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Emanuel Kotzian
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Frage von Kristian B. •

Frage an Emanuel Kotzian von Kristian B. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Kotzian,

unter den Jugendlichen schwindet das Bewusstsein über die Deutsche Geschichte, sowohl die nähere z.B. DDR als auch das Dritte Reich. Dies zeigt sich vor allem durch Unwissenheit bzw. Gleichgültigkeit der Problematiken der damaligen Zeit.

Wie wollen Sie sicherstellen das sich in Zukunft solche Verhältnisse wieder einstellen, bzw das insbesondere die nicht betroffenen Generationen besser darüber aufgeklärt sind.

MfG
Kristian Biss

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Antwort von
PIRATEN

Sehr geehrter Herr Biss,

sie sprechen eine der heikelsten Fragen der Bildungs- und Gesellschaftspolitik an.
Die Antwort ist nicht einfach; vor allem da ich davon ausgehe, dass die Aufgabe historisches Bewusstsein zu schaffen nicht allein Politikern überlassen werden darf.
Was ich als Politiker hierzu beisteuern kann sind drei Punkte:
Erstens die Investition in eine Bildungssystem das zu Selbstverantwortung und individuellem, demokratischem und reflexivem Denken führt.
Noch immer ist die Schule von heute eine "Aufbewahrungsanstalt" in der Schüler zwar historische Fakten über die deutschen Diktaturen lernen aber gleichzeitig mitbekommen, dass sie in der Schule nichts zu sagen haben.
Als Schülersprecher war meine Mitsprache auf banale Belange beschränkt, wie die große Frage ob in der Pause Käse oder Wurstbrötchen verkauft werden dürfen.
Gleichzeitig hatte die gesamte Schülerschaft keinerlei Einfluss darauf einen Lehrer bewerten zu können (und unter Umständen zu entfernen) der sich als Diktator und Willkürherrscher vor den Schülern aufführt.
Wie sollen also Jugendliche daran glauben können was sie im Geschichtsunterricht hören, wenn in der folgenden Stunde ein unkontrollierbarer Quasidiktator ihre Menschenwürde mit Füßen tritt?
Lassen Sie es mich nochmals in einem Satz zusammenfassen. Von einer Schule, deren Prinzipien aus dem Kaiserreich stammen kann ich nicht erwarten demokratisch geschulte Schüler im 21sten Jahrhundert hervorzubringen.

Zweitens appelliere ich an diejenigen, die Kinder erziehen. Klären Sie Ihr Kind selbst über die deutsche Vergangenheit auf! Je früher desto besser!
Vertrauen Sie Ihrem Kind und lassen Sie keine Fakten aus! Es gibt kein zu früh; seien Sie sich sicher, dass Ihr Kind es ihnen später danken wird.
Sprechen Sie Klartext. Kinder vertragen das oft viel besser als Erwachsene.
Bennen Sie klar wer Hitler war und dass Ihm Millionen von deutschen in den sichern Untergang gefolgt sind. Unterlassen Sie Geschichtsglättung:
Staufenberg ist ein Feigenblatt der deutschen Geschichte, aber auch er war überzeugter Nationalist. Niemand weis heute ob wir nicht immer noch in einer NS-Diktatur leben würden falls Operation Walküre geklappt hätte!
Und benennen sie die Nazis von heute! Ihr Kind hat Anspruch darauf zu erfahren das die NPD direkter geistiger Nachfolger der NSDAP ist und somit die Verbrechen zu rechtfertigen versucht.
Und verschweigen Sie nicht, dass Rassismus und Faschismus viele Facetten haben; oft versteckt hinter einer Fassade aus Biedermann und Wohltäter!
Vergessen Sie nicht die Verbrechen der SED und der STASI die auch zu unserer Geschichte gehören; auch wenn die Opferzahlen unterschiedlich hoch sind.
Jedes Individuum dass Seitens des Staates gequält und unterdrück wurde hat das Recht nicht vergessen zu werden.

Drittens und das schreibe ich als gebürtiger Pole, der sich als Weltbürger fühlt und in Deutschland eine zweite Heimat gefunden hat. Nehmen Sie den Rechten Wind aus den Segeln. Jeder hat das Recht auf sein Land stolz zu sein - das gilt auch für Deutsche! Die Abstempelung einer solchen privaten Meinung ist Zensur und Verharmlosung des dritten Reiches in einem. Wer das nicht trennt der hat schon argumentativ gegen den braunen Mob verloren.

Ich hoffe Ihre Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben, auch wenn die Antwort nicht angenehm ist, weil Sie die Mitarbeit aller erfordert anstatt sich einfach auf Politik und Staat zu verlassen. Ich hoffe Sie machen mit und bleiben uns gewogen.

Mit freundlichen Grüßen
Emanuel Kotzian