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Frage von Holger K. •

Frage an Diana Golze von Holger K. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Goltze,

ich verfolge sowohl die Familienpolitik der verschiedensten Parteien (auch der Linken), als auch der Regierung und damit verbundene Gesetzesänderungen seit geraumer Zeit. Was hier im Moment in Deutschland passiert erscheint Parallelen bei der Inquisition zu haben.
Die Jugendämter gehen einem "Verdacht" nach. Aktuelle Pressemeldung von heute: Fehlendes Pausenbrot im Kindergarten kann ein Anzeichen von Vernachlässigung sein!!! Hier wird das Jugendamt u. U. aktiv. Ich glaube die verantwortlichen für die Familienpolitik haben scheinbar nicht begriffen welchen Schaden sie mit ihrer Politik anrichten. Kleines Beispiel: Mein 4 jähriger Sohn hatte sich im Sommer bei einem Sturz im Garten eine oberfächige, wenn auch sehr sehr schmerzhafte, Hautabschürfung zugezogen und er hat seine ganzen Schmerz herausgebrüllt. Mein erster Gedanke war aufgrund der propagierten "Nachbar sieh hin und rufe das Jugenamt an Kampange" gleich hast du die Polizei im Haus. Das gleich gilt für Kinderarztbesuche. Die zur Zeit gültige Politik kann das Vertrauensverhältnis zum Kinderarzt total zerstörten und diese Besuche werden sich somit nur noch auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert. DAS kann bestimmt nicht im Sinne des Kindeswohls sein.
Deutschland ist sowie so ein kinderfeindliches Land, jetzt wird es noch ein familienfeindliches Land.
Wir haben aus der aktuellen Familienpolitiksituation für uns die Konsequenz gezogen unseren Sohn nicht mehr in Deutschland zu erziehen und die Familie nicht dem Kesseltreiben eines Jugendamtes auszusetzen.
Und nun zu der Frage an Sie: Sehen sie, dass sich in nächster Zukunft die Familienpolitik Ihrer Partei zu einer Familienschutzpolitik ändert und somit die Rechte des Jugendamtes drastisch eingeschränkt bzw. Kontrollmöglichkeiten über des JA verschärft werden??

MfG
Holger Klisch

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Klisch,

vielen Dank für Ihre Anfrage.
Offenbar haben wir ein sehr unterschiedliches Verständnis von der Aufgabe eines Jugendamtes. Ich verstehe es - auch aus der Erfahrung als langjähriges Mitglied verschiedener Jugendhilfeausschüsse heraus - als Dienstleister und Unterstützer für Kinder und ihre Familien. Die Jugendämter sind allerdings in den letzten Jahren zunehmend unter Druck geraten. Die fachliche Diskussion stellt an sie immer höhere Anforderung, denen aber nicht im selben Maße die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen folgten.
Kurz: Die Jugendämter können dem ihnen laut Kinder- und Jugendhilfegesetz zugewiesenen Auftrag zum Kindesschutz gar nicht mehr in dem Umfang nachkommen, wie es sein sollte. Dadurch kann es im Einzelfall zu umstrittenen und sicher auch zu falschen Entscheidungen einzelner Mitarbeiter/innen des Amtes kommen. Daraus auf eine generelle Unfähigkeit oder gar kindeswohlgefährdende Arbeit von Jugendämtern zu schließen, halte ich nicht für richtig.
Im Übrigen glaube ich, funktioniert das "Kesseltreiben" inzwischen genau anders herum: An wen richten sich denn zuerst die bohrenden Fragen von Medien und Öffentlichkeit nach einem der furchtbaren bekannt gewordenen Fälle von Kindesvernachlässigung? Natürlich an das zuständige Jugendamt! Auch dadurch wächst der Druck auf die weniger werdenden Mitarbeiter/innen, nur keine Familie zu spät zu besuchen oder gar ein Kind zu spät in Obhut zu nehmen. Insofern brauchen die Jugendämter unsere Unterstützung und so verstehe ich auch einen Teil von familienfreundlicher Politik, wenn ich versuche, Angebote für Familien zu stärken und nicht zu schwächen.

Mit freundlichen Grüßen
Diana Golze