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Frage von Miriam S. •

Frage an Katja Kipping von Miriam S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrte Frau Kipping

Würden Sie mir dahingehend zustimmen, das nur weil man Flüchtlinge nicht in unser Land, beziehungsweise nicht nach Europa lässt, dieses nicht gleichbedeutend damit ist das diese Flüchtlinge sterben müssen, da man beispielsweise Flüchtlingslager nahe ihrer Heimat finanzieren kann (also inklusive Nahrung, Wasser, Medikamente, Anziehsachen, Bildung etc) die gegebenenfalls vom Militär geschützt werden oder da man angrenzende Länder nahe der Krisenregion finanziell unterstützen kann die diese Flüchtlinge aufnehmen?

Das ganze ist auch deutlich günstiger. So könnte man beispiesweise für jeden syrischen Flüchtling der hier nach Deutschland kommt, für die gleiche Menge an Geld, 10 syrischen Flüchtlingen in Jordaninen helfen.

Quelle:
http://www.independent.co.uk/voices/syrian-refugees-will-cost-ten-times-more-to-care-for-in-europe-than-in-neighboring-countries-a6928676.html

https://twitter.com/data_debunk?lang=de

Mit freundlichen Grüßen
Miriam Schulte

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau S.,

da Sie richtiger Weise im Konjunktiv Bedingungen formulieren, die erfüllt sein müssten, damit Ihre Aussage zutreffen würde, kann ich leider nicht zustimmen. Man könnte sich vielleicht eine fiktive Welt erdenken, in der dies nicht gleichbedeutend wäre. In der realen Welt gibt es genau diese Lager in oft selbst armen Nachbarländern. Wie Sie sicher wissen, sind in den Lagern z.B. in Jordanien die Lebensmittelrationen immer wieder unter das Maß gesunken, das zum Überleben reicht. Die Folge war, dass sich tausende Menschen auf den Weg machten, weil sie nachvollziehbarer Weise dachten: „Lieber in einem Boot sterben, als im Lager verhungern.“ Das war bekannter Maßen einer der Gründe für die verstärkte Flucht nach Europa.

Und dann gibt es noch andere Lager z.B. in Libyen, in aus denen Menschen als Arbeitssklaven verkauft, straflos getötet werden und massenhafte sexualisierte Gewalt an der Tagesordnung ist. „Aus den Augen aus dem Sinn“ war auch in der Vergangenheit keine tragfähige „Lösung“ der Herausforderung von Flucht und Migration. Die immer wieder herbeizitierten „heimatnahen Fluchtalternativen“ sind in der Regel genau das.

Freundliche Grüße
Katja Kipping