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Felix Menzel
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Frage von Ines N. •

Frage an Felix Menzel von Ines N. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Damen und Herren,
Thema: Arbeit und Pendeln!
Was sagen Sie zum Pendleratlas für Berlin und Brandenburg?
Warum müssen Tausende täglich von Luckenwalde nach Berlin pendeln und werden nicht hier Regional Existenz sichernde Arbeitsplätze geschaffen?
Warum fahren keine Regionalzüge mehr über Berlin-Schönefeld und Berlin-Lichtenberg (also fehlende Ostberlin Anbindung)? Die meisten Arbeitgeber befinden sich im Ostteil von Berlin, da hier die Gewerbemieten günstiger sind!
Warum fallen zu viele Regionalzüge von und nach Berlin aus und warum werden zu wenige Regionalzüge nach Berlin eingesetzt?
Warum nutzt die Politik die gesetzlichen Statistiken nicht tatsächlich? z. B. Einwohnermeldedaten bzgl. Kitaplätze- und Schulkapazitäten, Fristgerecht für vorausschauende Planungen
Warum wird Infastruktur z.B. Verkehrstechnischer Ausbau nicht rechtzeitig und vorausschauend 10 bis 20 Jahre im Voraus geplant?

Freundliche Grüße

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau N.,

vielen Dank für Ihre Fragen. Ohne lange um den heißen Brei zu reden, wenn es eine Patentlösung für Ihre Angesprochenen Punkte gibt würde ich diese Ihnen sofort verraten. So sehen Sie mir bitte nach, dass ich Ihnen nur so antworten kann, was ich für den richtigen Weg halte oder welche Informationen zur Zeit zur verfügung stehen.

Der Pendleratlas ist ein schönes Hilfsmittel, sich einen Überblick über die momentane Pendlersituation zu verschaffen. Fast die Hälfte aller Einwohner von Teltow-Fläming (TF) pendeln entweder in andere Bundesländer oder in andere Landkreise. Dabei ist zu beobachten, dass gerade der Süden von TF kein Arbeitsmarkt-Kerngebiet ist. Das liegt auf der einen Seite an der geringeren Einwohnerdichte, als auch daran, dass hier eine geringe Dichte an größeren Arbeitgebern vorhanden ist. Interessant wäre beim Pendleratlas auch die Auflistung auch nach Gemeinden oder Städten.

Der Grund, warum die Pendleranzahl in Luckenwalde so hoch ist, hat mehrere Gründe:
- der Niedergang der als Industriestandort nach der Wende und die damit verlorenen Arbeitsplätze,
- das Aussicht auf höhere Löhne in der Hauptstadt und dem Speckgürtel, hier haben sich viele nationale und internationale Unternehmen von bedeutender Größe angesiedelt,
- die (ehemals) nicht ausreichende Infrastruktur in Luckenwalde.
Darüber hinaus ist jedoch schon eine Menge passiert. Zum Beispiel durch den Ausbau der B101 und durch den Anschluss an die Bahn wird Luckenwalde immer attraktiver. Die Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SWFG) unterhält den Biotechnologiepark und die Stadt selbst daneben einen Gewerbegebiet. Damit ist für die Ansiedlung von Unternehmen zumindest die Grundlage geschaffen. Darüber hinaus muss es möglichen Unternehmen/Investoren ermöglicht werden, am Arbeitsmarkt vor Ort beteiligt zu werden. Dies bedeutet, dass mögliche Arbeitnehmer ausreichend geschult und ausgebildet werden und dass es die Möglichkeit von Spezialisierungen im Beruf geschaffen werden. Im Umkehrschluss muss also auch die Bildung der Menschen vor Ort in den Fokus rücken.

