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Eva-Maria Stange
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Frage von Rainer M. •

Frage an Eva-Maria Stange von Rainer M.

Sehr geehrter Frau Dr. Stange,

schon seit einigen Jahren gibt es in der hochschulpolitischen Debatte Bestrebungen, das deutsche Wissenschaftssystem stärker an die Erfordernisse anzupassen, die aus sogenannten „Großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ (Klimawandel, Ernährungssicherheit, demographische Entwicklung und Ressourcenverknappung) resultieren. Damit stellt sich für Mitglieder von Hochschulen natürlich die Frage, welche Konsequenzen daraus in den kommenden Jahren für ihre Arbeit resultieren werden.

Ich wäre Ihnen deshalb dankbar wenn Sie mir Ihre hochschulpolitischen Ansichten zu folgenden Fragen mitteilen würden:

1. Sollten staatliche Hochschulen zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen sich in Zukunft stärker normativ profilieren, indem sie sich offen zu bestimmten wirtschaftspolitischen Zielvorstellungen (z.B. Nachhaltige Entwicklung, sozial- und umweltpolitische Mindeststandards, Corporate Social Responsibility) in Form eines Leitbildes bekennen, oder plädieren Sie für die Beibehaltung des Prinzips der weltanschaulichen Neutralität von Hochschulen?

2. Halten Sie es für wünschenswert, dass Hochschulen ihre jeweilige Werteorientierung auch in ihren Lehrplänen verankern?

3. Sehen Sie einen Zielkonflikt zwischen einer weltanschaulichen Profilierung von Hochschulen und den Grundrechten von Hochschulmitgliedern (insbes. GG Art 5 (3), GG Art 4 (1))?

Mit freundlichen Grüßen,
R. M.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr M.,

Vielen Dank für Ihre interssanten Anfragen das Hochschul-bzw.
Wissenschaftssystem betreffend. In der Tat befasst sich der Wissenschaftsrat
sein einiger Zeit mit dem Thema der großen Herausforderungen unserer Zeit
und die daraus abzuleitenden Konsequenzen für die Wissenschaft und die
Wissenschaftspolitik. Noch ist der Diskussionsprozess nicht abgeschlossen,
daher kann ich Ihnen leider noch kein Material dazu zusenden.
Bzgl. der Arbeit des einzelnen Wissenschaftlers/in wird sich daraus nicht
unmittelbar etwas ableiten lassen, allerdings stellt sich die Frage, ob die
großen Programme des Bundes und Europas noch stärker darauf ausrichten, was
zur Folge hat, dass Wissenschaftler sich mit ihren Forschungsarbeiten daran
beteiligen können. Allerdings ist die in vielen Bereichen schon heute so,
wenn ich an Fragen des Klimawandels, der Gesundheit oder der
Digitalisierung denke. Letztlich bleibt davon die Freiheit von Forschung und
Lehre unberührt, denn jeder Wissenschaftler ist frei in der Frage, welchen
Themen er sich wie widmet.
1. Hochschulen als Institutionen werdnen sich nicht normativ als Ganzes
ausrichten, denn sie haben gesellschaftlich umfassende Aufgaben in Lehre,
Forschung und Gesellschaft (Dritte Mission) zuerfüllen. Weltanschaulich
müssen Hochschulen auch zukünftig die Neutralität wahren, denn jedes
Leitbild muss letztlich mit dem Grundgesetz vereinbar sein. Dass bedeutet ja
nicht, dass Hochschulen nicht nachhaltig ausgerichtet sein sollen oder
sozial- und umweltpolitische Standards umsetzen.

2. Lehrpläne als solche gibt es an Hochschulen nicht. Studien- und
Prüfungsordnungen unterliegen inhaltlich den Anforderungen der jeweiligen
Fachdisziplinen bzw. übergeordneten Empfehlungen (z.B. Empfehlungen der KMK
zur Lehrerbildung; Apporbationsordnungen im Rahmen der Medizinerausbildung
etc.). Hier obliegt es den Fachdiziplinen Grundsätze z.B. ethischer Natur
aufzunehmen. Ein exemplarisches Beispiel sind die Lehramtsprüfungsordnungen,
die von Seiten der Länder erlassen werden und letztlich der Ausbildung von
Lehrkräften zugrundeliegen. Davei gibt es in Zeitabständen Novellierungen,
die sich auch an gesellschaftlichen Entwicklungen (z.B. Umsetzung der
UN-Behindertenrechtskonvention) orientieren.

3. Diese Frage habe ich bereits beantwortet. Das Hochschul- und
Wissenschaftssystem muss die grundgesetzlich geschützte Freiheit von
Wissenschaft und Studium umsetzen oder anders ausgedrückt - diese dürfen
nicht eingeschränkt werden.

Ich hoffe damit Ihre Fragen beantwortet zu haben und verbleibe mit den
besten Grüßen
Eva-Maria Stange