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Lisa Paus
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Frank B. •

Frage an Lisa Paus von Frank B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Paus,

leider kommt ist der Bereich der Bildung im Wahlkampf zu meinem Leidwesen kaum zum Tragen.
Anscheinend wollen die Parteien dieses Problem nicht behandeln, doch nach meiner Meinung gibt es in diesem Bereich große Defizite in Deutschland, ganz besonders in Berlin.
Ich möchte hier nicht alle Probleme aufzählen, da ich davon ausgehe, dass Ihnen diese Probleme bekannt sind.

Daher meine Frage an Sie:
Was wollen Sie für funktionale Analphabeten unternehmen und mit welchen Maßnahmen wollen Sie den Betroffenen helfen?

Vielen Dank im Voraus.

Viele Grüße

F. B.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr B.,

sie haben mit Ihrer Frage ein wichtiges Thema aufgeworfen. In unserem Land, wohlgemerkt einem der reichsten Länder dieser Welt, sind 7,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren nicht in der Lage, einfache Texte zu lesen und zu verstehen. Jeder siebte Mensch im erwerbsfähigen Alter ist hierzulande ein sogenannter funktionaler Analphabet; er oder sie kann nicht richtig lesen und schreiben. Es ist dringend notwendig funktionalem Analphabetismus wirksam zu begegnen und den Betroffenen echte Teilhabe zu ermöglichen.
Die grüne Bundestagsfraktion hat in der vergangenen Legislaturperiode Anstrengungen unternommen, das Thema funktionaler Analphabetismus in die Öffentlichkeit zu bringen.

So haben wir beispielsweise eine Kleine Anfrage – „Analphabetismus und Grundbildung in Deutschland“ gestellt, die die Konzeptlosigkeit der Bundesregierung bei diesem Thema offenbart (http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/049/1804910.pdf). Die Antwort der Bundesregierung besteht im Wesentlichen aus schönen Überschriften, wohlklingenden Ankündigungen und jeder Menge PR. Das reicht nicht aus und hilft den Betroffenen in keiner Weise.

Das Kernproblem besteht darin, dass unser Bildungssystem unterfinanziert ist. Wir Grünen sind der Meinung, dass hier deutlich mehr Engagement des Bundes erforderlich ist; denn wenn ein Viertel der Schülerinnen und Schüler die Schule verlässt, ohne richtig lesen und schreiben zu können, dann machen wir zu früh etwas falsch. Die Verantwortung für diesen Misserfolg können wir nicht einfach auf die Bundesländer abschieben. Dafür tragen wir alle gemeinsam Verantwortung.

Deshalb wollen wir Grüne das Kooperationsverbot in Gänze abschaffen, damit mehr Bundesgeld für gute Schulen fließen kann. Insgesamt wollen wir in 5 Jahren 10 Milliarden dafür ausgeben, 10.000 Schulen fit für die Zukunft zu machen. Das muss flankiert werden durch mehr Ländergeld für gut ausgebildete und bezahlte Lehrerinnen und Lehrer.

Darüber hinaus setzen wir Grünen uns dafür ein, die Finanzierung von Alphabetisierungsprogrammen, die sich in der Praxis bewährt haben, langfristig zu sichern.

Ich denke hier zum Beispiel an das Programm „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“, das ganz früh ansetzt, um funktionalen Analphabetismus vorzubeugen. Die Evaluationsergebnisse der ersten Projektphase belegen sowohl die hohe Durchdringung des Programms in den Kinderarzt-praxen als auch die Akzeptanz und Nutzung der Lesestartangebote durch die Eltern. Das ist ein er-folgreiches Programm. Wir fordern deshalb dieses Programm über 2018 hinaus zu verfestigen und nachhaltig zu sichern.

Ein anderes Beispiel ist das überaus erfolgreiche Projekt „alphabund“, das 8 000 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und 4 000 Lehrkräfte für die arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener geschult hat. Auch hier haben wir uns dagegen ausgesprochen, dieses erfolgreiche Projekt nach zwei Förderperioden von je vier Jahren auslaufen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre
Lisa Paus

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