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Frage von Hannah S. •

Frage an Lothar Binding von Hannah S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Was tut die SPD gegen das Problem der Langzeitarbeitslosen. Gibt es noch andere Möglichkeiten, als die bekannten Ein-Euro-Jobs?

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Antwort von
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Liebe Frau Hannah Sterner,

vielen Dank für Ihre wichtige Frage. Wichtig, weil heute oft von "Vollbeschäftigung" gesprochen wird, dabei aber eine Arbeitslosenzahl von bis zu zweieinhalb Millionen Menschen aus dem Blick gerät. Deshalb brauchen wir Arbeit auch für Menschen, die unter "Vollbeschftigung" arbeitslos sind.

Die kürzeste Antwort auf Ihre Frage ist: Arbeitsplätze schaffen im 3. System.

Nachfolgend eine kurze Darstellung, die Sie ausführlich auf meiner website www.lothar-binding.de finden.

Drittes System, Dritter Wirtschaftssektor, Sozialwirtschaft? Verwirrende Begriffsvielfalt für ein einfaches Wundermittel gegen Arbeitslosigkeit.

Weder die kapitalistische Privatwirtschaft als erstes System, trotz traumhafter Steuersenkungen, noch hervorragende Anstrengungen der öffentlich-rechtlichen Wirtschaft als zweites System (ABM etc.) sind in der Lage, Arbeitslosigkeit, soziale Ausgrenzung und Armut zu überwinden.

Erstens hat eine nationale, stark exportabhängige Wirtschaft keine Chance, internationale Wachstumseinbrüche, wie etwa in den USA, ausreichend zu kompensieren, zweitens finden selbst unter optimalen Bedingungen viele Menschen im Spannungsfeld von Markt und Staat keine dauerhafte Arbeit.

So bildeten sich viele weitere Formen selbstorganisierter wirtschaftlicher Tätigkeit, die insbesondere das Gemeinwesen im Blick haben: das Dritte System.

Sozialwirtschaftliche Betriebe bilden ein stetig größer werdendes Segment im Dritten System. Oft sind das erfolgreiche "Start-Up"

Unternehmen der 80er und 90er Jahre. Sie basieren auf bürgerschaftlichem Engagement, sind kollektiv getragen, agieren gleichwohl unternehmerisch gewinnorientiert und die MitarbeiterInnen erwirtschaften ein persönliches Einkommen. Das besondere ist: sie arbeiten nicht für individuellen Profit. Jeglicher Gewinn wird re-investiert, um Leistungsminderungen der Mitarbeiter auszugleichen. Es sind also keine nonprofit sondern not-for-profit Unternehmen. Hier entsteht soziales Kapital.

So verbinden diese Unternehmen wirtschaftliches Handeln mit sozialer Zielsetzungen. D.h. vor allem, dass hier Menschen normal entlohnte Arbeit finden, die im ersten und zweiten Wirtschaftssystem als nicht ausreichend leistungsfähig ausgegrenzt wurden und deshalb langzeitarbeitslos waren.

Soziale Unternehmen sind damit eine innovative, wirtschaftliche Form des bürgerschaftlichen Engagements und gesellschaftlicher Sozialpolitik, die mehr Aufmerksamkeit verdient. Während im "Neuen Markt" oft Kapital vernichtet wird, entsteht hier neues, soziales Kapital.

Ich sehe hier eine sozial- und beschäftigungspolitisch sehr lohnende Aufgabe für die SPD, sich in dieser und vor allem in der nächsten Legislaturperiode ausführlicher mit diesem Konzept zu befassen. Denn die Ressourcen des Dritten Systems sind noch lange nicht ausgeschöpft. Die Rahmenbedingungen für soziale Unternehmen können noch verbessert werden, so dass neue Arbeitsplätze entstehen.

Als anschauliches Beispiel möchte ich die 1984 gegründete WERKSTATT (GmbH) in Heidelberg empfehlen, die sich auf prozessorientiert geplanten Spielplatzbau spezialisiert hat.

Soziale Gerechtigkeit braucht solche Bausteine sozialdemokratischer Politik.

Näheres wie gesagt unter www.lothar-binding.de

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Lothar