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Hermann Färber
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Frage von Rainer B. •

Frage an Hermann Färber von Rainer B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Färber,

in meiner Verantwortung als mündiger Bürger und Mitentscheider über den Weg, den dieses Land nimmt, frage ich Sie nach den Gründen für Ihre Fracking-Befürwortung.

Es fällt mir nicht leicht, dies so sachlich zu formulieren, denn ganz offensichtlich hat man sich mit der Atomenergie ja auch schon eine zwar kritisch beäugte, aber dennoch umgesetzte, gefährliche, Mensch- und Naturverachtende Energiegewinnung "ins Haus" geholt, bei der man nun fast von den berühmten Geistern, die man rief und nun nicht mehr los wird, sprechen kann.

Hat man auf politischer Ebene nichts gelernt?

Warum werden Verfahren, die alleine schon den Anschein erwecken, dass sie langfristig unvorteilhaft für Mensch und Natur sein könnten, nicht grundsätzlich verhindert?
(Wobei das Fracking ja nicht nur den Anschein erweckt, sondern ernsthafte Bedenken vorhanden sind...)

Das Desaster um die Atommeiler und den Hinterlassenschaften für Jahrhunderte sollte uns doch gelehrt haben, dass ein kurzfristiges Denken/Handeln nicht zielführend und in hohem Maße (auch) eine volkswirtschaftliche Katastrophe werden kann.

Welche Informationen über Fracking liegen Ihnen vor, die Sie dazu ermutigt haben, eine Ablehnung dieser Technik zu verhindern?

Ich bin gespannt, ob und welche Antwort ich von Ihnen erhalte.

Mein Abstimmungsverhalten in Zukunft muss ich in jedem Fall überdenken.

Sie jedenfalls verlieren für mich das Anrecht auf Entrüstung, wenn künftig noch mehr Wähler der CDU den Rücken zuwenden und zu Ex-Wählern oder zu Extrem-Wählern werden.
Denn was sich bei letzten Wahlen gezeigt hat: Offensichtlich wird in diesem Land nur etwas bewegt, wenn man extrem reagiert! Eine Schande für dieses wunderbare Land!!

Beste Grüße an Ihre Zukunft
Rainer Bachmann

P.S. Einer Veröffentlichung meiner Frage auf abgeordnetenwatch.de habe ich selbstverständlich zugestimmt.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Bachmann,

herzlichen Dank für Ihre Frage.

In der Tat habe ich einen Antrag im Bundestag, Fracking grundsätzlich und ohne Ausnahme zu verbieten, abgelehnt. Entscheidend dabei war für mich, dass es bei einem solchen Verbot eben keine sinnvolle Abwägung zwischen Chancen und Risiken gegeben hätte, sondern ausschließlich die Risiken betrachtet werden. Tatsache ist: Fracking, also das Aufbrechen von Gesteinsschichten zur Erdgasförderung, wird bereits seit Jahrzehnten in Deutschland bei konventionellen Lagerstätten angewendet. Es geht also nicht um ein völlig neues Verfahren.

Trotzdem, da stimme ich völlig zu, reichen die derzeitigen rechtlichen Bestimmungen für die Regelung dieser Technik nicht aus. Deshalb haben wir letztes Jahr im Bundestag einen Gesetzentwurf diskutiert, wonach diese Rechtsgrundlage für heute in Deutschland angewendete Verfahren deutlich verschärft werden und hohe Hürden für neue Verfahren errichtet werden sollten, die so lange für kommerzielle Nutzung verboten bleiben, bis sich ihre Unbedenklichkeit durch wissenschaftliche Forschung erwiesen hat.
Der Gesetzentwurf ging also in jedem Fall in die richtige Richtung und wäre eine Verbesserung des Umwelt- und Trinkwasserschutzes gegenüber dem aktuellen Zustand gewesen. Ob es dabei auch weit genug geht, war die Frage, die bis heute offen ist, er ist bislang nicht abschließend im Bundestag abgestimmt worden.

Ich entnehme Ihrer Frage, dass Sie mit dem Ausstieg aus der Atomenergie einverstanden sind. Sie halten es sicher auch für richtig, dass wir aus Klimaschutzgründen die Kohleverstromung runterfahren. Bei den erneuerbaren Energien stehen wir vor dem Problem, dass Wasser und Wind nicht grundlastfähig sind, also nie sicher und planbar zur Verfügung stehen. Außerdem lehnen immer mehr Menschen den dafür notwendigen Leitungsbau und den Bau von Windrädern in ihrer direkten Umgebung ab. Irgendwann stehen wir als hochindustrialisiertes Land eben vor der Frage, mit welchen Energieformen wir unseren Bedarf denn decken wollen. Und vor diesem Hintergrund halte ich es für falsch, ein Verfahren in Bausch und Bogen abzulehnen, bevor die konkreten Risiken bei konkreten Einsatzgebieten überhaupt erforscht worden sind. Wenn dann unvertretbare Risiken auftreten, richtig, dann muss ein solches Verfahren verboten werden. Das gibt der Stand der Wissenschaft heute aber einfach nicht her.
Zur Einschätzung von Chancen und Risiken empfehle ich den ausführlichen Bericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.
http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Downloads/Abschlussbericht_13MB_Schieferoelgaspotenzial_Deutschland_2016.pdf?__blob=publicationFile&v=5
Hier wird auch deutlich, dass Vergleiche mit der Art des Frackings, wie sie in den USA stattfindet, sinnlos ist, weil wir hier das Verfahren schon heute deutlich restriktiver anwenden, so wie es in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland ja auch sinnvoll ist.

Wie gesagt: Irgendeine Form von Energie werden wir auch in Zukunft brauchen. Und eine Lösung ist für mich in keinem Fall vertretbar, nämlich, wir verbieten Fracking in Deutschland und beziehen mehr Gas aus anderen Ländern, z.B. Russland. Denn in anderen Ländern wird Erdgas unter wesentlich schlechteren Umweltschutzbedingungen gefördert und transportiert als das in Deutschland der Fall ist. Wer die Frage des Umweltschutzes aber nur auf Deutschland beschränkt, der ist für mich nicht glaubwürdig.

Mit freundlichen Grüßen
Hermann Färber

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