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Frage von Rafael S. •

Frage an Hilde Mattheis von Rafael S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Mattheis,

die Ausführungen unter https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/hilde-mattheis/question/2019-04-04/312780 wären geradezu ein Paradebeispiel für die Folgen einer von strengsten gesetzlichen Vorgaben, sogenannten Freiheitsrechten, befreiten und entfesselten Transplantationsindustrie. Sie nimmt sich, was sie braucht.

Deutsche Bürger sind in medizinischer Hinsicht frei was Operationen betrifft. Das Mekka für Transplantationen dürften aber die USA sein.
Wer als Uigure in China mehr als zwei Messer hat, bekommt Besuch von der Polizei https://www.welt.de/reise/Fern/article189532947/Couchsurfing-in-China-Der-Hund-war-leider-schon-im-Wok.html. Was dann passiert?
Ob Personen gegen deren Willen Organe entnommen werden ist fraglich, denn China zählt neben den USA und Großbritannien zu den wichtigsten Handelspartnern Bayerns. https://www.sueddeutsche.de/bayern/minister-reist-nach-asien-milliardenmarkt-1.3945112

Björn Nashan engagierte sich in der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), bei der Organ-Verteilungsstelle Eurotransplant und in der Ständigen Kommission Organtransplantation bei der Bundesärztekammer. 2017 wurde er beauftragt, ein Transplantationszentrum in China aufzubauen.
Er sagt, Menschen, die sich sozial engagieren, erhalten Urkunden oder Verdienstkreuze. Organspender, also Mitbürger, die im Tod Leben gespendet haben, werden hingegen nicht geehrt. Er spricht sich auch für eine Senkung der Hürden für die Organentnahme aus, nämlich dem Herztodkriterium. Die chinesische Organspende war völlig unreguliert und basierte fast ausschließlich auf der Rekrutierung von Organen von Strafgefangenen nach Hinrichtungen, und diese Organe wurden dann auch Ausländern transplantiert.
Weiterhin sagt er, "Wir Deutschen könnten von China sogar lernen" https://www.welt.de/gesundheit/article179128736/Organspende-Was-China-bei-den-Transplantationen-besser-macht.html .

Teilen Sie die Bewertung von Herrn Nashan zur Organentnahme?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Ich teile die Ausführungen zu Herrn Nashan zum Teil. Ich bin wie er der Meinung, dass der wesentliche Punkt zur Verbesserung der Organspende nicht in der Frage Widerspruchsregelung oder Entscheidungsregelung liegt, sondern das Wesentliche ist die Verbesserung der Strukturen unseres Organspendesystems. Die von Herrn Nashan in dem Interview kritisierten Punkte hat der Deutsche Bundestag mit dem Gesetz für bessere Zusammenarbeit und Strukturen in der Organspende (GZSO) aufgenommen, welches am 01.04.2019 in Kraft getreten ist. Wir haben dabei bspw. eine deutliche Stärkung der Position des Transplantationsbeauftragten vorgenommen. Mit der Erfahrung aus Spanien, welches ich im Rahmen einer Ausschussreise besucht habe, bin ich ebenfalls der Meinung, dass wir an der Stelle weitergehen müssen. Deshalb schlage ich beispielsweise auch vor, das Thema Organspende in der ärztlichen Ausbildung zu stärken.

Die Frage nach der Entnahme nach Herztod ist eine ethische Frage. Die übergroße Mehrheit der Gesundheitsexperten wie z.B. die Bundesärztekammer und der politischen Entscheidungsträger spricht sich klar gegen den Herztod als Todeskriterium für die Organspende aus. Ich selbst bin hier auch skeptisch. Die wichtigste und international nicht einheitlich geklärte Frage ist dabei, wie die Todesfeststellung vorgenommen wird und wie lang die Wartezeit zwischen Todesfeststellung und Organentnahme sein darf. Da nach dem Herzstillstand sofort das Absterben der Organe einsetzt, ist eine schnelle Entnahme zwingend geboten. Die Wartezeit ist hier in einigen Ländern 5 Minuten, in anderen 15. Dies schafft auch Misstrauen, ob nicht zu schnell ein Patient für tot erklärt wird und mit der Organentnahme begonnen wird. Da diese Debatte in Deutschland zumindest bisher einhellig negativ geführt wird, halte ich es für wichtiger, den beschriebenen Weg der Strukturverbesserung anzugehen.

Mit freundlichen Grüßen
Hilde Mattheis, MdB