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Manuel Sarrazin
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Frage von Rainer W. •

Frage an Manuel Sarrazin von Rainer W. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Sarrazin,

Ich möchte niemals fremdes menschliches Gewebe oder Organe erhalten und halte diese Behandlung aus medizinischer Sicht, nicht nur für völlig ungeeignet, sondern i.d.R. für extrem schädlich. Auch soll kein Mensch sein Leben auf diese schrecklichste Art und Weise, durch Zerstückelung wie auf einem Schlachttisch, verlieren und bis hin zu Knorpelstücken oder Kniegelenken verpackt und verschickt werden.

Die Verdinglichung des Menschen als Medikament, ist für mich der absolute Maßstab von Menschenunwürdigkeit.
Tatsächlich gibt es Menschen, die gegen eine Zerstückelung Ihres Körpers nichts einzuwenden haben, auch nicht gegen den Einbau von fremden Geweben und Organen.

Beide Einstellungen lassen sich verbinden, wenn Menschen sich als Spender registrieren lassen könnten und für jedes Jahr seit der Erklärung der Spendebereitschaft, Punkte kriegen würden, für eine bevorzugte Organ-/Gewebezuteilung im Bedarfsfall. Organerkrankten, die nicht registriert sind, aber aus speziellen Gründen kurzfristig ein Organ/Gewebe brauchen, könnten nach Ihrer Registrierung sofort Zugang zu der Vergabe haben, z.b. durch ein Notfallkontingent auch ohne gesammelte Punkte. Als "Geschlossener Club" gibt es viele Möglichkeiten des Kennenlernens, was die Erfolgsaussichten einer Übertragung, durch bekannte Menschen, erhöht.
Bei denen, die nicht registriert sind bzw. sich bei einer Erkrankung auch nicht registrieren wollen, soll es bei Strafe verboten sein, Organe/Gewebe als Therapie zu verabreichen oder auch zu entnehmen. Dies kommt all den Menschen zugute, die befürchten, im bewußtlosen Zustand nicht widersprechen zu können und nach einer OP mit fremden Organen/Geweben aufzuwachen.

Der amtierende Präsident der Ärztekammer hat dieses Prinzip thematisiert https://www.waz.de/politik/aerztepraesident-organspende-bereitschaft-mit-vorzug-belohnen-id226233671.html .
Wurde dieses Vorgehen diskutiert bzw. welche Erfolgsaussichten würden Sie diesem Vorgehen geben?

Portrait von Manuel Sarrazin
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr W.,

zunächst besten Dank für Ihre Geduld. Wie auch aus Ihrem Schreiben sehr deutlich hervorgeht, ist das Thema Organspende ein sehr persönliches, bei dem die Ansichten und Überzeugungen der Menschen auseinandergehen. Ich habe mich noch nicht entschieden, wie ich bei der Abstimmung im Bundestag stimmen werde, werde jedoch auf Wunsch kurz vor der Abstimmung über meine Position informieren.

Ihr Vorschlag, ein Modell eines "geschlossenen Clubs" wie Sie es nennen, einzuführen, ist jedoch verfassungsrechtlich problematisch. Darf der Staat bei der Vergabe von Organen in einer lebensbedrohlichen Situation danach entscheiden, ob jemand selbst Organspender*in ist? Die Bewertung meiner Fraktion ist, dass der Staat das nicht tun sollte. Denn das Leben aller Menschen - seien sie gut, edel oder was auch immer - ist durch das Grundrecht auf Leben gleichermaßen geschützt. Durch Zweckmäßigkeitserwägungen könnte die elementare Wertung des Grundgesetzes Schaden nehmen, dass das Leben aller Menschen gleich schützenswert ist. Deshalb sollte nach Auffassung der Grünen Bundestagsfraktion über die Vergabe der Organe im Kern nur nach medizinischen Kriterien entschieden werden.

Mit besten Grüßen
Manuel Sarrazin