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Gerda Hasselfeldt
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Frage von Peter S. •

Frage an Gerda Hasselfeldt von Peter S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Hasselfeldt,

herkömmliche volkswirtschaftliche Modelle sind nicht in der Lage, dauerhaft stabile und wachstumsorientierte Ökonomien zu beschreiben. Die Geschichte lehrt uns, dass es bis dato in der Menschheitsgeschichte kein auf Wirtschaftswachstum beruhendes System gegeben hat, das dauerhaft überlebte.
Das Schuldgeldsystem, das wir in der vorherrschenden Ökonomie etabliert haben, kann ausschließlich dann zu weiterem Wirtschaftswachstum führen, wenn sich stets eine ausreichende Anzahl von sog. Nachschuldnern findet. Befeuert wurde diese Form der Ökonomie, die in Extremfällen auch durch kriegerische Handlungen und Ausbeutung am Leben gehalten wird, u.a. auch durch die Abschaffung des Bretton-Woods-Systems.

In welcher Form gedenken Sie sich für eine friedvolle Volkswirtschaft einzusetzen, die über die in der Literatur oftmals als maximale Dauer stabiler Verhältnisse zitierten zyklischen 60-80 Jahre überlebt? Rein rechnerisch ist davon auszugehen, dass wir uns derzeit am Rande eines Kollaps befinden die Staatsschuldenkrise zeichnet ein dementsprechend klares Bild.

Weiterhin wissen Sie, dass die Deutsche Bundesbank treuhänderisch für die deutschen Bürger ca. 3400 Tonnen an physischem Gold hält, welches nach einem möglichen endgültigen Vertrauensverlust in den Euro als (Teil-)Deckung einer neuen Währung unter Umständen dringend gebraucht würde. Sie wissen sicherlich auch, dass sich nur ca. 31% dieses physischen Goldbestandes derzeit innerhalb Deutschlands befinden. Binnen welchen Zeitraums würden Sie die in den USA, Großbritannien und Frankreich (vermeintlich bzw. hoffentlich) lagernden Bestände nach Deutschland zurückholen wollen?

Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Antworten.

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Stoll,

vielen Dank für Ihre Zuschrift über Abgeordnetenwatch, auf die ich Ihnen gerne antworten möchte. Die verspätete Antwort bitte ich zu entschuldigen.

Sicherlich gibt es mittlerweile zahlreiche wirtschaftspolitische Ansätze, die mit Hilfe von unterschiedlichen Szenarien und Modellen zu erklären versuchen, wie sich einzelne Volkswirtschaften in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln werden. Viele davon widersprechen sich jedoch nicht nur in einzelnen Details, sondern auch grundsätzlich. Für mich kommt es daher nicht nur darauf an, zwischen den verschiedenen Szenarien abzuwägen, sondern auch dafür zu sorgen, dass aufgrund meiner Entscheidungen möglichst viele Menschen eine Chance auf Wohlstand und ein Leben mit hoher Lebensqualität haben. Dies ist aus meiner Sicht nur mit der soziale Marktwirtschaft möglich.

Die soziale Marktwirtschaft bringt Freiheit, wirtschaftlichen Wettbewerb und soziale Verantwortung zum Ausgleich. Ohne Wettbewerb und unternehmerische Freiheit sind weder Innovation und Fortschritt noch zukunftsfähige Arbeitsplätze denkbar. Gleichzeitig bedarf es klarer Regeln, damit der notwendige Wettbewerb seine wohlfahrtsstiftende Wirkung entfalten kann. Deshalb kennzeichnet ein geordneter Wettbewerb die soziale Marktwirtschaft, die uns in den letzten 60 Jahren Wohlstand und soziale Sicherheit gebracht hat.

Die ausgewogene Wirtschaftsstruktur Deutschlands mit einem starken Mittelstand, einer leistungsfähigen Industrie und der gelebten Sozialpartnerschaft von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ist international anerkanntes Vorbild. Dass Deutschland gestärkt aus der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise sowie der Euro-Schuldenkrise hervorgegangen ist, belegt dies eindrucksvoll. Auf dem richtigen Weg sind wir auch bei der Bewältigung der europäischen Schuldenkrise. Wir unterstützen soldidarisch die europäischen Krisenstaaten, halten aber dabei an den Prinzipien der soliden Haushaltsführung und Eigenverantwortung fest. Deutschland begleitet die europäischen Krisenstaaten auf ihrem Reformweg hin zu mehr Wettbewerbsfähigkeit. Unser Ziel ist es damit, die Prinzipien der soziale Marktwirtschaft in der Europäischen Union zu stärken.

Hinsichtlich Ihrer zweiten Frage zur Lagerung deutscher Goldreserven, möchte ich auf die Mitteilung der unabhängigen Deutschen Bundesbank vom Januar 2013 verweisen. Bereits Anfang dieses Jahres hat die Deutsche Bundesbank ein neues Lagerstellungskonzept beschlossen. Im Zuge dessen wird der heimische Standort aufgewertet. Ab 2020 soll die Hälfte des Goldes in Tresoren im Inland, die andere Hälfte an den wichtigsten Goldhandelsplätzen im Ausland - New York und London - lagern. Die in Paris gelagerten 374 Tonnen Goldreserven werden vollständig nach Frankfurt verlegt. Aus New York werden 300 Tonnen nach Deutschland zurücküberführt. Aus verständlichen Gründen wurde kein detaillierterer Ablaufplan für diesen Transfer veröffentlicht.

Mit freundlichen Grüßen

Gerda Hasselfeldt, MdB