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Johanna Voß
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Frage von Jan G. •

Frage an Johanna Voß von Jan G. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Voß,

als Pendler bin ich auf den metronom angewiesen, der zwischen Hamburg und Lüneburg fährt.
Durch den anhaltenden Lokführer-Streik habe ich immer wieder Probleme, meinen Arbeitsplatz zu erreichen und wieder nach Hause zu kommen, ganz zu schweigen von dem Streß und den zusätzlichen Kosten, die entstehen, wenn ich auf die Fernzüge der Deutschen Bahn ausweichen muß.

Ich bitte Sie deshalb, sich nachdrücklich für eine gütliche und schnelle Einigung zwischen dem metronom und der GDL einzusetzen und frage Sie, wie Sie bisher mit dem Problem umgegangen sind.

Mit freundlichen Grüßen

Jan Giesel

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Giesel,

vielen Dank für Ihre Frage zur Metronom-Eisenbahngesellschaft. Die Problemlage um den Metronom und die für die Fahrgäste entstehenden Beeinträchtigungen sind mir bekannt. Ich habe Verständnis dafür, dass Streiks ausgesprochen lästige Folgen für Fahrgäste haben können, insbesondere für Pendler, die auf die Bahn angewiesen sind. Ich unterstütze Ihren Wunsch, so schnell wie möglich wieder zu verlässlichen Zugverbindungen auf den Strecken des Metronom zu kommen. Bitte mischen Sie sich ein, um dass auch zu erreichen. Für uns LINKE ist das Streikrecht ein hohes Gut, das nicht durch staatliche Einflussnahme ausgehebelt werden darf. Ihrem Wunsch nach Einflussnahme von mir als Abgeordnete kann ich nur dadurch entsprechen, dass ich das Unternehmen Metronom auffordere, unverzüglich wieder in einen konstruktiven Dialog mit ihren Beschäftigten einzutreten.

Beim aktuellen Lokführerstreik geht es vor allem um die Forderung, dass alle Lokführer bei ihrem Gehalt und den Arbeitsbedingungen zumindest denen gleichgestellt sind, die bei der DB AG beschäftigt sind. Und dass damit ein Dumping bei Löhnen und Arbeitsbedingungen, wie das private oder halbprivate Anbieter - wie Metronom - praktizieren, unterbunden werden soll. Diese Schmutzkonkurrenz, die es ja real gibt, wird letzten Endes nicht nur auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Darunter leiden auch die Fahrgäste: am Ende werden gerade auch die Privaten einen miserablen Service anbieten (siehe die Situation in Großbritannien). Grundsätzlich unterstütze ich die Zielsetzung nach gleichem Geld für gleiche Arbeit und gleichen Arbeitsbedingungen - im allgemeinen Interesse, im Interesse der Beschäftigten und langfristig auch in Ihrem und im Interesse aller Fahrgäste.

Leider haben die Klagen über den Metronom in letzter Zeit auch unabhängig vom Lokführerstreik stark zugenommen. Mit dem Auswechseln des Managements reihen sich sich viele Veränderungen aneinander, die Anlass zur Kritik geben. Die Aufstellung von eigenen Fahrkartenautomaten, die wesentlich leistungsschwächer als die der DB sind, hat viele Fahrgäste geärgert. Die für Pendler so wichtige Stammplatzreservierung funktioniert seit Dezember 2010 nicht mehr - ein peinliches hausgemachtes Problem. Die Sauberkeit der Züge hat nach Berichten vieler Reisender sowohl innen wie außen nachgelassen. Im DB-Abfahrtsplan erscheint für den Metronom lediglich „k.A.“, statt einer vernünftigen Auskunft, ob der Zug pünktlich ist oder nicht. Und zuletzt erfahre ich von Streckenausfällen aufgrund von fehlenden Lokführern und den Auswirkungen des Lokführerstreiks, kombiniert mit einer chaotischen Informationspolitik. Das neue Management scheint mit erheblichen Problemen konfrontiert zu sein, die es zu lösen kaum in der Lage ist.

Manche Ursachen sind jedoch auch tiefer zu suchen: So muss man sich fragen, wie die vermutete Reduzierung der Reinigungsintervalle überhaupt möglich sein kann, wenn sie doch bei der Ausschreibung der Strecken und dem anschließenden Vertragsabschluss mit der Landesnahverkehrsgesellschaft klar definiert sein sollten. Dass sich die Metronom-Eisenbahngesellschaft gezwungen sah, eigene Automaten aufzustellen, ist angesichts des intransparenten Systems der Verteilung von Fahrgeldern über die DB und deren hohe Provisionen sogar nachvollziehbar. Ähnlich verhält es sich bei der Bereitstellung von Informationen der Metronom-Eisenbahngesellschaft im Abfahrtsplan der DB. Die DB nimmt für diese Dienstleistung hohe Gebühren und das, wo die DB überhaupt nicht auf die Informationen der Metronom-Eisenbahngesellschaft angewiesen ist. Der Metronom fährt fast ausschließlich auf Gleisen der DB und niemand weiß besser, ob die Züge pünktlich sind oder nicht, als der Netzbetreiber selbst. Das Angebot, die Fahrgäste via Twitter über allerlei Probleme und Veränderungen auf dem Laufenden zu halten, wirkt wie ein etwas hilfloser Versuch, sich gegen immer noch bestehende Wettbewerbsnachteile zu behaupten. Dass hier grundlegende Veränderungen notwendig sind, die das Netz, den bundesweiten Fahrkartenvertrieb und weitere Dienstleistungen an neutraler staatlicher Stelle vorsehen, liegt auf der Hand und wird von unserer Bundestagsfraktion vorangetrieben.

Die neuen Eigentümer des Metronom müssen den anfänglich hohen Qualitätsstandard wieder herstellen und dürfen ihn nicht einem kurzfristigen Profitinteresse zu opfern - sei es , indem an der Ausbildung neuer Lokführer gespart wird oder an der Bezahlung der Beschäftigten. Hier ist auch das Land als Vertragspartner gefragt, das dringend Mindeststandards wie Verlässlichkeit einfordern muss. Ich wünsche Ihnen eine schnelle Rückkehr zu kalkulierbaren Bedingungen im umweltfreundlichen Eisenbahnverkehr und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Johanna Voß