Portrait von Denis Sabin
Denis Sabin
PIRATEN
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Denis Sabin zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Patrick W. •

Frage an Denis Sabin von Patrick W. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Sabin,

Was wollen sie im allgemeinen an der Clubkultur in Berlin (Lichtenberg) verändern oder bewirken.
Darauf sind Sie generell nirgends eingangen oder haben auschliesslich Stellung bezogen.

Portrait von Denis Sabin
Antwort von
PIRATEN

Hallo Patrick,

Ich danke dir für die Frage.

Clubkultur ist eines der Themen, bei denen ich mich gerade in letzter Zeit viel engagiert habe.
Das lag vor allem daran, dass es im Friedrichshain gerade eine Häufung an Problematiken gibt.
Unter anderem das Morlox, welches nun kurz vor seiner Schließung steht. Hier aber das letzte Wort dennoch nciht gesprochen ist, weil die Piraten im bezirksparlament gerade fieberhaft daran arbeiten, die Revaler Spitze für Clubs wie Rosis,Morlox,R19 und co annähernd zu erhalten. Wir haben die Demo des Morlox mit einem eigenen Truck verstärkt und für den Wahlkampf ein Themenplakat zur Clubkultur angefertigt.

Auf Grund der enormen Nachfrage nach Wohnraum und der zu erzielenden Preise für Neubauwohnungen, sind natürlich viele Grundstücke für Investor*innen interessant geworden, die bisher auch von Clubs genutzt wurden. Die weit verbreitete Nutzung von Brach- und Gewerbeflächen resultierte aus der Fülle an brachliegenden Objekten, die nach der Wende im Stadtgebiet anzutreffen waren. Eine Zwischennutzung durch Kulturbetriebe kamen vielen Grundstückseigentümer*innen zu Gute, da sich jahrelang keine anderen Interessent*innen fanden.

Jedoch kippt diese Situation nun merklich und immer mehr Clubs sehen ihre Existenz an ihren jetzigen Standorten bedroht, da die Nutzung des eigenen Grundstücks und auch angrenzender Grundstücke als Bauland nun sehr lukrativ geworden ist. In Lichtenberg ist diese Situation weniger ausgeprägt. Clubs wie das Sysiphos, der Rummelsburger Strand, die BOL-Ateliers oder das K19 sind meinem jetzigen Kenntnisstand nach nicht akut von einer Schließung betroffen und erfreuen sich einiger Beliebtheit. Sie liegen auch in recht gutem Abstand zu Wohnquartieren. Lichtenberg besitzt zwar eine hohe Wohndichte, hat aber gleichzeitig genug Platz und damit andere Voraussetzungen wie in Berlins Mitte. So ist zum Beispiel die alte Fleischfabrik an der Ruschestraße noch ein Insidertipp für Fotografen, Gotchas und Underground-Sightseeing. Einige Partys liefen hier auch schon. Das Gelände der Stasi an der Magdalenenstr bietet ebenso ein riesiges Angebot an Flächen. Der Bezirk hat das Potential Kultur aus Berlins Mitte aufzunehmen und dadurch selbst ein Plus an Kreativität und Kultur zu erhalten.

Wir Piraten sehen mehrere Punkte an denen angesetzt werden kann und muss, um die bestehende und auch die zukünftige alternative Kunst- und Kulturszene als Teil des Kiezcharakters eines Bezirks zu schützen und zu fördern.

Bei der Stadtplanung muss es möglich sein, auch Gebiete speziell als Gebiet für Kunst und Kulturstätten auszuweisen, daher wollen wir hier im bundesweiten Baurecht, der BauNVO eine Änderung hin zum "Kulturgebiet" einführen, damit auch für die Betreiber von Kultureinrichtungen Planungssicherheit herrscht und sie langfristig investieren und operieren können.

Ein ebenso großes Problem sind Neu- und Umbauten von Gebäuden in direkter Nachbarschaft, deshalb wollen wir, dass bei Neubau/Umbau die umliegenden Gebäude unter Bestandsschutz bei der Planung zu berücksichtigen sind.
Dies wäre Ländersache und ist in der Berliner Bauordnung zu regeln. Der Ansatz der Koalition in Berlin ist lange nicht ausreichend.

Besonders betroffen sind Clubs auch durch die von ihnen ausgehende Geräuschkulisse, auch hier soll bei der Planung von Neubauten und Umbauten in der Nachbarschaft Schallschutzgutachten erstellt werden und diese bei der Planung in das Schallschutzkonzept der Neubauten/Umbauten einbezogen werden. Hierdurch soll die Störung von zukünftigen Anwohner*innen durch "Lärm" schon in der Planungsphase eines in der Nähe zu errichtenden Neubaus oder einer Sanierung verhindert werden.

Vielfach ist es auch der Lärm auf öffentlichem Straßenland vor den Clubs, der Ärger (wie beim icon) nach sich zieht, aber die Clubbetreiber nun mal nicht für die öffentlichen Flächen zuständig sind. Das MusicBoard Berlin hat ein Budget von 1.Mio Euro. Hier könnten zum Beispiel an Hot Spots wie der Revalerstr mit Flyern und/oder künstlerischer Darbietung und in Kooperation mit den Clubs eine Sensibilisierung des Publikums stattfinden.

Diese und auch weitere Maßnahmen kannst du im Detail auch hier nachlesen: https://lqpp.de/be/initiative/show/2540.html

Ich hoffe ich konnte deine Frage zufriedenstellend beantworten.

Beste und "bassige" Grüße

https://twitter.com/Spreekaribik/status/357753721834319872/photo/1