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Krista Sager
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Frage von Matthias L. •

Frage an Krista Sager von Matthias L. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Sager,

in meinem Bezirk Hamburg Mitte habe ich die Bahnanlage hinter dem Haus. Ich reise gerne mit der Bahn. Die Strecke vom Hautbahnhof zum Berliner Tor verläuft in einer Kurve. Das Schleifen der Räder auf den Schienen ist schon sehr heftig.

Im Pysikunterricht habe ich gelernt, das der Leistungsverlust und die Geräuschemisionen vermeidbar sind, wenn statt der Räder, die Züge auf Magneten getragen werden (Magnetbahn). Weil ich der Ansicht bin, das Sie als Mitglied im Ausschuß für Bildung, Forschung und Technologie Ansprechpartnerin sind möchte ich Ihnen diese frage stellen: Gehört im Parteiprogram der bündniss90/Die Grünen die Umsetzung der berührungsfreien Magnetbahn?

Herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme
Matthias Latteyer - Hamburg

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Latteyer,

die Bekämpfung der Lärmbelastung durch den Bahnverkehr ist für uns ein sehr wichtiges Thema, gerade weil wir Grüne mehr Verkehr auf die Schiene verlagern wollen. Das ist für die Anwohnerinnen und Anwohner von Bahnstrecken nur mit konsequentem Lärmschutz zumutbar.
Allerdings halten wir Grüne die Magnetschwebebahntechnologie nicht für den geeigneten Weg, die Lärmbelastung im Bahnverkehr rasch und effizient zu mindern. Für die Entwicklung des Transrapids sind mittlerweile rund 1,4 Mrd. Euro Forschungs- und Entwicklungsgelder geflossen. Dennoch ist das Prestigeprojekt gescheitert, weil es keinen Markt finden konnte. Im Vergleich zur konventionellen Rad-Schiene-Technik ist der Fahrweg bereits beim Neubau einer Strecke wesentlich teuerer. Wenn man darüber hinaus den gesamten Schienenverkehr auf die Magnetbahntechnologie umstellen wollte, müsste allein in Deutschland ein Schienennetz von ca. 41.000 km ersetzt werden -, diese Entfernung entspricht etwa einer Umrundung der Erde.
Wir halten es daher für ratsamer, am bestehenden Rad-Schiene-System anzusetzen, dessen technologische Entwicklungspotenziale längst nicht ausgeschöpft sind. Durch die Konzentration der Forschungsmittel auf die Magnetschwebebahntechnologie und den Straßenverkehr ist die technische Weiterentwicklung des Rad-Schiene-Systems über viele Jahre hinweg vernachlässigt worden. Dabei gibt es zahlreiche technologische Ansätze, das Rad-Schienen-System schon an der Quelle leiser zu machen, durch leisere Räder, leisere Schienen, leisere Bremsen und leisere Antriebe. Schon das regelmäßige Schienenschleifen oder Spurkranzschmiereinrichtungen in engen Gleisbögen führen zu beachtlichen Lärmminderungen. Bei bereits existierenden Zügen lassen sich die Rollgeräusche vor allem durch Maßnahmen an den Rädern senken. Mit europäischen Lärm-Grenzwerten und Anreizen, wie zum Beispiel durch die Einführung lärmabhängiger Trassenpreise, lässt sich die Umstellung auf lärmarme Fahrzeuge beschleunigen.
Daneben gilt es, besonders an Strecken mit extremer Lärmbelastung den passiven Lärmschutz voranzutreiben, also Lärmschutzwände und -wälle bzw. Schallschutzfenster. Bisher ist der passive Lärmschutz nur an Neu- und Ausbaustrecken gesetzlich vorgeschrieben. An bestehenden, baulich nicht zu verändernden Schienenwegen, beschränkt sich die Lärmsanierung auf Härtefälle. Die Liste der wartenden Kommunen für das Lärmsanierungsprogramm für den Schienenverkehr, das 1999 unter der rot-grünen Bundesregierung aufgelegt wurde, ist immer noch sehr lang (siehe: http://www.bmvbs.de/Anlage/original_920058/Anhang-3-Langfassung-Liste-der-Sanierungsabschnitte-und-bereiche-mit-Bezeichnung-der-Ortslagen.pdf ). Dieses Programm wird von der Deutsche Bahn AG abgewickelt, verzögert sich jedoch, weil in den vergangenen Jahren die Deutsche Bahn AG die bereit gestellten Mittel teilweise nicht einmal zur Hälfte abgerufen hat (vgl. Bundestagsdrucksache 16/8481). Um den passiven Lärmschutz, Lärmschutzwände und Schallschutzfenstern voranzubringen, fordern wir Grünen die Beschleunigung der Verfahren und eine weitere deutliche Aufstockung der Mittel.
Unseren Antrag "Aktionsprogramm gegen Schienenlärm auf den Weg bringen" finden Sie hier: http://dserver.bundestag.btg/btd/16/020/1602074.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Krista Sager