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Claudia Roth
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Frage von Stefan B. •

Frage an Claudia Roth von Stefan B. bezüglich Energie

Sehr geehrte Frau Roth,

als Grüne Partei treten Sie sehr stark für regenerative Energiequellen und gegen Strom aus Kohle- oder Kernkraftwerken ein. (Siehe auch Ihr Radiointerview bei Bayern3.) Das ist grundsätzlich nicht falsch. Nur liefern Solarzellen nachts logischerweise keinen Strom und bei Windstille steht jedes Windrad. Ein Krankenhaus oder die Bahn müssen aber rund um die Uhr laufen! Woher kommt denn diese sogenannte Grundlast im Stromnetz, wenn die Lichter nicht ausgehen sollen? Etwas Strom muss also immer aus Kohle, Öl, Gas oder Atomkraft erzeugt werden. Wäre es nicht besser, etwas Atomkraft in Deutschland mit Siemens-Technik zu haben, als es mit Tschernobyl-Technik dann doch aus Osteuropa zu importieren?

Vielen Dank für Ihre Antwort,

Ihr Stefan Bornemann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Bornemann,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 07.09.2005. Es freut mich, dass Sie sich für die energiepolitische Situation und Zukunft unseres Landes interessieren.

Ein Ziel von Bündnis90/Die Grünen im Bereich Energiepolitik ist es, bis 2050 aus der Atomkraft und der CO2-intensiven Kohleenergie komplett auszusteigen. Dabei geht es nicht darum, dass in Deutschland die Atomkraft abgebaut wird, um dann Atomstrom aus anderen Ländern zu importieren. Wir vertreten die Politik der 3 E – Einsparung, Effizienz und Erneuerbare Energien.

Diese Politik zielt darauf ab, den Investitionsstau in der veralteten Versorgungsstruktur aufzulösen und bis zum Jahr 2020 zu einem neuen, umweltfreundlichen und damit zukunftssicheren Energiemix zu kommen: Wir wollen dann mindestens 25 Prozent der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien umstellen. Bis 2050 wollen wir den Anteil konventioneller, dass heißt fossiler Energieträger auf 15 Prozent reduzieren.

Wir setzen nicht nur auf Windkraft- und Solarstromanlagen, sondern auch auf Wasser-, Erdwärme- und Biomasseanlagen, die weniger stark wetterabhängig sind. Die Grundlast im Stromnetz wird so nicht gefährdet.

Aber nicht nur energiepolitisch ist die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien wichtig, sie ist auch für die Arbeitsmarktpolitik von großer Bedeutung. Der Boom bei den Erneuerbaren Energien wird vor allem von etlichen kleinen und mittelständischen Unternehmen und normalen BürgerInnen getragen. Dadurch arbeiten in dieser Branche bereits heute ca. 130.000 Menschen - mehr als in der Atom- und Kohleindustrie zusammen.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Bedenken in Bezug auf Erneuerbare Energien zerstreuen.

Mit freundlichen Grüßen

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