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Heidrun Bluhm-Förster
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Frage von Michael P. •

Frage an Heidrun Bluhm-Förster von Michael P. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr verehrte Frau MdB Bluhm,

meine einzige - aber ganz wichtige - Frage an SIE :

- Wurde in Mecklenburg-Vorpommern Gen-manipulierter Raps im Freiland angebaut - von dem Ihre Partei (Die Linke) überhaupt nichts wusste, wie MdB Dr. Bartsch nun öffentlich wie folgt behauptet ? :

http://www.abgeordnetenwatch.de/dr_dietmar_bartsch-650-5509.html
...Nach unseren Informationen gibt es in M-V keinen im Freiland angebauten Gen-Raps. DIE LINKE lehnt diese Rapssorten und von daher die Versuche mit der Sorte sowie die Produktion solchen Rapses als nicht koexistenzfähig ab...

Der zuständige M-V Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD) schob die Verantwortung für den Gen-Raps ab - und zeigte mit dem Finger auf Dr. Marianne Linke (Die Linke), als zuständiger MV-Sozialministerin, wie folgt :

http://www.kandidatenwatch.de/dr_till_backhaus-858-9023-1-p428.html#fragen
...Sie schreiben allerdings, dass am "Versuchsstandort 19205 Schönfeld...mit genmanipuliertem Raps bestellt" wären. Mir ist Derartiges unbekannt. Gleichwohl sollten Sie diese Mitteilung dem in Mecklenburg-Vorpommern zuständigen Sozialministerium machen, damit dort Ihre Angabe geprüft werden kann und ggf. strafrechtliche Schritte eingeleitet werden können...

Sozialministerin Dr. Linke (Die Linke) bestätigte darauf öffentlich den Großversuch mit Gen-Raps wie folgt :

http://www.kandidatenwatch.de/dr_marianne_linke-858-8967-1.html#fragen

05.09.2006
Dr. Marianne Linke
...Zwischen 1999 und 2001 wurde dort (eingefügt: in 19205 Schönfeld Mühlen-Eichsen) gentechnisch veränderter Raps in folgenden Mengen ausgesät:

1999 7,28 ha Nachbeobachtung bis 2002
2000 6,4 ha Nachbeobachtung bis 2003
2001 2,5 ha Nachbeobachtung bis 2004

Die Ernte in allen Jahren und an allen Aussaatflächen wurde nachweisbar vernichtet ("Inaktivierung"). Zusätzlich wurde im Jahr 2002 der Raps auf einem Zwischenstreifen zwischen normalem Raps und gentechnisch verändertem Raps sicherheitshalber geerntet und in einer Ölmühle zu Biodiesel verarbeitet...

MfG
M. Pfeiffer

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Pfeiffer,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage vom 10.12.2008 zum Thema „Anbau von Genmanipuliertem Raps“ in MV.

Grundsätzlich:

Die Skepsis in Bezug auf genmanipulierte Pflanzen ist meiner Meinung nach berechtigt, denn die Grüne Gentechnik ist eine Risikotechnologie; durch sie eingetretene Schäden sind nicht oder kaum zu beheben. Neben ethischen Aspekten und der Abhängigkeit von den Saatgutmultis gehört vor allem die Bewertung der Risiken auch in Abwägung möglicher Nutzen in das Zentrum dieser Debatte. Der LINKEN geht es um Vorsorge und den Schutz und das Primat der gesellschaftlichen Interessen von Mensch und Umwelt vor den (zudem allzu kurzfristigen) Gewinninteressen internationaler Saatgutkonzerne.

Es ist das Mindeste, dass die Bürgerinnen und Bürger darauf bestehen, dass die ökologischen und die gesundheitlichen Risiken des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen durch gewissenhafte und fundierte Zulassungsverfahren objektiv geklärt sein müssen. Dies ist bis heute nicht der Fall.

Gentechnisch veränderte Pflanzen können sich über Auskreuzung unkontrolliert ausbreiten, wenn natürliche Kreuzungspartner vorhanden sind. Eine Rückholung der genveränderten Pflanzen ist nicht mehr möglich. Es ist eine abenteuerliche Haltung, zu behaupten, man müsse gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen, damit das Risiko bewertet werden kann. Ich halte ein solches politisches Abenteuer Freilandversuche mit 88 Millionen Menschen und mit einer unwiederbringlichen Natur angesichts ungesicherter Erkenntnisse für unverantwortlich. Zudem scheint die Verquickungen zwischen Industrie und Behörden so dicht, dass eine unabhängige Bewertung der transgenen Pflanzen für uns ernsthaft in Frage steht. Aber gerade bei einer Risikotechnologie wie der Agro-Gentechnik ist aus unserer Sicht die unabhängige Beobachtung und Bewertung Vorbedingung ihrer Anwendung.

Im globalen Maßstab führt eine zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen zu drastisch sinkender Zahl an Arbeitsplätzen, zu weniger Vielfalt der Ackerkulturen und zu eintönigen Landschaftsbildern.

Zu den konkret angesprochenen Vorgängen in MV:

Es gab in der Vergangenheit den erwähnten »Freisetzungsversuch« mit den entsprechenden Nachbeobachtungen. Über diese Untersuchung hinaus gab und gibt es KEINEN Anbau von gentechnisch veränderten Rapspflanzen in Mecklenburg-Vorpommern. Im Übrigen gibt es Deutschland- und EU-weit KEINE für den Anbau zugelassenen Rapssorten. Der Bauernverband gibt seinen Mitgliedern keinerlei Empfehlung zur Nutzung derartiger Sorten, solange die Sortenzulassung und die Klärung von Haftungsfragen ungeklärt sind. Die scheinbar widersprüchlichen Aussagen der in der Anfrage benannten Abgeordneten sind offenbar darin begründet, dass die Begriffe »FREISETZUNGSVERSUCH« und »FREILANDANBAU« synonym benutzt werden, obwohl hier ein gravierender Unterschied besteht.

Mit freundlichen Grüßen

Heidrun Bluhm