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Frage von Sabrina K. •

Frage an Hilde Mattheis von Sabrina K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Mattheis

Mein Name ist Sabrina Keller (42 Jahre alt) und ich leide an einer therapie-resistenten Posttraumatischen Belastungsstörung weil ich als Kind über mehrere Jahre sexuell Missbraucht wurde.

Seit 20 Jahren habe ich verschiedenste Therapien gemacht, aber nichts hat geholfen.

Seit einigen Jahren verfolge ich Nachrichten über wissenschaftliche Studien die belegen das psychedelische Substanzen wie LSD, Zauberpilze oder MDMA Menschen mit schweren psychischen Problemen innerhalb nur weniger Sitzungen von ihren Problemen befreien können und ich frage mich wieso trotz all dieser Forschung und trotz aller positiven Resultate unsere Bundesregierung nicht gewillt ist die Substanzen für die Psychotherapie freizugeben.

Zauberpilze können Depressionen lindern
http://www.telegraph.co.uk/science/2016/05/17/magic-mushrooms-lifts-severe-depression-in-trial/

MDMA kann Kriegsveteranen und Vergewaltigungsopfern innerhalb von nur 2 bis 3 Sitzungen von PTBS befreien
https://www.youtube.com/watch?v=RWIc4vRFoYY

Psychedelika nehmen totkranken Menschen die Angst vor dem Tod
http://www.nytimes.com/2012/04/22/magazine/how-psychedelic-drugs-can-help-patients-face-death.html

Neuere Forschungen haben auch gezeigt das Psychedelika keine Psychosen auslösen, sondern nur das Auftreten von Psychosen bei Leuten beschleunigen die früher oder später sowieso psychotisch geworden wären.
http://www.nature.com/news/no-link-found-between-psychedelics-and-psychosis-1.16968

Es kann doch nicht sein das trotz all diesem Potential und den geringen Risiken die Psychedelika haben, diese Hilfmittel zur Heilung Menschen mit schweren psychischen Problemen vorenthalten werden.

Ich bitte Sie im Namen aller Meschen die unter schweren Depressionen, Angstzuständen oder Trauma leiden diese Therapieformen zu fördern und weiter zu erforschen, oder sogar zu legalisieren und zu regulieren.

Danke
Sabrina Keller

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Keller,

vielen Dank für Ihre Mail. Ich bedaure zutiefst, dass Ihnen ein solches Leid widerfahren ist und Ihre bisherigen Psychotherapien nicht die erhoffte Genesung gebracht haben.

Bei den von Ihnen beschriebenen Therapieformen bzw. in den verlinkten Artikeln werden Forschungen bei verschiedenen Krankheitsbildern beschrieben, die anscheinend einen Therapieerfolg laut Angaben der Forscher hatten. Es handelt sich dabei aber bisher ausschließlich um Studien, nicht um eine etablierte und anerkannte Therapieform gegen Depressionen. Wie beispielsweise im verlinkten Artikel des Telegraph deutlich wird, handelt es sich um erste Ergebnisse und in keinem Fall bedeutet dies, dass Patienten auf eigene Faust versuchen sollten, sich mit derartigen Substanzen selbst zu heilen. Auch eine Zulassung dieser Substanzen bzw. eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung ist in diesem Stadium schlicht noch nicht möglich, da bisher anscheinend keine validen Forschungsergebnisse vorliegen. Bevor eine solche Therapie zugelassen werden könnte, müssten zudem gravierende Nebenwirkungen ausgeschlossen bzw. vermindert werden. Gerade bei Substanzen wie MDMA dürfen körperliche und psychische Nebenwirkungen nicht außer Acht gelassen werden.

All dies bedeutet aber nicht, dass derartige Stoffe generell als Therapieform ausgeschlossen werden sollten, weil sie gemeinhin als Drogen angesehen werden und entsprechend des Betäubungsmittelrechts in Deutschland verboten sind. Beispielsweise wird der Deutsche Bundestag nun Cannabis als Arzneimittel bei der Schmerztherapie zulassen. Wenn valide Daten zur Psychotherapie für die genannten Halluzinogene bzw. andere Stoffen vorliegen, ist es nicht ausgeschlossen, dass dann auch hier eine Zulassung mit entsprechender Erstattung durch die Krankenversicherung erfolgen wird.

Ich hoffe, dass Sie eine Therapie finden, die Ihnen hilft und wünsche Ihnen alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen,
Hilde Mattheis, MdB