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Corinna Rüffer
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Frage von Rainer L. •

Frage an Corinna Rüffer von Rainer L. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Rüffer,

wie ist Ihre Meinung zum bedingungslosen Grundeinkommen?

Mit freundlichen Grüßen
Rainer Locke

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Locke,

ich unterstütze die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens seit Jahren. BefürworterInnen vertrauen darauf, dass Menschen sinnvolle Tätigkeiten verrichten möchten und die Gesellschaft davon profitiert.

Sinnvolles wird schon immer vielfach jenseits der Erwerbsarbeit geleistet. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen wäre Erwerbsarbeit nicht unbedingt notwendig, um den Unterhalt zu bestreiten. Es wäre ein Zeichen von gesellschaftlicher Anerkennung für diejenigen, die wenig oder gar nichts verdienen. Häufig handelt es sich dabei um Menschen, die Kinder erziehen oder ältere oder kranke Menschen pflegen. Obwohl der tägliche Einsatz für andere existenziell wichtig für unsere Gesellschaft ist, wird er gegenüber der Erwerbstätigkeit schlechtergestellt. Daneben gibt es natürlich auch Menschen, die keiner Erwerbsarbeit nachkommen können. Ein Grundeinkommen würde Räume jenseits der Erwerbsarbeit öffnen und vielen mehr Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.

Auch Berufstätige würden von einem Grundeinkommen profitieren. Viele Menschen haben heute das Gefühl, dass sie immer mehr in immer weniger Zeit schaffen müssen, dass der Druck stetig zunimmt und das Gefühl von Sicherheit verloren geht. Die Angst vor dem sozialen Abstieg in Deutschland ist ein weit verbreitetes Phänomen. ManagerInnen und FacharbeiterInnen sind gleichermaßen betroffen. Zeit für Muße, Familie oder Ehrenamt wird zunehmend knapp oder steht nicht mehr zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund kann ein Grundeinkommen die individuelle Wahlfreiheit deutlich erweitern. Es würden Freiräume für eine sinnvolle Gestaltung des Lebens- und Arbeitsumfeldes entstehen. Wer unzufrieden ist, würde an Freiheit gewinnen, den Beruf zu wechseln. Arbeitslose würden davor geschützt, jeden Job annehmen zu müssen. Sie müssten keine Angst mehr vor Sanktionen haben. Kurzum: Ein Grundeinkommen könnte zu einer Humanisierung der Arbeitswelt beitragen.

Es gibt viele unterschiedliche Vorschläge, wie ein Grundeinkommen konkret ausgestaltet werden könnte. Deshalb unterstütze ich die Forderung meiner Partei nach einer Enquete-Kommission im Deutschen Bundestag, um dort Ideen und Modelle zu diskutieren. Wichtig ist mir, dass ein Grundeinkommen so gestaltet wird, dass es die beschriebenen Freiheiten und Möglichkeiten eröffnet.

Mit freundlichen Grüßen,
Corinna Rüffer

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