Ob sich die meisten Arbeitgeber im Ostteil von Berlin befinden kann ich nicht beurteilen, da mir hier entsprechende Statistiken fehlen. Ich würde aus dem Bauch heraus sagen, dass es hier keinen bedeutenden Unterschied gibt. Jedoch ist Ihre Frage berechtigt, warum die Regionalzüge nicht mehr wie Früher über Schönefeld nach Berlin reinfahren. Hier ist geplant, dass ab etwa 2025 wieder Züge direkt von Ludwigsfelde nach Schönefeld fahren. Darüber hinaus muss jedoch noch eine Menge getan werden, um hier den Pendlern ein flexibles und schnelles Reisen zu ermöglichen. Lösungen dafür könnten sein, dass Züge geflügelt (fahrplanmäßiges Trennen von Zügen an bestimmten Stationen) oder gekoppelt werden. So können die Kapazitäten der Züge an die Pendlerströme angepasst werden und so freie Kapazitäten für andere Strecken entstehen.

Warum die Ausfallzahlen und Verspätungen von Zügen von und nach Berlin so groß sind, kann ich nur vermuten. Dies könnte an einer falschen Sparpolitik liegen, durch die Reparationen und Wartung von Zügen beeinträchtigt werden (zu wenig geeignetes Personal in den Werkstätten). Darüber hinaus, haben Fernverkehrszüge auf der Strecke Luckenwalde-Berlin Vorrang. Wenn hier eine Verspätung entsteht, wirkt sich das auf die Regionalzüge aus, die auf die Vorbeifahrt der Fernverkehrszüge warten müssen. Die Anzahl der Regionalzüge auf der Strecke ist nicht nur durch den Fernverkehr begrenzt, sondern auch durch den Güterverkehr. Anders ausgedrückt, die vorhandenen Schienen sind zu voll oder es gibt zu wenig Gleise. Dies kann man dadurch beheben, dass weitere Gleise gebaut werden und/oder das Streckenmanagement weiter digitalisiert wird (Stichwort: Digitale Schiene).

Viele alte Statistiken zeigen auf, dass Brandenburg und auch Luckenwalde einen Einwohnerrückgang zu befürchten hat. Diese Statistiken sind mittlerweile für viele Gemeinden überholt. Es wurden also die alten Statistiken beachtet, doch leider hat man sich zu lange an die alten Statistiken geklammert und verschlafen auf die neuen Entwicklungen einzugehen. Diese zu späte Reaktion erzeugt Wechselwirkungen die nicht sofort geändert werden können. Zum Beispiel: es wurde zu spät erkannt, dass mehr Erzieher und Lehrer benötigt werden. Um diesen Fehler jedoch zu begleichen, benötigt man Zeit. Erzieher und Lehrer müssen zunächst ausgebildet werden, bevor diese eingesetzt werden können. Die Ausbildung benötigt Zeit - die leider nicht vorhanden ist. Darüber hinaus müssen diese Berufe auch attraktiver gestaltet werden, sodass hier genug Nachwuchs gefunden werden kann. Gleiches gilt auch für die Planung für Infrastruktur. Es wird zwar lange im Voraus geplant, jedoch ist man hier zu unflexibel, um auf sich ändernde Rahmenbedingungen einzugehen. So werden Straßen gebaut, die nicht den Anforderungen entsprechen, einfach nur deswegen, weil diese vor langer Zeit so geplant wurden oder es werden keine Straßen gebaut, weil hierfür eine Planung nicht vorhanden ist. Hier ist schnelleres und verkehrsaufkommengerechtes Handeln nötig. Wenn ich dann zur Infrastruktur auch den Ausbau von Internet hinzuziehe, sieht man auch, dass hier vor langer Zeit mit der falschen Technologie geplant wurde. Es ist in heutiger Zeit einfach nicht mehr sinnvoll Kupferkabel zur Übertragung zu verlegen, sondern Glasfaserkabel. Auch hier ist man in der Planung und Durchführung zu unflexibel.

Ich hoffe ich konnte Ihre Fragen zunächst beantworten. Sicherlich werden sich weitere Fragen stellen. Bitte scheuen Sie nicht, mich weiter zu befragen.

Mit freundlichen Grüßen
Felix Menzel