass das Geld kostet - aber warum am falschen Ende sparen?)

Zusammenfassend: Die Überwindung der Sprachbarriere ist die Grundlage für gelingende Integration, weil davon auch wesentlich der Erfolg der Schulbildung abhängt - wer die Sprache des Unterrichts schon nicht versteht, wird auch keine Lernerfolge erzielen können. Gerade an den Hauptschulen muss hier angesetzt werden, indem sie bildungspolitisch aufgewertet werden und neben die bloße Wissensvermittlung auch eine soziale Komponente tritt.

Mit freundlichen Grüßen,
Mario Ertel