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Johannes Vogel
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Frage von Heinz S. •

Frage an Johannes Vogel von Heinz S. bezüglich Finanzen

Hallo Herr Vogel,

wie sehen Sie denn als Vertreter der jungen Generation die Zukunft des deutschen Rentensystems? Aus meiner Sicht sollten wir heute schon wie in den Niederlanden eine auskömmliche Mindestrente zahlen, ohne größere Vorbedingungen. Die einzige Bedingung in den Niederlanden ist das man 40 Jahre in den Niederlanden gelebt haben muß, sowas sollte man in Deutschland auch einführen und zwar sofort! Aktuell werden wohl in den Niederl.1200€ Mindestrente gezahlt.

So haben die Klein-und Normalverdiener in 2010 ca 200Mrd€ in die Rentenkassen eingezahlt und davon wurden die Renten bezahlt. Wenn nun die Großverdiener wie Ärzte - Politiker - Hochschullehrer - Unternehmer - Generäle - Vorstände -ect. ebenso den gleichen Beitragssatz in die Sozialkassen einzahlen wie die Normalverdiener, kann man es im Dreisatz ausrechnen, das wir dann 500Mrd€ im Rentensystem hätten. Es wird doch immer gesagt das 10% der Verdiensteliten 60% der Einkommensteuer zahlen. Man könnte theroretisch heute schon die Renten verdoppeln - Mindesrenten wären leicht zu finanzieren.

Wenn wir in der deutschen Wirtschaft 300Mrd€ mehr für den Konsum hätten, kann man sich leicht ausrechnen das knapp 60Mrd€ an Konsumsteuern in die Steuerkassen zurückfließen. Mehr Konsum bedeudet mehr Nachfrage und mehr Arbeitsplätze - also ein Programm für die Binnenwirtschaft.

Ich fordere dann mal Solidarität der genannten Gesellschaftsgruppen ein und die Politiker sollten es organisieren. Es kann und darf nicht sein das wir nur wegen fehlender Solidarität heute schon Altersarmut haben. Möglicherweise kann man sogar den Rentenbeitragssatz etwas kürzen, wenn alle Berufsgruppen in die Rentensysteme einzahlen. Und den Verdiensteliten tut es nicht weh wenn sie in die Sozialkassen einzahlen!

Ich bin mir ganz sicher das die nächste Wahl über das Thema Rentenkonzepte entschieden wird. Welches Rentenkonzept hat denn die FDP insbesondere für die Jüngere Genration zu bieten?

MFG Heinz Stockschläder

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Sehr geehrter Herr Stockschläder,

vielen Dank für Ihre Zuschrift. Als jüngerer Abgeordneter ist mir ein zukunftsfestes Rentensystem ein besonderes Anliegen. Gerne möchte ich auf Ihren Vorschlag und die Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung kurz eingehen.

Die gesetzliche Rentenversicherung beruht im Wesentlichen auf zwei Prinzipien: 1. dem Umlageverfahren und 2. dem Äquivalenzprinzip. Durch das Umlageverfahren kommen die Arbeitnehmer von heute mit ihren Beiträgen zur gesetzlichen Rentenversicherung für die derzeitigen Renten auf. Durch das Äquivalenzprinzip erhalten sie eigene Rentenansprüche, die sich an der Höhe der geleisteten Beiträge orientiert.

Infolge des demografischen Wandels hat sich das Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Rentnern verschoben. Im Ergebnis müssen immer weniger Arbeitnehmer für immer mehr Rentner aufkommen. Der Bund bezuschusst die Renten schon heute mit 81 Milliarden Euro aus Steuermitteln. Die Annahme, dass sich dieses Problem mit der Aufnahme sämtlicher Berufsgruppen in die gesetzliche Rentenversicherung beheben lässt, ist ein Trugschluss. Während die gesetzlichen Rentenversicherungen zunächst von höheren Beiträgen profitieren würden, müsste sie langfristig für zusätzliche Renten aufkommen. Schließlich erwirtschaften diese Berufsgruppen entsprechend des Äquivalenzprinzips eigene Rentenansprüche. Das eigentliche Problem der gesetzlichen Rentenversicherung ist somit nicht fehlende Solidarität, sondern das Umlageverfahren und der demografische Wandel.

Ich bin deshalb der festen Überzeugung, dass ein zukunftsfestes Rentenkonzept nur zusammen mit einer tragfähigen privaten und betrieblichen Altersvorsorge funktioniert. Beide beruhen nicht auf dem Umlageverfahren und sind deshalb gegenüber demografischen Veränderungen resistent. Das ist einfach kluge Risikostreuung. Durch die Senkung des Beitrags zur gesetzlichen Rentenversicherung hat die schwarz-gelbe Koalition neue Spielräume geschaffen, damit die Vorsorge auch für Menschen mit geringerem Einkommen aus privater und betrieblicher Vorsorge getragen werden kann.

Generell geht es darum, durch einen funktionsfähigen und dynamischen Arbeitsmarkt jedem die Chance zu geben, sich durch ein erfolgreiches Erwerbsleben vor Altersarmut zu schützen. Wer dann auch privat vorsorgt, der muss auch etwas davon haben: Wir müssen durch Freibeträge in der Grundsicherung sicherstellen, dass sich private Altersvorsorge auch bei einem kleinem Einkommen unter allen Umständen lohnt: Wer auch nur einen Euro privat vorgesorgt hat, muss immer mehr bekommen als jemand, der das nicht getan hat, und mehr als die Grundsicherung. Und schließlich brauchen wir die Abkehr vom starren Renteneintrittsalter. Ab 60 sollte jeder selbst entscheiden können, wann er in Rente geht - natürlich mit den entsprechenden Zu- und Abschlägen. Schweden macht uns erfolgreich vor, dass das das beste System ist und das durchschnittliche Renteneintrittsalter sogar deutlich steigt.

Mit freundlichen Grüßen

Johannes Vogel

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