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Christian Haase
CDU
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Frage von Torsten B. •

Frage an Christian Haase von Torsten B. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Haase,

Menschen in Not muss geholfen werden, dies steht außer Frage.
Wie diese Hilfe erfolgen kann, da gibt es unterschiedliche Wege.
Ihre Partei, Ihre Parteikollegen und allen voran Frau Dr. Merkel haben sich dafür entschieden, den Betroffenen diese Hilfe auf bundesdeutschem Boden zukommen zu lassen. Dazu wurden alle Hilfesuchenden "eingeladen": "Das Grundrecht auf Asyl kennt keine Obergrenze", "Refugees welcome", "Wir brauchen dringend Arbeitskräfte" etc., um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
Ich gehe davon aus, dass hier nicht planlos gehandelt wurde, sondern dass die Situation analysiert und auf dieser Basis eine rationale Entscheidung getroffen bzw. eine tragfähige Strategie festgelegt wurde.
Folgende Fragen sollten daher leicht zu beantworten sein:
Wie viele Millionen Menschen kann Deutschland aufnehmen, sagen wir mal bis Ende 2016?
5 Millionen, 50 Millionen, 100 Millionen? Gibt es hier vielleicht auch keine Obergrenze?
Dann habe ich noch eine weitere Frage!
Aktuell leben ca. 7300 Millionen Menschen auf der Erde, ca. 60 Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung, ca. 795 Millionen Menschen leiden unter Hunger, mindestens 6000 Millionen Menschen haben einen signifikant geringeren Lebensstandard als wir in Deutschland.
Die Tatsache, dass die Deutschen Grenzen de facto offen sind und wirklich jeder in das Land hineingelassen wird, hat zusammen mit der o.g. „Einladung“ dazu geführt, dass sich einige Millionen von diesen 6000 Millionen gerade auf den Weg zu uns machen, um ihren Lebensstandard zu erhöhen.
Mit wie vielen Millionen rechnet die CDU?
1 Millionen, 5 Millionen, 50 Millionen, 100 Millionen?
Die Armut auf der Welt ist sehr groß, das ist ein trauriges Faktum.
Von daher bin ich schon sehr gespannt darauf, welche Zahlen Sie mir nennen werden.
Eine genaue Schätzung ist schwierig, das ist mir klar, ein grober „Von-Bis-Wert“ würde mir daher völlig reichen.

Dafür bereits vielen Dank im Voraus!

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Bruns,

vielen Dank für ihre Zuschrift zur aktuellen Flüchtlingssituation. Für mich ist es wichtig, dass wir zu diesen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen in Austausch kommen. Ich danke Ihnen für Ihre ausführliche und facettenreiche Stellungnahme zu diesem komplexen Thema, denn ich nehme die Sorgen und Ängste aus der Bevölkerung sehr ernst. Deshalb habe ich mich in meinem aktuellen Newsletter, den ich am Ende einer jeden Sitzungswoche verschicke, auch schwerpunktmäßig mit dem Thema Flüchtlinge befasst. Den Newsletter können Sie hier abrufen http://www.haase-christian.de/berlin/newsletter.html - dort gehe ich auf viele der untenstehenden Punkte noch etwas detaillierter ein.

Die Flüchtlingsbewegung nach Deutschland hat in den letzten Tagen und Wochen noch einmal stark zugenommen. Schon seit einigen Jahren steigt die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, stetig an. Ihr Kommen ist häufig Ausdruck der außenpolitischen Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen, die wir vor allem in und rund um Syrien erleben. Syrien, wo die Terrormiliz IS schrecklich wütet, ist nur ein Beispiel unter vielen – in und aus diesem Land sind alleine mehr als 11 Millionen Menschen geflohen.

Es ist nun wichtig, dass wir eine Lösung mit Herz und Verstand finden. Sie haben Recht, dass wir klare und schnellere Prozesse zur Unterscheidung der Flüchtlinge in „dringend schutzbedürftig“ und „nicht dringend schutzbedürftig“ brauchen, um unsere Kapazitäten und Ressourcen richtig einsetzen können, für diejenigen, die unsere Hilfe am dringendsten benötigen. Diese Entscheidung sollte am besten schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen gefällt werden. Und es ist auch klar, dass wir auf Dauer nicht jedes Jahr 800.000 Menschen bei uns aufnehmen können. Und es ist auch klar, dass unsere europäischen Nachbarn stärker mit einbezogen werden müssen. Da bin ich Ihrer Meinung. Wir dürfen keine falschen Hoffnungen und Anreize für Menschen setzen, die aus sicheren Herkunftsländern kommen, auch wenn ich deren persönlichen wirtschaftlichen Beweggründe nachvollziehen kann. Unsere Kapazitäten benötigen wir für die tatsächlich Hilfebedürftigen und Verfolgten.

Wir stellen auch fest, dass ein ganz erheblicher Anteil der Asylbewerber vom Balkan kommt, aus Ländern, in denen weder Krieg noch politische Verfolgung herrscht; sie können nicht bei uns bleiben. Diese Fakten verschweigt niemand, ganz im Gegenteil hat die Kanzlerin in einem Hintergrundgespräch gestern Abend sehr klare Worte gefunden. Einerseits ist klar, dass eine Lenkung des Flüchtlingsstromes nur außerhalb Deutschlands geschehen kann. Andererseits kann die Lösung auch nicht sein, dass nun jeder seinen eigenen Zaun baut. Ein Schlüssel für die Flüchtlingskrise liegt auch in der Türkei - da stimme ich Ihnen ebenso zu. Hier müssen wir aktiv werden. Wir befassen uns auf verschiedenen Ebenen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln - sowohl humanitär als auch geo- und sicherheitspolitisch - mit dem Thema. Auf dem Flüchtlingsgipfel in der vergangenen Woche wurden richtigen Schritte zur Entlastung der Kommunen gemacht. Dies begrüße ich ausdrücklich.

Sobald dann der Status der einzelnen Flüchtlinge geklärt ist, liegt bei den Neubürgern dann natürlich der nächste Schritt beim Thema Integration. Wer zu uns kommt und bei uns bleiben möchte, muss sich klar zu unseren Werten und unserer Rechtsstaatlichkeit bekennen. Dies muss Bedingung sein und erlernt werden.

Das im Koalitionsausschuss verabredete Gesamtpaket, welches die Handschrift der Union trägt, hat einen fünfgliedrigen Ansatz: die Fluchtursachen bekämpfen, eine gemeinsame europäische Antwort finden, den tatsächlich Verfolgten helfen, die Nicht- Verfolgten dazu zu bringen, in ihrer Heimat zu bleiben oder dahin zurückzukehren und schließlich Kommunen und Ländern helfen.

Sicherlich haben wir noch einen langen Weg vor uns, was die Flüchtlingskrise angeht. Aber ich glaube, dass Deutschland das schafft. Es hat sich stets gezeigt, dass wir am stärksten waren, als die Herausforderung am größten schien.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Haase MdB

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