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Frage von Andrea B. •

Frage an Jan Giesel von Andrea B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Giesel,
ich habe auf www.oedp-hamburg.de gelesen, dass Sie sich für ein humanistisches Menschenbild in der Bildungspolitik einsetzen. Was habe ich denn darunter zu verstehen?
Gruß A. Bergmann

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrte Frau Bergmann,

vielen Dank für Ihre Frage.
Die ödp steht für eine völlig neue Bildungspolitik, die sich nicht mehr ausschließlich nach den Interessen der Wirtschaft ausrichtet.
Bildung sollte sich durch „Lernen mit allen Sinnen“ auszeichnen. Bildung in der Tradition Wilhelm von Humboldts (1767-1835), dem ich mich stark verpflichtet fühle, heißt, weg von einem reinen Nützlichkeitsdenken zu kommen und den Menschen und die Entwicklung seiner geistigen Potentiale in den Mittelpunkt zu stellen. Die altbekannte Frage, "Was nützt mir das im Beruf" sollte ersetzt werden durch die Frage "Was nützt mir das, um ein besserer Mensch zu werden". Ziel muß eine geistige Neurorientierung in Schule und Universität sein, die mich als Individuum zu einer höheren sittlichen Selbstverpflichtung führt und mir hilft, mich in dieser Welt zu orientieren und Vorgefundenes immer wieder zu hinterfragen und zu kritisieren.

Ich denke, daß die aktuelle Banken- und Finanzkrise ihre wesentliche Ursache gerade in der Verrohung des Menschen hat, der nur noch in Kosten-/Nutzen-Kategorien denkt und jedes Maß, jede Verantwortung verloren hat. Auch das Bewußtsein, als Mensch in die Gesamtheit des Lebens auf der Erde eingebunden zu sein, muß noch viel stärkere Verbreitung finden.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen wenigen Ausführungen erläutern, was für ein Menschenbild die ödp vertritt.

Konkret würde ich mich als Abgeordneter im Europäischen Parlament dafür einsetzen, die schlimmsten Folgen des Bologna-Prozesses, der die Schaffung eines einheitlichen europäischen Bildungsraums bis 2010 vorsieht, zu bekämpfen, denn dieser hat gerade in Deutschland dazu geführt, die zweihundertjährige Tradition der Universität nach Humboldtschen Vorbild mit einem Federstrich zu beseitigen.

Mit freundlichen Grüßen

Jan Giesel