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Frage von Carsten L. •

Frage an Johannes Kahrs von Carsten L. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Kahrs,

Ihren Ausführungen auf Abgeordnetenwatch ist die pauschale Behauptung zu entnehemen, dass Organpenden sinngemäß Leben retten und Leiden lindern und deswegen verpflichtend per Gesetz notwendig sind. Transplantationen aus meinem persönlichen Umfeld bestätigen diese Aussage nicht.

Können Sie eine Url oder eine Quellenbezeichnung einer wissenschaftlichen Studie nennen, die in Ihre Behauptung als Tatsachengrundlage Einzug gefunden hat, so daß sich die Wähler und betroffenen Bürger von deren Aussagegehalt selbst überzeugen können und an der Meinungsbildung Pro Contra Organspende auch informiert teilnehmen können?

Sie beschreiben einen Vorgang (Transplantation) mit den wesentlichen Bestandteilen (Organe von Menschen) nüchtern als lebensrettend, unerwähnt bleibt, dass für diesen Vorgang ein lebender Mensch nicht nur sterben musste, sondern im Sterbeprozess auf einem Metalltisch zerteilt wurde. Ein Mensch kann - vielleicht - ein wenig länger leben, mit mehr oder weniger grossen Einschränkungen seiner Lebensqualität, wenn ein anderer Mensch bei lebendigem Körper, weil hirntoddiagnostiziert, zerteilt wird.

Für Mukoviszidose-Patienten wird eine Lungentransplantation gerne als lebensrettend diagnostiziert und als Therapieform empfohlen. Viel unblutiger und ganz ohne Bedarf an Organen anderer Menschen, die erst noch sterben müssen, wäre es, ganz einfach bessere Versorgungseinrichtungen https://www.sueddeutsche.de/bayern/medizin-anhoerung-angekuendigt-1.4347657 und damit eine bessere Versorgungssituation und damit Lebensqualität und Lebenszeit für diese Patienten bereitzustellen.

Werden Sie sich genauso fordernd und engagiert für diese therapeutischen Versorgungseinrichtungen z.B. durch eine Gesetzesinitiative im Parlament einsetzen, wie Sie sich für die Explantation von lebenden menschlichen Körpern als Therapieform einsetzen?

8000 Menschen stehen in Deutschland als Mukoviszidose-Patienten auf der "Warteliste".

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr L.,

vielen Dank für Ihre erneute Nachfrage.

Bei der aktuell geführten Debatte über die Organ- und Gewebespende muss das Wohl der Patienten, und zwar sowohl der Spender als auch der Empfänger, natürlich immer an erster Stelle stehen!

Organe werden nur bereits toten Menschen entnommen. Den Hirntod als Todeszeitpunkt zu definieren, entspricht dabei einer gängigen juristischen und medizinischen Definition. Natürlich ist der ganze Vorgang ethisch und emotional aufgeladen und mit gewissen Risiken verbunden. Es ist gut, dass jetzt auch diese Ebenen in Deutschland diskutiert werden.

In meiner Antwort auf Ihre letzte Frage zu diesem Thema bezog ich mich auf ein Faktum: Mit der sogenannten Widerspruchslösung wird Organspende zum Normalfall. Und wenn alle Menschen grundsätzlich Spender sind, wird die Zahl der gespendeten Organe steigen. Damit steigen auch die Überlebenschancen für viele Tausend Menschen, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind. Zurzeit besitzen nämlich nur 36 Prozent der Menschen in Deutschland einen Organspendeausweis, der nach dem Todesfall aus unterschiedlichen Gründen zudem oft nur schwer einzusehen ist.
Warum also sollten wir diese Gelegenheit ungenutzt lassen, Menschenleben zu retten? Zumal es auch zukünftig die Möglichkeit geben wird, seine wie auch immer getroffene Entscheidung zu ändern und sich für bzw. gegen die Organspende zu entscheiden.

Wenn Sie sich für diesbezügliche Studien, Statistiken und weiterführende Informationen interessieren, verweise ich gerne auf die Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.organspende-info.de/infothek

Da in der Federführung des neuen Gesetzes das Gesundheitsministerium zuständig war, verweise ich Sie darüber hinaus gerne an dessen Internetauftritt, der alle wichtige Fragen zu diesem Thema ausführlich behandelt: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/gzso.html

Mit Ihrer Anregung bezüglich alternativer Therapieformen wenden Sie sich bitte an die gesundheitspolitischen Experten hier in Berlin. Von meiner Fraktion ist dies, wie bereits erwähnt, Frau Sabine Dittmar.

Mit freundlichem Gruß

Ihr

Johannes Kahrs