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Jörn Wunderlich
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Frage von Beatrice S. •

Frage an Jörn Wunderlich von Beatrice S. bezüglich Tourismus

Sehr geehrter Herr Wunderlich,

da Sie im Ausschuss für Tourismus stellvertretend tätig sind, habe ich die Hoffnung, Sie können mir Antworten oder wenigstens Auskunft geben.

Sachsen ist touristisch nicht optimal erschlossen. Ich bin gebürtige Vogtländerin, geboren in Plauen. Meine Heimat ist leider ein Trauerspiel, im städtischen Raum wie auf dem Land. Die jungen Menschen flüchten (ich musste vor 13 Jahren gehen) und die Alten bleiben alleingelassen zurück. Unsere Landeshauptstadt Dresden wird gefördert, die Sächsische Schweiz auch, sogar das Leipziger Land wird langsam touristisch attraktiv. Leider weiß ich nicht warum das Vogtland komplett rausfällt, nie kann ich hier mit meiner kleinen Familie Urlaub machen und meine Heimat zeigen, die ich als Kind so geliebt habe.

Diesen Sommer verbringen wir unseren Urlaub im touristisch erschlossenen Bayern, auf einem wunderhübschen Bauernhof, mit allem was Eltern und Kinder so brauchen. Es ist nur eine Fahrstunde vom Vogtland entfernt und gleicht sich in der Schönheit der Natur sehr. Mein Mann kommt aus Bocholt, nahe der niederländischen Grenze. Niemand dort hat je vom Vogtland gehört. Ich habe erzählt, dass es dort ungefähr wie im Sauerland aussieht. Die Verblüffung war groß, denn im Sauerland verbringen viele aus der Gegend ihren Urlaub. Eine familienfreundliche Gegend eben.

Ich habe das Gefühl, dass es im sächsischen Landtag keine Rolle spielt, was im letzten Zipfel Sachsens im Argen ist. Ich habe außerdem das Gefühl, dass die Kinder und Familien vergessen werden. Menschen fühlen sich dort wohl, wo das Leben lebenswert und kostbar erscheint, wo eine Identifikation möglich ist. Nach über 20 Jahren muss es doch für meine Heimat möglich sein, eine Rolle in Deutschland zu spielen, zumindest in Sachsen.

Wieso ist es so unattraktiv für Unternehemen? Was läuft grundlegend falsch in Sachen Tourismus und Regionenförderung? Wie kann sich das bessern?

Vielen Dank.
B. Schlabes

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DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Schlabes,

ich kann sicher nur versuchen auf einige Ihrer Fragen zu antworten, da der Komplex der Förderung des Tourismus in den Regionen sehr umfangreich ist.

Zuerst einige statische Angaben zum Freistaat Sachsen. Insgesamt gibt es 2 159 Betriebe im Bereich der Hotels, Pensionen und anderen Beherbergungsstätten mit 119 998 Gästebetten.
Die Auslastung lag 2011 in Sachsen im Durschnitt bei 39,8%. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 2,6 Tage.

Im Vogtlandkreis gab es 2011 insgesamt 162 Betriebe mit 8 351 Gästebetten und die Auslastung lag bei 43,9%, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 4,5 Tage.

Nun gibt es nichts, was man nicht verbessern kann, aber besonders in den Ausbau der touristischen Infrastruktur wurde in den letzten Jahren viel Geld investiert.
Eine Hauptaufgabe des Landestourismusverbandes Sachsen und der Verbände in den Regionen war und ist die noch bessere Vernetzung und Vermarktung der hier vorhanden Angebote.
Ich denke schon, dass man hier ein gutes Stück voran gekommen ist.

Bezogen auf ihre Heimat möchte ich auf die Arbeit des Tourismusverbandes Vogtland e.V. mit Sitz in 08209 Auerbach, Göltzschtalstraße 16, verweisen.

Die vielfältigen Angebote, die sicher für das Vogtland typisch sind, werden aus meiner Sicht auch gut und verständlich auf der Web-Site (www.vogtlandtourist.de) des Verbandes angeboten.
Dafür stehen aus meiner Sicht u. a. das offizielle Gästemagazin, die Vogtland-Card, die Angebote der Kurbäder in Bad Brambach und Bad Elster, das breite Wintersportangebot in Klingenthal, Schöneck und die Kamm-Loipe, die Erlebniswelt Musikinstrumentenbau und das Deutsche Raumfahrtmuseum in Morgenröthe-Rautenkranz.

Sicher kann das Vogtland nicht mit dem Chiemgau, dem Allgäu, der Ostsee, Dresden oder Hamburg konkurrieren. Aber das können viele andere Regionen auch nicht.
Das sollte meiner Meinung nach auch nicht im Vordergrund der Bemühungen stehen sondern das Nutzen der eigenen Stärken.

Dazu trägt sicherlich auch die steigende Tendenz beim „Urlaub vor der eigenen Haustür“ statt im Ausland bei.

Bekannte und Freunde einzuladen und mitzunehmen, wäre ja ein Schritt in die richtige Richtung, auch für das Vogtland.

Mit freundlichen Grüßen

Jörn Wunderlich, MdB