Portrait von Josef Winkler
Josef Winkler
Bündnis 90/Die Grünen
0 %
/ 2 Fragen beantwortet
Frage von Ingeborg H. •

Frage an Josef Winkler von Ingeborg H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Winkler,
auf der Internetseite von Campact erfuhr ich, dass in wenigen Wochen
der Gen-Mais MON810 der Fa.Monsanto in Deutschland angebaut werden soll.
http://www.bayern-stoppt-genmais.de/campact/info/logbook#chris@1238794665
Durch Internetrecherche (Kritik der Methoden der Fa.Monsanto) bin ich hellhörig geworden. Farmer aus Amerika und Indien berichten, dass sie durch den Einsatz des Gen-MaisMON810 mit der Zeit immer mehr Pestizide einsetzen mussten, natürlich vom gleichen Produzenten, was eine deutliche Zunahme der Umweltbelastung mit sich brachte.
Die Studie, erreichbar durch den oben genannten Link, (Zitat) gibt einen Überblick über die Ergebnisse neuer wissenschaftlicher Publikationen, die deutlich machen, dass die Risiken des Anbaus von MON810 für die menschliche Gesundheit und die Umwelt bisher nicht ausreichend untersucht wurden. So liegen neue, konkrete Hinweise auf eine Gefährdung von Bienen, von nützlichen Insekten und der Ökologie von Gewässern vor. Auch zur Gefährdung der Gesundheit liegen neue Studien vor, die zeigen, dass der gentechnisch veränderte Mais dazu beitragen kann, Immunkrankheiten auszulösen.
Zudem wird in der Studie anschaulich gemacht, dass die bisher praktizierten Ansätze zur Risikobewertung von MON810 zu kurz greifen: Sie setzen sich nicht in angemessener Weise mit der Sicherheit des Insektengifts auseinander, das in den Gentechnik-Pflanzen produziert wird. Die wissenschaftliche Unsicherheit über die Wirkungsweise des produzierten Gifts wird differenziert dargestellt.
Dass ein Verbot des Anbaus von MON810 nicht nur in der Sache, sondern auch rechtlich geboten ist, wird in der Studie anhand dem deutschen und europäischen Gentechnikrecht sowie der Rechtsprechung belegt.
Wie ist Ihre Einstellung gegenüber der Einfuhr des GenMais810 in Deutschland?
Mit freundlichen Grüßen
Ingeborg Hilmes

Portrait von Josef Winkler
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Hilmes,

wie Sie vielleicht der Presse entnehmen konnten, hat Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner endlich den Anbau von Genmais MON810 in Deutschland verboten. Jedoch erst, nachdem sie wochenlang Landwirte, Verbraucher und Imker hingehalten hatte.

Aus grüner Sicht lagen die wissenschaftlichen und rechtlichen Argumente für ein Verbot schon lange auf dem Tisch. Für Renate Künast, unsere Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, ist klar: "Jetzt muss Monsanto erkennen, dass endlich Schluss damit sein muss, den Verbrauchern in Wild-West-Manier den Genmais aufzwingen zu wollen."

Dabei ist das Anbauverbot weniger dem Engagement der Beamten im Landwirtschaftsministerium, als vielmehr Umwelt- und Verbraucherverbänden zu verdanken. Allein über 50.000 Bürgerinnen und Bürgern schickten nach einem Aufruf - der von Ihnen angesprochenen - Organisation Campact Protestmails an die Regierung. Und die haben offensichtlich ihre Wirkung gehabt. Aigner lässt den MON810-Anbau in Deutschland auf Basis der sogenannten "Schutzklausel" im EU-Gentechnikrecht verbieten.

Genau wie Sie, will die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland keine Gen-Lebensmittel – und auch keinen Anbau von Genpflanzen. Das reicht aber (leider) nicht aus, um einen Anbau rechtskräftig zu stoppen. Vielmehr müssen Regierungen nach EU-Recht ernstzunehmende wissenschaftliche Risiken oder rechtliche Gründe vorbringen.

Studien - darunter auch die von Ihnen angeführte - belegen jedoch, dass es ausreichend wissenschaftliche und rechtliche Gründe für ein nationales Anbauverbot nach EU-Recht gibt.

Wir fordern Frau Aigner dazu auf sich nun nicht nur in Deutschland sondern auch in der EU gegen den Durchmarsch der Agro-Gentechnik einsetzen. So will die EU-Kommission in Brüssel erstmalig seit 1998 zwei neue Gentech-Maissorten zum Anbau zulassen (Bt11 von Syngenta und Bt1507 von Pioneer). Die Landwirtschaftsministerin muss dafür sorgen, dass Deutschland nicht nur "Nein" in den entsprechenden EU-Gremien sagt, sondern auch aktiv Verbündete in anderen EU-Ländern sucht. Weiterhin muss sie sich auch gegen eine Verlängerung der EU-rechtlichen Zulassung für den Mais MON810 einsetzen.

Zukünftig ist es erforderlich, dass die Ministerin die in Deutschland bestehenden Schutzlücken für Imker und die gentechnikfreie Produktion schließt, denn Probleme entstehen nicht nur durch einen Anbau von MON810-Mais, sondern auch durch Gentech-Sortenprüfungen, durch fragwürdige Freisetzungsexperimente (wie zum Beispiel mit Gentech-Pflanzen, die pharmazeutische Stoffe produzieren oder durch den Import von Gentech-Futtermittel).

Herzlichst

Josef Winkler

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Josef Winkler
Josef Winkler
Bündnis 90/Die Grünen