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Jens Bennarend
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Frage von Peter M. •

Frage an Jens Bennarend von Peter M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Herr Bennarend,

was halten Sie von der Idee, dass bei Wahlen zum EU-Parlament auch die Wahl von Parteien aus dem EU-Ausland ermöglicht wird bzw. von der Idee, transnationale Listen einzuführen?

Das Problem ist, dass ich persönlich Herr Timmermans eigentlich sehr gerne als EU-Kommissionspräsident sehen würde, weil er die richtigen Themen anspricht und ich sein Engagement für Europa sehr schätze.

Leider ist mein Vertrauen in die SPD, vor allem seit dem erneuten Eintritt in die große Koalition, so stark gesunken, dass ich sie bei der kommenden Europawahl unter keinen Umständen wählen kann. Meine Sorge ist, dass eine Stimme für die SPD am Ende eine Stimme für Manfred Weber wird. Dieses Risiko will ich nicht eingehen.

Ich freue mich, wenn sie meine Frage beantworten und sage Danke im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen,
P. M.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrter Herr M.,

Ich danke für Ihre Frage.

Ich habe in den vergangenen Wochen wahrgenommen, dass bei den Bürgerinnen und Bürgern der Wunsch groß ist, die Identifikation mit einem Abgeordneten aus einem Wahlkreis zu fördern. Die Listen erscheinen vielen zu anonym, es gibt für die Menschen keinen direkten Ansprechpartner. Ich bin mir nicht sicher, ob transnationale Listen hilfreich sind, wenn es um eine stärkere Verbindung zwischen der EU und ihren Bürgern geht. Andererseits wäre es ein wichtiger Schritt in Richtung eines vereinten Europas. Ich sehe das also zwiespältig, aber würde mich, wenn es zu Schwur käme, transnationale Listen unterstützen.

Der Kommissionspräsident wird von den nationalen Regierungen bestimmt und nicht vom Parlament. Die Kommission ist übrigens mit Vertretern nicht nur aus allen Ländern, sondern auch so gut wie aus allen Parteifamilien aus den Regierungen der einzelnen Länder besetzt. Sie wird vom Europäischen Rat vorgeschlagen und gewählt.

Eine strake SPD, beziehungsweise eine starke PES (Partei Europäischer Sozialdemokraten) und Fraktion S&D (Sozialisten und Demokraten) bedeutet nichts anderes als eine Unterstützung für Frans Zimmermanns. Es gibt eine Vereinbarung, die getroffen wird, als man sich auf Spitzenkandidaten für die EU-Wahl einigte, die besagt, dass die Regierungen der Länder den Spitzenkandidaten bestätigen, der aus der stärksten Gruppe im Parlament kommt. So hatte man vermieden, die Einflussmöglichkeiten der europäischen Staaten in der EU aufzugeben.

Es gibt hingegen keine Koalition zwischen den Parteien. Da die Kommission nicht vom Parlament gewählt wird und, wie ich oben geschildert habe, parteipolitisch bunt von den Ländern gestellt wird, ist es so, dass es, anders als beispielsweise im Bundestag, keine Oppositionsarbeit im hier bekannten Sinne gibt. Vielmehr geht es um Sachentscheidungen vor dem Hintergrund der Programme und Standpunkte der einzelnen Parteien.

Deshalb ist ihre Sorge unbegründet, dass eine Stimme für die SPD eine Stimme für Herrn Weber wäre. Im Gegenteil, eine Stimme für die SPD ist eine direkte Unterstützung für Frans Timmermanns. Ich würde mich deshalb über Ihre Unterstützung freuen.

Mit freundlichen Grüßen und herzlichem Dank

Jens Bennarend