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Frage von Michaela H. •

Frage an Jörg Rohde von Michaela H. bezüglich Soziale Sicherung

Im Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit als Krankenpflegerin (tätig in der stationären Altenpflege) stelle ich , folgende Frage:
Was gedenkt Ihre Fraktion zur Verbesserung der sich stetig verschlechternden und derzeitigen miserablen Situation in der Kranken- und insbesondere Altenpflege zu unternehmen?
Die m. E. prekäre Situation kann ich Ihnen hier lediglich stichpunktartig nennen. Ich möchte die desolaten personellen Bedingungen in den öffentlichen Pflegeheimen anführen. Durchgängig sind hier für eine vernünftige Pflege bei weitem zu wenig Pflegekräfte vorhanden. Das vorhandene Personal ist, gemessen an dessen Verantwortung und den schweren körperlichen und psychischen Belastungen, gering entlohnt und vom System ausgenutzt. Der Überstundenstand ist nach meinen Erkenntnissen nicht selten im mittleren dreistelligen Bereich. Arbeitszeiten an Wochenenden (Minimum jedes zweite Wochenende, oft mehr) und Feiertagen überproportional auch für Teilzeitbeschäftigte die Regel. Die Auswirkungen auf das Familienleben sind deutlich negativ und verstärken die psychische Belastung. Der Krankenstand ist aufgrund der immer schlechter werdenden Bedingungen stetig steigend, insbesondere ist der Anstieg psychischer Erkrankungen zu erwarten bzw. bereits Realität.
Die Auswirkungen auf die zu pflegenden Personen sind fatal. Oftmals ist nicht einmal die Grundpflege gesichert, an seelische Zuwendung nicht zu denken. Angehörigen von Bewohnern sind diese Umstände nicht bzw. nur schwer zu vermitteln, deren Unmut trifft nicht selten die Pflegekräfte. Die Erfüllung teilweiser sinnfreier bürokratischer Vorgaben des medizinischen Dienstes der Krankenkassen wird aus meiner Sicht Vorrang vor der erforderlichen guten Pflege am Menschen gegeben.
Für mich ist eine politische Lösung (Steigerung der Attraktivität und Verbesserung der Rahmenbedingungen von Sozialberufen, insb. im Pflegebereich) der sich stetig verschlechternden Situation im Pflegebereich seit Jahren nicht zu erkennen.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Hacker,

Die FDP-Fraktion ist sich dieser gravierenden Problematik bewusst.
Daher wollen durch vermehrten Abbau der Bürokratie, bspw, durch eine engere Verzahnung der Prüfbedingungen des MDK und der FQA in Bayern sowie durch eine Überprüfung der entsprechenden Gesetze auf Bundesebene durch die Ombudsfrau für Entbürokratisierung in der Pflege, dazu beitragen, dass der Beruf wieder attraktiver wird und mehr Zeit "am Menschen" verbleibt.
Wir wollen auch über eine Flexibilisierung der Fachkraftquote nachdenken, um vielfältigen Pflegekonzepten (z.B. kleine geschlossene, WG-artige Wohneinheiten in Pflegeheimen) mehr Spielräume zu bieten, bspw. in dem das Pflege- und Betreuerteam durch Hauswirtschafter ergänzt werden kann. In diesem Zusammenhang müssen wir dringend über die Aufgabenverteilung zwischen den Pflegefachkräften und den Pflegehilfskräften diskutieren, damit Fachkräfte wieder überwiegend Behandlungspflege verrichten.
Wir wollen die Attraktivität auch dadurch steigern, in dem wir die bereits jetzt schon bestehenden Aufstiegsmöglichkeiten im Pflegebereich darstellen, schrittweise neue Wege zum Studium ermöglichen und in der Öffentlichkeit darauf hinweisen, dass der Pflegeberuf ein krisensicherer Job mit Zukunft ist. Wir versprechen uns von der weiteren Akademisierung im Pflegebereich ein verbessertes Qualitätsmanagement, das zu einer allgemeinen Verbesserung des Pflegesystems und damit zu einer mittelbaren Verbesserung von Arbeitsorganisation und Arbeitsstrukturen führen wird. Nicht zuletzt wird dieser Prozess auch dazu beitragen, das Ansehen und die Wertschätzung des Pflegeberufes anzuheben.
Wir Liberale haben uns dafür eingesetzt, dass durch das Bildungsfinanzierungsgesetz in Bayern die Ausbildung in allen Pflegeberufen kostenfrei wird, um junge interessierte Schüler nicht durch ein Schulgeld abzuhalten. Auf Bundesebene wird derzeit ein Konzept für eine generalistische Pflegeausbildung entwickelt. Dadurch müssen sich Pflegeschüler nicht zu Beginn der Ausbildung für einen Zweig entscheiden und sind auch nach Abschluss der Ausbildung, je nachdem, in welcher Branche mehr Fachkräfte gebraucht werden, flexibler einsetzbar.
Darüber hinaus setzen wir auf Umschulung zur Gewinnung zusätzlicher Pflegekräfte. Bayern hat sich erfolgreich auf Bundesebene dafür eingesetzt, dass die 3-jährige Umschulung zur Fachkraft für Altenpflege im Rahmen der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege bis Juli 2015 fortgesetzt wird.

Mit freundlichen Grüßen,
Jörg Rohde MdL