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Frage von Lothar B. •

Frage an Katja Kipping von Lothar B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Frau KIpping, es fällt auf, dass immer mehr junge Bürger ein Studium absolvieren und danach sofort in die Politik gehen, ohne je z.B. in einem Unternehmen gearbeitet zu haben, also alles nur theoretisches Wissen haben.
Finden Sie das in Ordnung? Der Bundestag besteht sowieso überwiegend nur aus Akademikern, sodass der normale Bürger überhaupt nicht mehr vertreten ist. Das Parlament sollte doch die Bevölkerung widerspiegeln.

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Herr B.,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich kann diese Frage ganz persönlich beantworten. Ich bin seit meiner Jugend politisch interessiert und engagiert. Als ich zum ersten Mal für ein politisches Mandat kandidierte — als Stadträtin in Dresden — war ich Studentin und habe mich darüber geärgert, dass in der städtischen Politik die Perspektiven junger Menschen in den politischen Debatten nicht vertreten waren, obwohl auch sie von den politischen Entscheidungen genauso betroffen waren.

Im Bundestag sind heute 21 von 709 Abgeordneten zwischen 21 und 29. In Bezug auf Ihre Alterskohorte sind sie also sehr stark unterrepräsentiert. Ich finde daher die Forderung, dass noch weniger junge Menschen im Parlament vertreten sein, sollten nicht richtig. Im Gegenteil - es ist die Generation der 40 bis 50jährigen, die im Parlament stark überrepräsentiert ist.

Wo ich Ihnen zustimme ist, dass der Bundestag die Bevölkerung nicht repräsentiert. Einem riesigen Übergewicht an Juristen und Beamten, steht eine sehr geringe Zahl von Menschen aus Pflegeberufen und Alleinerziehenden gegenüber. Ein Frauenanteil, der gut 20 Prozentpunkte unter dem Bevölkerungsanteil liegt, ein deutlich niedrigerer Anteil von Ostdeutschen und Menschen mit Migrationsgeschichte, eine riesige Überrepräsentation von Akademikern und Stadtbewohnern.

Als Vorsitzende von DIE LINKE arbeite ich an zweierlei: Strukturen zu verändern, die Menschen davon abhalten, sich politisch zu engagieren. So habe ich mit anderen PolitikerInnen die Initiative Eltern in die Politik gegründet, die sich dafür einsetzt, dass Politik auf allen Ebenen Eltern-freundlicher wird. In meiner Partei ermutigen wir Menschen, deren Stimme und Interesse sonst weniger Gehör findet, sich politisch einzumischen, aber auch ganz konkret Verantwortung in kommunalen Vertretungen und in den Parlamenten zu übernehmen.

Wir sorgen mit Empowerment-Strukturen aber auch konkret mit quotierten Listen dafür, dass bei uns möglichst alle Menschen Gehör und Vertretung finden.

Freundliche Grüße
Katja Kipping