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Frage von Ricardo V. •

Frage an Lucy Redler von Ricardo V. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Redler,
in einem Ihrer Antworten schreiben Sie: "Ich halte es (...) für nötig, die grundlegenden wirtschaftlichen Verhältnisse in Frage zu stellen, um sich nicht auf die Profitlogik einzulassen."
Stellen Sie damit den Menschen und deren Verhaltensweisen nicht selbst in Frage?
Ihre Partei erhält für jede Wahlstimme finanzielle Unterstützung vom Staat. Insofern wären Sie sicher mit 20%, 10% oder 5% wohl eher zufrieden, als mit den bisher prognostizierten 3%. Wenn Sie der Profitlogik nicht folgen wollen, sind Sie dann auch mit diesen 3% zufrieden?
Wie stehen Sie zum "Profitdenken"?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Villabaja,

In der "Wirtschaft" ist heute dem Profit alles andere untergeordnet. Die Dax-Konzerne werden in diesem Jahr eine Rekordsumme von 21 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten. Trotzdem werden Löhne gesenkt, Arbeitszeiten verlängert, Stellen gestrichen. Und die Unternehmen werden durch die neue Steuerreform mit bis zu acht Milliarden Euro weiter entlastet. Es gibt inzwischen 813.300 Millionäre.
Man müsste nur das obere Drittel an Reichtum in Deutschland abschöpfen und Bund, Länder, Kommunen wären schuldenfrei! Stattdessen werden die Reichen reicher, die Konzerne sahnen immer dreister ab.

Ich halte es deshalb für nötig, letztendlich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern, weil heute allein in den Chefetagen über die Politik eines Unternehmens entschieden wird. Die privaten Banken und Konzerne stehen in Konkurrenz zueinander. Das führt zum Profitstreben.

Ich bin der Ansicht, dass die ökonomischen Verhältnisse, nicht das Verhalten von Individuen maßgeblich sind. Darum trete ich eben auch für eine grundlegende wirtschaftliche Veränderung ein. Meiner Überzeugung nach kann ein Mensch ganz verschiedene Eigenschaften besitzen. Er kann solidarisch, er kann egoistisch sein - und es kann mal die eine, mal die andere Haltung dominieren. Das hängt stark von den gesellschaftlichen Bedingungen ab. Heute erlebt man die Ellenbogengesellschaft von Kindertagen an. Das muss aber nicht so sein. Das muss nicht so bleiben.

Sie schreiben, dass der WASG drei Prozent prognostiziert werden. Das stimmt, wobei es in den Umfragen zwischen drei und fünf Prozent schwankt. Daraus ziehe ich den Schluss: Es lohnt sich, am 17. September zur Wahl zu gehen. Denn es gibt die reale Chance, dass neben den Sozialabbau-Parteien auch eine Fraktion ins Abgeordnetenhaus einziehen kann, die gegen diese Politik und gegen die ihr zu Grunde liegende Profitlogik Widerstand leistet.

Mit freundlichen Grüßen
Lucy Redler