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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Angelika H. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Angelika H. bezüglich Jugend

Werte Frau Göring-Eckardt,

seit Monaten hören wir von der Aufarbeitung pädophiler Einflüsse bei den Grünen in der Gründerzeit. Heute, am 16. Sptember 2013 lese ich in spiegel online über Herrn Jürgen Trittin, dass dieser 1981 die Forderung nach straffreien Sex mit Kindern im Kommunalwahlprogramm der Alternativen-Grünen-Initiativen-Liste (AGIL) in Göttingen unterschrieb. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gruene-goering-eckardt-nimmt-trittin-in-paedophilie-debatte-in-schutz-a-922463.html#js-article-comments-box-pager Sie verteidigen, lt. Spiegel, Trittin mit den Worten: "Trittin habe nicht gewusst, dass er das entsprechende Programm presserechtlich verantwortete." Frau Göring-Eckart, sollten wir nicht als Mütter und Großmütter solchen abscheulichen Gedankengängen grundsätzlich, egal, wann sie geäußert wurden, entgegentreten? Steht bei Ihnen die politische Reputation eines Herrn Trittin höher als die Moral?
Angelika Hörner

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Hörner,

vielen Dank für Ihre Frage. Natürlich steht politische Opportunität nicht über der Moral. Wir möchten Sie aber darauf hinweisen, dass die Grüne Partei selbst dafür gesorgt hat, dass dieses Thema von einer unabhängigen Instanz aufgeklärt und aufgearbeitet wird, siehe: www.spiegel.de/politik/deutschland/politologe-walter-soll-paedophilie-vorwuerfe-bei-den-gruenen-aufklaeren-a-901766.html

Im Rahmen dieser Aufarbeitung werden jetzt die von Ihnen angesprochenen Sachverhalte öffentlich diskutiert. Jürgen Trittin hat sich selbst dazu geäußert, unter anderem ist dies nachzulesen in der heutigen taz: Auf taz-Anfrage bestätigte Trittin die Beschreibung der Göttinger Wissenschaftler. „Franz Walter beschreibt die Sachlage zutreffend.“ Dies unterstreiche die Notwendigkeit des von den Grünen bei Walter in Auftrag gegebenen Forschungsvorhabens. Nicht nur die Grünen seien in ihrer Gründungsphase als Partei in den 1980er Jahren organisiertem Druck von Interessengruppen ausgesetzt gewesen, die den Missbrauch von Kindern legalisieren wollten. „Dies war in der Göttinger AGIL eher noch ausgeprägter. Es war gerade ihr Selbstverständnis, die Forderungen einzelner Initiativen – in diesem Fall der Homosexuellen Aktion Göttingen – eins zu eins zu übernehmen“, so Trittin. Diesen falschen Forderungen sei die AGIL nicht energisch genug entgegengetreten. „Wir haben es nicht mal hinterfragt, als wir unser Programm zur Kommunalwahl 1981 erstellt haben“, sagte Trittin. „Dies ist auch meine Verantwortung. Und dies sind auch meine Fehler, die ich bedaure.“ Es habe zu lange gedauert, bis diese Haltung korrigiert wurde. Es könne keine Straffreiheit für Missbrauch geben.

PS: Sexueller Missbrauch ist ein furchtbares Verbrechen, deswegen sollten dem nicht nur - wie Sie schreiben - "Mütter und Großmütter" entgegentreten, sondern selbstverständlich alle!

Mit freundlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt

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