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Frage von Gottfried Dr. W. •

Frage an Florian Pronold von Gottfried Dr. W. bezüglich Recht

Ihre Aussage "Jesus ist ein überflüssiger Lattengustl" war und ist empörend, verunglimpfend und gar nicht tolerant - würden Sie den Islam auch so behandeln?

Ich hoffe für Sie, dass Sie nicht mehr zu einer solchen Aussage stehen und sie heute nicht mehr wiederholen würden.
Jesus ist auch für alle Menschen - auch für Sie - am Kreuz gehangen, hat gelitten, ist gestorben und ist dann auferstanden. So hat er das jedenfalls selber gesehen, so verstehen Christen das heute immer noch. Und das aus echter Menschenfreundlichkeit, aus Liebe...!
Das muss man nicht nur Weihnachten oder Ostern verstehen!

Mit einem kräftigen Grüß Gott
Dr. Gottfried Wolff

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Dr. Wolff,

die Darstellung der „Lattengustl-Affäre“ ist in den Medien meist sehr verkürzt, deshalb will ich Ihnen die Hintergründe schildern: Im Frühjahr 1996 startete die Deggendorfer CSU eine Kampagne, um mich vom Antritt meines eben errungenen Stadtratsmandates abzuhalten. Zum Anlass wurde dabei ein Artikel genommen, den ich im Vorjahr für das Magazin der Juso-SchülerInnen in Bayern geschrieben hatte. Thema meines Beitrags war die unter dem Schlagwort „Kruzifix-Urteil“ bekannt gewordene Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Anbringung von religiösen Symbolen in Klassenzimmern. Vor allem habe ich mich darin aber mit dem Umgang der CSU und konservativen Kirchenfunktionäre mit dem Urteil auseinandergesetzt, die den Inhalt des Urteils absichtlich falsch wiedergegeben hatten und in Bayern versuchten, das Urteil propagandistisch auszuschlachten und Christen gegen die sehr ausgewogene Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts aufzuhetzen. Die CSU hat sich in ihrer Kampagne jedoch von Anfang an nicht mit dem Inhalt meines Artikels auseinandergesetzt, sondern Zitate aus dem Zusammenhang gerissen, um einen unliebsamen politischen Gegner zu diskreditieren. Der Begriff „Lattengustl“ ist nicht meine Erfindung, sondern ein Zitat aus der Berliner Tageszeitung „taz“. Es entspricht der satirischen Grundhaltung meines damaligen Artikels. An anderer Stelle hatte im Übrigen selbst die CSU Verständnis für solche Art der Satire: Auf einer Deggendorfer Veranstaltung im Fasching 1996, also kurz vor Beginn der Kampagne, haben sich die Mitglieder der CSU-Parteispitze noch über ein Stück gegen den „Balkensepp“ amüsiert. Ich hatte mit dem Artikel nicht vor, religiöse Gefühle zu verletzen, sondern ich habe in einem satirischen Artikel den Missbrauch des Glaubens durch CSU und Kirche für ihre politischen Zwecke kritisiert. Eine Verächtlichmachung von religiösen Überzeugungen war nicht meine Absicht, wie zum Beispiel aus folgendem Satz des Artikels hervorgeht: „Das Kreuz ist für das Christentum ein wichtiges Symbol, nicht nur ein sinnentleerter Wandschmuck.“ Die gegen mich in dieser Angelegenheit angestrengten Strafverfahren wurden alle nach § 170 StPO - also mangels hinreichenden Tatverdachts bezüglich der Beschimpfung von Religionsgemeinschaften - eingestellt. Die wenigsten, die über die „Lattengustl-Affäre“ redeten und heute noch reden, haben meinen Artikel jemals gelesen. Viele gläubige Christen - natürlich nicht alle - die den Artikel im Original gelesen haben, konnten die Aufregung im Nachhinein nicht mehr verstehen. Viele Medien haben das „Lattengustl“-Zitat aus dem Zusammenhang gerissen und dadurch den Eindruck erweckt, ich hätte religiöse Gefühle beleidigen wollen. Bei denjenigen, die sich deshalb gekränkt fühlten, habe ich mich bereits damals entschuldigt.

Mit freundlichen Grüßen
Florian Pronold