Gabriela Heinrich, SPD-Bundestagsabgeordnete für Nürnberg-Nord
Gabriela Heinrich
SPD
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Frage von Tilman W. •

Frage an Gabriela Heinrich von Tilman W. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Heinrichs,
die SPD redet aktuell viel über die Gleichstellung von Mann und Frau. Daher meine Frage: Was wird getan, um den deutlichen Unterschied in der Lebenserwartung von Männern und Frauen zu reduzieren? Und warum ist es seit 1950 nicht gelungen, hier Fortschritte zu machen, sondern der Unterschied wurde im Gegenteil größer (vgl. http://www.statistiker-blog.de/archives/gender-life-expectancy-gap/4868.html).

Bitte verzichten Sie auf Ausreden wie "das ist ja alles biologisch". Zum einen zeigen Studien, dass das nicht stimmt, zum zweiten wurde das Biologie-Argument in der Gleichstellungsdebatte bisher immer zurückgewiesen. Drittens subventioniert der Staat die hohe Lebenserwartung von Frauen mit hohen Zahlungen aus der Kranken- und Pflegeversicherung. Wäre es nicht wenigstens gerecht, diese Mittel für die Gesundheitsförderung von Männern einzusetzen, damit die Ausgaben der Kranken- und Pflegeversicherung paritätisch sind?

Gabriela Heinrich, SPD-Bundestagsabgeordnete für Nürnberg-Nord
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr W.,

nein, Sie erhalten selbstverständlich keine pauschalen Antworten von mir, dass das alles biologische Gründe habe. Für dergleichen Pauschalisierungen ist das Thema zu komplex und zu wichtig. Es gibt über die unterschiedliche Lebenserwartung hinaus auch noch weitere Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, die ebensowenig auf die Biologie zurückzuführen sind. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Das gilt für den Justizvollzug (es gibt viel mehr männliche Gefängnisinsassen als weibliche) oder für die Wohnungslosigkeit (mehr Männer obdachlos).

Ziel der Politik muss es immer sein, solche Unterschiede zu mindern oder aufzuheben, unabhängig davon, ob Männer oder Frauen benachteiligt sind. Deswegen mahne ich, vor allem in meiner Eigenschaft als Menschenrechtspolitikerin, bei allen möglichen Gelegenheiten echtes Gender-Mainstreaming an. Politik muss geschlechtergerecht sein – für Männer und für Frauen.

Aber jetzt zurück zum eigentlichen Thema: In der Vergangenheit ist es in Deutschland gelungen, die Lebenserwartung von Frauen und Männern gleichermaßen zu steigern: Jungen, die heute geboren werden haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 78,36 Jahre und Mädchen von 83,18 Jahren. Dass die Schere in Bezug auf die Lebenserwartung von Männern und Frauen immer weiter auseinandergeht, kann ich so nicht nachvollziehen. Denn seit Anfang des Jahrtausends (also seit knapp 20 Jahren) ist die Lebenserwartung der Frauen um zwei Jahre gestiegen, die der Männer aber um rund drei Jahre.

Hier finden Sie einen Link zum Statistischen Bundesamt:
https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon?sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=12621-0002&zeitscheiben=16&sachmerkmal=ALT577&sachschluessel=ALTVOLL000,ALTVOLL020,ALTVOLL040,ALTVOLL060,ALTVOLL065,ALTVOLL080

Aber klar, es gibt noch immer Unterschiede in der Lebenserwartung. Damit diese Schere sich weiter schließt, sind vor allem Information und Prävention wichtig. Männer gehen beispielsweise seltener zu Vorsorgeuntersuchungen als Frauen. Nur 40 Prozent der Männer nutzen regelmäßig die Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, aber 67,2 Prozent der Frauen.

Die SPD hatte fast zehn Jahre für das 2016 in Kraft getretene Präventionsgesetz gekämpft, das zusätzliche Mittel für die Vorbeugung von Krankheiten zur Verfügung stellt und dabei die Prävention auch stärker in die Lebenswelt der Menschen bringt. Wir wollen nicht nur darauf warten, dass jemand von sich aus zum Arzt geht. Dazu gehört auch der Ausbau der betrieblichen Gesundheitsförderung.

Um stärker zu sensibilisieren und zu informieren, unterstützt die Bundesregierung darüber hinaus über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein eigenes Männergesundheitsportal mit vielen Infos. Das Portal finden Sie hier:
https://www.maennergesundheitsportal.de

Sehr geehrter Herr W., seien Sie versichert, dass ich – wie oben schon angesprochen – bei meiner politischen Arbeit immer Männer und Frauen gleichermaßen im Blick zu halten versuche.

Mit freundlichen Grüßen
Gabriela Heinrich

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