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Christa Goetsch
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Frage von Jonathan R. •

Frage an Christa Goetsch von Jonathan R. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Goetsch,

Hamburg hat als eines von wenigen Bundesländern keinen LRS-/Legasthenieerlass für Schulen. Für die Pädagogen heißt das stets Einzelfallentscheidungen zu treffen. Außerschulische Förderung z.B. für Kinder mit LRS wird zunehmend erschwert und mit indiskutablen Argumenten werden seitens der Behörde Elternanträge auf Kostenübernahmen abgewiesen. Kinder mit LRS sind, wie Sie sicherlich wissen, ganz normale Kinder mit mindestens durchschnittlicher Inteligenz (sonst wäre es keine LRS, sondern u.U. Lernbehinderung), sie sind die Zukunft unseres Landes, wie es immer so schön in PolitikerInnen-Verlautbarungen heißt, doch diesen Kindern mit einer Teilleistungsschwäche wird die Zukunft oft durch behördliche Einsparungen verbaut! Nur Eltern, die eine Lerntherapie wie zum Beispiel im LOS, nicht günstig, aber sehr gut und lohnend, selbst finanzieren, können entsprechend für die Bildung der Kinder sorgen.

Werden Sie als Bildungspolitikerin sich für die bessere außerschulische Förderung (schulische Förderung ist bislang IMMER gescheitert) in Einrichtungen wie dem bundesweit tätigen LOS - Lehrinstitute für Orthographie und Schreibtechnik - und für eine LRS-Erlass einsetzen?
MfG J. Red.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Red,

In Hamburg gibt es eine Richtlinie zu den Außerunterrichtlichen Lernhilfen (AUL). Diese ist in den Schulen bekannt und zeigt für LehrerInnen einen Weg auf, wie Kinder beispielsweise mit Lese-Rechtschreib-Schwäche oder anderen Lernschwächen unterstützt werden können. Leider findet diese Unterstützung häufig außerhalb des normalen Schulbetriebs statt. Zudem gibt es zwei weitere Probleme: 1. Damit ein Kind Unterstützung bekommt, muss eine genaue Diagnose erstellt werden - ein Prozess bei dem Schule, Unterstützungssystem REBUS und ggf. externe Gutachter bzw. Institute beteiligt sind und der häufig viel zu lange dauert. 2. Die Mittel für AUL sind zudem begrenzt, so dass Kinder einmal in der Förderung, schnell wieder herausfallen können.

Unter dem Motto "9 macht klug" (www.9machtklug.de) befürwortet die GAL eine Schule für alle Kinder - alle heißt dann auch wirklich alle - unabhängig davon, wie schnell oder langsam sie lernen, unabhängig davon, aus welchem Elternhaus sie kommen. Hier werden Kinder nicht ausgesondert, dafür aber im ganz normalen Schulbetrieb individuell gefördert. Wie das funktionieren kann sieht man nicht nur in skandinavischen Ländern. Hamburg hat mit seinen Integrativen Regelklassen in den Grundschulen ein System geschaffen, in dem die Kinder in Klassen bzw. Schulen kommen, in denen unterschiedliche Professionen zusammen arbeiten: LehrerInnen, SonderpädagogInnen, SozialarbeiterInnen u.s.w. An diesen Schulen bzw. in diesen Klassen ist alles vor Ort: Diagnosekompetenz und Förderkompetenz. Alle Kinder - egal welche Unterstützung oder Begleitung sie brauchen, sind immer phasenweise in kleinen oder großen Gruppen - bleiben aber immer im Gesamtverband. Das ist der Weg in die Zukunft, wie ihn die GAL befürwortet.

Mit freundlichen Grüßen
Christa Goetsch