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Christine Kamm
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Frage von Bernhard K. •

Frage an Christine Kamm von Bernhard K. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Werte Frau Kamm,

die Situation für den Augsburger Radverkehr ist wirklich depremierend obwohl die Stadt von den Entfernungen wunderbar dafür geeignet ist.
Zusätzlich wird das Problem durch andere Stellen verschärtt. Beispiel Die AVV und die Bahn, wo für Fahrradmitnahme oft mehr bezahlt werden muss als für die Fahrkarte.
Es wäre sicher hilfreich, wenn die Stadträte einmal einen Sommer mit dem Rad zum Ratheus kämen, die Probleme würden dann den Entscheidungsträgern offensichtlich.
Was können Sie als Landtagsabgeordnete tun?

Freundliche Grüße
Bernhard Kammerer

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Werter Herr Kammerer,

es wäre wirklich wunderbar, wenn alle Stadträte wenigstens einmal mit dem Rad zum Rathaus fahren würden, damit sie die Problemstellen des Radfahrnetzes in Augsburg aus eigener Anschauung kennen lernen. Leider können dies Landtagsabgeordnete nicht veranlassen.

Landtagsabgeordnete können aber bessere Standards für den Radverkehr einfordern, etwa für den ruhenden Verkehr in der Bayerischen Bauordnung (da stand früher dazu was drin, wurde aber vor einem Jahr durch die CSU-Mehrheit gestrichen.) Dann kann und sollte man den Bau eines bayerischen überregionalen Radwegenetzes fördern, und nicht nur den gelegentlichen Bau von Radwegen entlang von Staatsstraßen beim Neubau derselben.
Ausserdem habe ich mich mit der Mitnahme des Fahrrads in der Bahn beschäftigt. Bislang zahlten die Landkreise an die Bahn einen kleinen Obulus, und die Bahn verzichtete dafür auf die Erhebung von Kosten für die Fahrradmitnahme in den Zügen. Dann forderte die Bahn plötzlich ein Mehrfaches für diese Leistung von den Landkreisen. Ein Teil der Landkreise einigte sich trotzdem mit der Bahn, deshalb kann man auch das Rad im Allgäu umsonst mit der Bahn mitnehmen. Im AVV - Bereich gibt es auch eine gewisse Subventionierung, deshalb kostet hier die Fahrradmitnahme 1,50 €. Im Landkreis Augsburg - aber auch in anderen Landkreisen - wurde keine Einigung mit der Bahn erzielt, deshalb kostet da die Fahrradmitnahme 4,50 €. Wenn man von Augsburg aus das Fahrrad mit der Bahn zum Beispiel nach Türkheim mitnehmen möchte, kostet der Abschnitt bis Schwabmünchen 1,50 Euro. Dann sollte man besser nach Buchloe radeln, denn hier kostet die Radmitnahme 4,50 Euro, selbst auf diesem kurzen Stück, und ab Buchloe ist sie wieder frei.
Hier muss noch nachgebessert werden, ich versuche Druck auf die Bahn auszuüben. Leider ist sich zwar in der Bewertung dieses Fleckerlteppichs der Landtag einig, nicht aber in der Frage der Kostenfreiheit generell. Manche - insbesondere Münchner - Kollegen halten die vielen Radler im S-Bahn-Bereich für eine Plage, vor allem an schönen Tagen in den Süden. Wenn es so ist, dass das Problem eine große Vielzahl von Radlern ist, die tatsächlich deutlich mehr Waggons erfordert, muss es wenigstens Sonderlösungen für andere Gruppen geben:
Daher müssen wir zumindest erreichen, dass es günstige (kostenfreie) Sonderlösungen für Berufspendler und Schüler gibt - bei einem Wochen- und Monatsticket sollte das Rad umsonst mit dabei sein - und für Familien, da die 4,50 € für eine 3-5-köpfige Familie wirklich zu viel sind. Es müsste also eine Familien- oder Gruppenfahrradkarte geben, und die Tageskarte vielleicht wenigstens auf 2 Euro begrenzt werden, wenn Kostenfreiheit schon nicht erreicht werden kann. Alle Verbesserungen erfordern natürlich Verhandlungen mit der Bahn, auf die wir weiter einwirken werden, auch wenn es zäh ist.

Was keine Lösung ist, ist die Radmitnahme ohne Karte, da vor allem in den ziemlich leeren Zügen im Donautal manche Zugbegleiter besonders eifrig bei der Kontrolle der Fahrradkarten sind. Ein junger Student berichtete mir, dass er sein Rad im Radabteil abgeschlossen hatte, und sich dann im Personenwagen niedergelassen hatte. Bahnbedienstete machten sich schon mit der Flex zu schaffen, um das Schloß aufzusägen und das Rad zu konfiszieren. Die Kosten für die Fahrradmitnahme betrugen in diesem Fall 40 Euro. Manche Bahnmitarbeiter konterkarieren mit ihrem täglichen Kampf gegen den Fahrgast so manche Aktivitäten der Werbeabteilung der Bahn ... . Trotzdem, wir arbeiten für eine kundenfreundliche Bahn.

Besten Dank für Ihre weitere Unterstützung dabei
Mit freundlichen Grüßen

C h r i s t i n e K a m m